Leben und leben lassen
Wespen signalisieren für viele Menschen nur Gefahr – dabei geht auch ein Miteinander
Luxemburg. Wegen des heißen, trockenen Wetters geht es Wespen diesen Sommer besonders gut: Der Grund dafür mag überraschen. Es sind Pilze. Jene, die Wespenlarven befallen, bevorzugen nämlich kühle und feuchte Temperaturen – und solche Tage gab es seit März nicht viele.
So bleibt es nicht aus, dass einige Wespenvölker sich in diesem Jahr stärker ausbreiten und sich an oder in menschlichen Behausungen einnisten. Auch wenn sie noch so ungebeten sind: Gift sollte beim Umgang mit ihnen nach Möglichkeit nicht eingesetzt werden. Denn Wespen gelten nicht mehr als Schädlinge.
Der Feuerwehr, sprich der Corps grand-ducal d'incendie et secours (CGDIS), wird nur in Notfällen aktiv, wie Jerôme Gloden, Chef der Notrufzentrale, berichtet: „Zu solchen Notfällen gehören zum Beispiel Allergiker, die ein Wespennest in ihrem Haus haben. Ansonsten sind aber nicht wir zuständig, sondern das Haus vun der Natur.“Insekten spielen als Bestäuber und Jäger eine wichtige Rolle im Ökosystem, weshalb sie als Wildtiere geschützt sind.
Wespen loswerden? Oft unnötig
„Wenn Sie ein Nest stört, oder dieses gefährlich für Sie ist, rufen Sie uns an unter 290404-344“, sagt Lieke Mevis vom Haus vun der Natur. „Häufig reicht eine Beratung aus. Und die ist in jedem Fall kostenlos.“In vielen Fällen müsse ein Nest gar nicht entfernt werden, sondern einfache Maßnahmen seien ausreichend. „Wir siedeln Nester nur im äußersten Notfall um, also wenn von ihnen eine akute Gefahr ausgeht.“
Fotos von Nest und Wespen können bei der Beratung helfen, denn nicht jede Wespenart verhält sich gleich.
Abwarten und Nestreste entfernen In diesem Jahr gibt es zwar aufgrund der Hitze sehr viele Wespen. Aber die Trockenheit und Hitze setzen ihnen auch zu: „Wenn das Nest an einer ungünstigen Stelle gebaut ist, müssen die Wespen viel Aufwand betreiben, um das Innere kühl zu halten. Außerdem steht ihnen weniger Nektar zur Verfügung, von dem sie sich ernähren könnten. Die Insekten, die Wespen zur Ernährung ihrer Jungen fangen, haben das gleiche Problem.“
Deshalb seien die Wespen schon im Juli zu für unser Empfinden aufdringlichem Verhalten übergegangen und nicht erst im August – sie suchen verzweifelt nach genügend Nahrung. „Dafür beobachten wir, dass die Tiere ihre Zyklen früher abschließen. Viele Nester sterben also früher ab. Bereits jetzt verbleiben vorwiegend nur noch vier Arten. Und von denen sind zwei für Menschen eher unproblematisch, nämlich Feldwespen und Hornissen.“
Nistplätze ab April kontrollieren
Damit es erst gar nicht zum Nestbau kommt, rät das Haus von der Natur, ab April regelmäßig potenzielle Nistplätze zu kontrollieren. Dazu gehören zum Beispiel Schuppen, Unterstände oder Rollladenkästen. Wird die Königin schon früh beim Aufbau des Nestes gestört, sucht sie sich einen anderen Ort. Alte Nester sollten Sie nach dem ersten Frost oder im Frühling entfernen, denn daran könnte das nächste Wespenvolk im kommenden Sommer „anbauen“. Auch einige ätherische Öle können die Tiere von sonst für sie attraktiven Stellen fernhalten.
Wir siedeln Nester nur im äußersten Notfall um, also wenn von ihnen eine akute Gefahr ausgeht. Lieke Mevis, Haus vun der Natur