„Habe mich viel besser gefühlt“
Bei der EM belohnt sich Hürdensprinterin Victoria Rausch für eine tolle Saison
Nach einer ganz starken Saison mit mehreren Landesrekorden innerhalb kurzer Zeit (zuletzt 13''24) war die Luxemburgerin Victoria Rausch bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in München dabei. Dabei qualifizierte sich die 26-Jährige im Olympiastadion überraschend für das Halbfinale, das sie gestern in 13''33 als 20. von 24 Läuferinnen abschloss. Im Interview spricht die 26-Jährige über die Stimmung in der Arena, nasse Hürden und eine wichtige Begleitung.
Victoria Rausch, bei Ihrer ersten EM-Teilnahme durften Sie gleich ein Halbfinale laufen. Wie war's?
Es war ein gutes Rennen. Ehrlich gesagt, dachte ich, dass ich etwas schneller gelaufen wäre. Ich habe mich viel besser gefühlt als im Vorlauf. Deshalb bin ich ein bisschen überrascht, dass ich nur vier Hundertstelsekunden schneller war. Aber ich bin trotzdem zufrieden.
Am Samstagabend qualifizierten Sie sich als Sechste Ihres Vorlaufs für das Halbfinale. Das war noch spannender ...
Es war mega. Ich hatte gar nicht erwartet, dass ich mich für die nächste Runde qualifizieren könnte. Mein Vorlauf war gut, aber nicht das beste Rennen. Die Konditionen waren auch nicht so einfach.
Es hatte zuvor den ganzen Tag geregnet. Wie sind Sie mit der nassen Laufbahn klargekommen?
Mit den Hürden ist das ein bisschen gefährlicher, es kann nämlich rutschig werden. Weil ich wusste, dass es regnen wird, habe ich mich aber sehr gut vorbereitet. Ich wäre auch mit einem Unwetter klargekommen. (lacht)
Wie gut war die Vorbereitung auf die Atmosphäre im Olympiastadion?
Da konnte ich mir bei unseren anderen Athleten schon einen Eindruck verschaffen. Ich habe am Montag Patrizia (van der Weken, Anm. d. Red.) zugeschaut, also wusste ich, dass die Stimmung sensationell sein wird. Auch mein Trainer (Arnaud Starck, Anm. d. Red.) sagte mir, dass es sehr hart werden würde und ich mich nur auf mich konzentrieren soll.
Hat es funktioniert oder war die Anspannung trotzdem größer als bei einem normalen Rennen?
Ich glaube, ich war vielleicht ein kleines bisschen aufgeregter als sonst. Als ich jünger war, bin ich vor den Rennen immer viel zu nervös gewesen, aber im vergangenen Jahr habe ich das gut in den Griff bekommen.
Haben Sie gar nicht auf die anderen Läuferinnen geachtet?
Normalerweise konzentriere ich mich nur auf mich, aber ich habe gemerkt, dass ich während des Vorlaufs immer ein bisschen
die Teamkollegen schon alle fertig sind?
Das hat mich jeder gefragt, aber für mich war es gar kein Problem. Es war wie ein Lehrgang. Ich bin eine Woche weg von zu Hause, mache mein Training und am Ende laufe ich mein Rennen. Deshalb war es nicht so schwierig.
Wie wichtig ist es, mit Patrizia van der Weken nicht nur eine Teamkollegin, sondern auch eine Freundin dabei zu haben?
Ich bin total froh, dass sie auch hier ist. Wir trainieren das ganze Jahr zusammen, wir sehen uns häufiger als unsere Familien. Deshalb war es etwas ganz Besonderes, mit ihr zusammen an dieser EM teilzunehmen.
Ehrlich gesagt, dachte ich, dass ich etwas schneller gelaufen wäre.
Sind diese European Championships jetzt der perfekte Abschluss Ihrer ohnehin schon erfolgreichen Saison?
Auf jeden Fall. Ich hätte mir keine bessere Saison erwarten können. Hätte mir am 1. Januar jemand gesagt, dass ich so eine Saison haben würde, hätte ich ihn wahrscheinlich ausgelacht.
Welches Gefühl überwiegt jetzt?
Ich bin schon froh, dass die Saison jetzt vorbei ist. Mein Körper fängt an, wirklich überall weh zu tun. Ich bin einfach froh, dass ich jetzt eine Pause machen kann. Ich werde jetzt zwei bis drei Wochen nicht Laufen. Etwas Sport nebenbei schon, sich bewegen, aber wirklich kein Training.
