Allein gegen alle
Radprofi Christine Majerus kämpft gegen die Übermacht der großen Nationen an
Als das niederländische Team kurz nach dem Münchner Siegestor endgültig den Schlusssprint anzog, war Christine Majerus schon nicht mehr vorne mit dabei. Die einzige luxemburgische Starterin beim EM-Straßenrennen der Frauen verkaufte sich gestern teuer, doch auf sich alleine gestellt hatte die 35-Jährige gegen die Übermacht der großen Mannschaften kaum eine Chance.
Weil es vor allem in der letzten Runde sehr eng und hektisch wurde, schaffte es Majerus nicht, sich besser zu positionieren. „Alleine habe ich da schon viel Energie verloren. Deshalb konnte ich am Ende auch nicht mehr so richtig sprinten“, erklärte Majerus nach der Zieleinfahrt auf dem Odeonsplatz,
wo zahlreiche Zuschauer die Radfahrerinnen bei 25 Grad Celsius und Sonnenschein bejubelten.
Nach 128,3 km von Landsberg nach München holte sich schließlich auch eine Niederländerin den EM-Titel. Die 23 Jahre alte Lorena Wiebes (2.59'20'') hatte im Spurt vor den beiden Italienerinnen Elisa Balsamo und Rachele Barbieri die Nase vorn. Majerus fuhr zeitgleich auf Rang 16.
Dänin ausgesucht
Dabei musste das Peloton auf den letzten Kilometern erst noch eine Ausreißergruppe einfangen. Etwa 15 km vor dem Ziel versuchten die Französin Juliette Labous, die Spanierin Sheyla Gutierrez Ruiz und Lea Lin Teutenberg aus Deutschland ihr Glück, sie wurden jedoch 3 000 Meter vor dem Ziel wieder eingeholt.
„Ich habe relativ schnell gemerkt, dass die Niederländerinnen unbedingt in den Sprint wollten“, sagte Majerus. „Mit acht Fahrerinnen
in der Mannschaft konnte man sich sicher sein, dass das am Ende auch so kommt. Deshalb habe ich mich gar nicht erst bemüht, bei den Ausreißerinnen dabei zu sein.“
Zu langsam aus dem Kreisel
Irgendwo dabei sein musste Majerus allerdings, denn ganz ohne Unterstützung wäre die Sportlerin des Jahres nicht in die Top 20 gefahren. „Ich wollte mich nicht hinter die ganz starken Fahrerinnen hängen, weil da jeder hinwollte“, erläutert die Luxemburgerin. „Ich hatte mir die Däninnen mit Emma Norsgaard ausgesucht. Mich da einzufügen, ist mir ziemlich gut gelungen.“
Chantal Hoffmann (l.), die in München als Physiotherapeutin mit dabei ist, begleitet Christine Majerus nach dem Rennen aus dem Zielbereich.