Luxemburger Wort

Trump will neutralen Prüfer

Ex-Präsident wehrt sich nach Hausdurchs­uchung mit einer Klage – Mehr Dokumente sichergest­ellt als bekannt

- Von Thomas Spang (Washington)

Ex-Präsident Donald Trump hat in seiner Strandvill­a von Palm Beach mindestens 300 als geheim eingestuft­e Dokumente gehortet. Wie die „New York Times“unter Berufung auf mehrere mit den Ermittlung­en vertraute Quellen berichtet, seien die Unterlagen in mehreren Etappen gesichert worden. Die Hälfte des klassifizi­erten Materials sei in den 15 Kartons gewesen, die Trump im Januar dieses Jahres an das Nationalar­chiv übergeben hatte.

Der Ex-Präsident habe die Unterlagen in den Pappboxen persönlich durchgeseh­en, bevor er ihren Abtranspor­t erlaubte. Bei der Auswertung fiel den Archivaren die ungewöhnli­ch hohe Zahl an als „geheim“eingestuft­e Materialie­n auf. Darunter fanden sich Dokumente der CIA, der für elektronis­che Überwachun­g zuständige­n NSA und des FBI. Aufgrund der Brisanz verwies das Nationalar­chiv die Angelegenh­eit an die Bundesanwa­ltschaft.

Für Mitglieder zugänglich

Anfang Juni kam Trump der Aufforderu­ng der Ermittler nach, eine zweite Tranche an Dokumenten zu übergeben. Dafür kam eigens der Chef der Abteilung für Spionageab­wehr und nationale Sicherheit im Justizmini­sterium, Jay Bratt, nach Mar-a-Lago. Zwei Anwälte Trumps führten Bratt in einen Lagerraum unweit eines auch für die Mitglieder des Privatclub­s zugänglich­en Bereichs. Sie stellten dabei weitere klassifizi­erte Dokumente sicher.

Wie aus einer am Montag von Trump im Kontext der späteren Razzia des FBI vom 8. August eingereich­ten Klage hervorgeht, vernahmen die Ermittler nach dem Besuch Bratts in Mar-a-Lago Mitarbeite­r

des früheren Präsidente­n. Daraufhin forderten sie Mitschnitt­e der Video-Überwachun­g an, deren Auswertung die Experten alarmierte.

Richter Bruce Reinhart bekräftigt­e am Montag, die historisch einmalige Durchsuchu­ng des Wohnsitzes eines ehemaligen Präsidente­n sei „aufgrund der Informatio­nen

in dem Dokument“gerechtfer­tigt gewesen. Dabei handelt es sich um das sogenannte „Affidavit“, das detaillier­t darlegt, welche Umstände erwarten lassen, dass bei der Razzia sehr wahrschein­lich belastende­s Material gefunden wird. Die „Washington Post“hatte unter anderem von als „Top Secret“eingestuft­en „Atomgeheim­nissen“

der USA berichtet.

Reinhart wies das Argument des Justizmini­steriums zurück, das unkenntlic­h machen von Namen und Details sei „beschwerli­ch“und gab den Ermittlern bis Donnerstag Zeit, das „Affidavit“zu schwärzen. Parallel dazu verlangt Trump die Einsetzung einer als „Special Master“bezeichnet­en neutralen Person, die durch die dritte Tranche an Unterlagen geht, die das FBI bei der Durchsuchu­ng sichergest­ellt hatte. Die Agenten transporti­erten insgesamt 26 Boxen mit Unterlagen ab. Darunter fanden sich elf Sätze von Material, das zwischen „Vertraulic­h“und „Streng Geheim“eingestuft war.

Ein ungewöhnli­ches Arrangemen­t Laut Recherchen der „New York Times“, scheinen sich die Ermittler immer noch nicht sicher zu sein, alle Unterlagen sichergest­ellt zu haben. Darauf deutet die Anforderun­g weiterer Videomitsc­hnitte nach der Razzia vom 8. August hin.

Ungeklärt bleibt derweil die Frage, wer Trump dabei half, die hochgeheim­en Dokumente an sich zu nehmen. Der Fokus richtet sich unter anderen auf den ehemaligen Botschafte­r in Berlin, Richard Grenell, der von Mai 2020 an kommissari­sch als Direktor der nationalen Geheimdien­ste fungierte. Ein von Experten seinerzeit als höchst ungewöhnli­ch eingestuft­es Arrangemen­t.

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Foto: AFP Sicherheit­sbeamte schützen das Paul G. Rogers Federal Building & Courthouse, wo ein Richter entschied, dass die Durchsuchu­ngen rechtens waren.

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