Ein bisschen den Anschluss an die vorderen Positionen verlor Majerus nach dem Kreisel um das Siegestor. „Wir sind da ohne viel Geschwindigkeit rausgekommen, und dann entstehen direkt Löcher“, beschreibt sie den letzten Streckenabschnitt. „Es war nicht schlecht, wirklich nicht, aber ich weiß, dass ich im Sprint besser bin, als ich es hier zeigen konnte.“
Unzufrieden ist die 35 Jahre alte Einzelkämpferin mit ihrer Europameisterschaft dennoch nicht. „Ich muss mich zufriedengeben, ich habe meine Möglichkeiten so gut ich kann genutzt. Am Ende hat mir das nötige Gefühl gefehlt, weil ich den Sprint eigentlich nie selbst mache. Vielleicht hätte ich ein paar Plätze weiter vorne landen können.“jan
„Das hier ist einfach total geil“, erklärt der Referee, der momentan noch den „Blue Bagde“-Status innehat, aber demnächst zum „Gold Badge“aufsteigen will. „Wenn ich hier nicht zu viel Mist baue, dann müsste das auch klappen.“Ob der Luxemburger befördert wird, hängt davon ab, wie er sich auf dem Schiedsrichterstuhl schlägt – auch bei dieser EM. „Es kommt darauf an, ob man souverän ist. Ob man so reagiert, wie man reagieren soll“, erklärt er. „Und natürlich keine Fehler macht.“
In der Münchner Rudi-Sedlmayer-Halle war Pierret einer von sechs Schiedsrichtern, die für die Finalspiele eingesetzt werden konnten. Pro Partie sitzen zwei Unparteiische in der Box, die bei vielen Entscheidungen selbstbestimmt sind. „Wenn ich einen falschen Aufschlag abzähle, dann gilt dieses Urteil“, erläutert Pierret.
Dabei darf sich der Schiedsrichter nicht von der Atmosphäre ablenken lassen. „Die mediale Präsenz ist schon etwas anderes als bei anderen Turnieren. Auch dass es eine Person gibt, die uns sagt, wann wir rein- und rausgehen. Das ist schon etwas Besonderes.“
Am Ende des Tages kommt es aber vor allem auf eines an: Fingerspitzengefühl. „Das ist sehr wichtig, eigentlich das A und O. Es ist klar, dass ich den Sieger küre, wenn ich bei 10:9 einen Aufschlag abzähle. Dieser Verantwortung muss man sich bewusst sein.“
Einer solchen Verantwortung ist sich auch Gilles Andring bewusst. Mit seiner Kollegin Manon Keyser ist der Vizepräsident des Verbandes FLGym bei der Turn-EM als Kampfrichter im Einsatz. Als sich am Freitag die luxemburgischen Junioren im Mehrkampf an den sechs Geräten abrackerten, saß Andring als einer von drei DKampfrichtern an den Ringen. „D steht für Schwierigkeit (difficulty, Anm. d. Red.)“, erklärt der Luxemburger. „Wir definieren den Schwierigkeitsgrad der geturnten Elemente.“
Aus Erfahrung wird Routine
Die vermutlich schwierigere Aufgabe haben Andrings Kollegen, die als E-Kampfrichter die Ausführung der Übungen bewerten müssen – also bestimmen müssen, wie viele Fehler geturnt wurde. Der Mittelwert der Abzüge aller Kampfrichter wird ausgerechnet und daraus schließlich eine Gesamtnote ermittelt. „Die Bewertung ist immer ein bisschen subjektiv“, erzählt Andring.
Auch für ihn sind die Europameisterschaften in der bayrischen Hauptstadt kein Alltagsgeschäft.
„Mit der Erfahrung kommt natürlich auch die Routine, aber eine EM oder WM ist schon etwas Tolles“, erläutert der Kampfrichter.
Aber anstrengend ist es auch. „An einem langen Qualifikationstag stehen wir spätestens um 6.30 Uhr auf und sind abends erst nach 20 Uhr fertig. Das ist schon intensiv. Ohne Sportler gibt es keinen Wettkampf, aber ohne uns auch nicht.“
Nicht nur die Arbeitstage sind für Andring und seine Kollegen im Turnen anspruchsvoll, auch den Status muss man sich erst einmal erarbeiten. „Jeder internationale Kampfrichter legt ein Examen ab – und das alle vier Jahre neu, weil sich das Regelwerk ständig ändert“, erklärt der Luxemburger. „Da muss die Motivation schon sehr groß sein.“
Die Hoffnung auf eine Teilnahme bei den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris haben Pierret und Andring gemeinsam. „Olympia wäre ein Traum“, sagt der Tischtennis-Schiedsrichter. Und vielleicht ist der Luxemburger in zwei Jahren nicht nur dabei, sondern erneut ein Kandidat fürs Finale. jan
Ich habe relativ schnell gemerkt, dass die Niederländerinnen unbedingt in den Sprint wollten. Christine Majerus