Luxemburger Wort

Der grüne Mann erklärt die Natur

Nahe Hollenfels bringt eine 2 000 Jahre alte Kunstfigur dem Menschen die Natur näher

- Von Jean-Philippe Schmit

Hollenfels. Um ihn in den Tiefen des Waldes um die Burg Hollenfels zu finden, braucht es feste Schuhe und viel Zeit. „Seit Jahrtausen­den lebe ich im Wald“, sagt der Grénge Mann, der sich selbst als Geist und Wächter der Natur sieht. Natürlich ist er eine Kunstfigur. Und die hat eine lange Vorgeschic­hte.

In seinem langen Leben besuchte der Grénge Mann alle Ecken Europas und begegnete vielen mythischen Wesen, so auch Pan, dem griechisch­en Gott des Waldes. Mit Kernunnus, dem keltischen Gott der Natur, teilt er den Namen: „Der grüne Mann.“Dieser hinterließ in Luxemburg bereits Spuren: In Steinsel ist eine römische Inschrift einem „Deo Cerunincos“gewidmet.

„Vor über 2 000 Jahren habe ich einen Abstecher in Richtung Osten gemacht“, erklärt der Grénge Mann dem „Luxemburge­r Wort“bei einem Treffen in den Tiefen des Hollenfels­er Waldes. „Zwei große Flüsse musste ich überqueren, dann begegnete ich einem Mann mit weißem Bart“, erzählt er weiter. Merlin habe ihm sogar ein Geschenk überlassen, sagt er und deutet auf einen Beutel an seiner Hose. Viel altes Wissen sei dieser Zeit verloren gegangen. „Das ist schade.“

Einst ein Eremit, lebt der Wächter der Natur heute nicht mehr ganz so einsam. Als das „Luxemburge­r Wort“auf den Gréngen Mann trifft, erklärt er gerade einer Gruppe Mountainbi­kefahrer, dass die Kohldistel Luxemburgs einzige essbare Distelart ist. Kauend hören die Jugendlich­en zu, ehe sie wieder aufbrechen.

Tisch der Natur ist reich gedeckt „Die Jugendlich­en sind oftmals sehr verwundert, wenn sie merken, was in der Natur alles essbar ist“, merkt der Biologe Lex Gillen an. Er ist der

Seit Jahrtausen­den lebt der grüne Geist in den Wäldern Luxemburgs.

Seit jeher gab es Personen, die für ihre Nähe zur Natur bekannt waren.

Mensch hinter der Kunstfigur. „Für sie kommt die Nahrung aus dem Supermarkt.“Dann schlüpft er wieder in seine Rolle und meint: „Seit einigen Jahren begegne ich immer mehr Radfahrern. Sie fahren und fahren, aber machen nie den Eindruck, angekommen zu sein.“

Vor zehn Jahren waren zwei Lehrer an Lex Gillen und Natalia Sanchez herangetre­ten. Sie planten mit ihrer Schulklass­e einen Ausflug in den Wald und wollten, dass Lex Gillen den Besuch etwas aufpeppe. „Das waren die Anfänge. Es ging darum, zu zeigen, warum die Natur wichtig ist“, erklärt Natalia Sanchez.

Die Lehrerin hat Theater studiert, genauer Theaterpäd­agogik, also „wie man Theater im Bildungsbe­reich einsetzen kann“, übersetzt sie und fährt fort: „Wenn uns etwas überrascht oder zum Lachen bringt, dann fällt es uns leichter, uns an das Gelernte zu erinnern.“Das sei wissenscha­ftlich belegt. Die Freude beim Lernen würde zudem die Neugierde wecken. Gillen und Sanchez überlegten, wie man ansonsten

Der Künstler Lex Gillen schafft es, die Natur erlebbar zu machen. trockene Informatio­nen erlebbar machen kann.

In der Folge entstand der Grénge Mann, eine Figur, die „viel über den Wald redet, über Bäume und über Pilze“. Durch ihn sollen die Zuhörer wieder eine Verbindung zu Mutter Natur aufbauen. Die Theaterpäd­agogin betont, dass die Figur „nicht einfach aus der Luft gegriffen ist“. Sie orientiert sich streng an Vorbildern aus der europäisch­en Mythologie. „Es hat immer schon Personen gegeben, die als Bindeglied zur Natur dienten.“

Naturaktiv­itäten sind stark gefragt Das Ergebnis begeistert nicht nur Kinder und Jugendlich­e. Mittlerwei­le machen Schulklass­en nur noch ein knappes Drittel des Publikums aus. „Wir arbeiten mit Museen, Gemeindeve­rwaltungen und anderen Akteuren.“Aktivitäte­n in

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Um in den Einklang mit der Natur zu kommen, braucht es viel Geduld.
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