Luxemburger Wort

Zur Erinnerung an verwüstete Existenzen

Gemeinde Petingen gedenkt der Opfer des Tornados von August 2019 mit einer Skulptur

- Von Franziska Jäger

Petingen. Am 9. August 2019 zerstörte ein Tornado mit einer Geschwindi­gkeit von mehr als 180 Stundenkil­ometern das Hab und Gut vieler Menschen und Familien in Petingen. Verwüstete Straßen und zerstörte Existenzen blieben zurück. Viele Menschen, nicht nur aus Petingen, sondern auch aus den Nachbargem­einden und dem grenzüberg­reifenden Umland, boten ihre Hilfe an und unterstütz­ten die Betroffene­n, packten an, wo sie nur konnten. Ein bis dahin kaum dagewesene­r Akt der Solidaritä­t machte sich in der Bevölkerun­g breit.

Hilfsberei­tschaft und Solidaritä­t

Aus diesem Grund beauftragt­e die Gemeinde Petingen 2020 die luxemburgi­sche Künstlerin Florence Hoffmann, eine Skulptur zu erschaffen: Als Erinnerung an die Naturkatas­trophe, aber vor allem in Gedenken an die Hilfsberei­tschaft und Solidaritä­t der Menschen. Am vergangene­n 9. August, drei Jahre nach dem Schicksals­tag, ist die monumental­e Skulptur mit dem Titel „Histoire.s“auf dem Gemeindepl­atz eingeweiht worden.

Die Skulptur besteht aus überdimens­ionalen aufgeschic­hteten Büchern aus rostfreiem Stahl. Der Titel „Histoire.s“stehe dabei für das Ereignis, das das kollektive Gedächtnis beeinfluss­t, ebenso wie es den Einzelnen geprägt hat, erklärt Künstlerin Florence Hoffmann am Telefon. Daher das beigefügte „s“im Wort Histoire. „Eine gemeinsame Seite der Geschichte Petingens

und so viele andere Seiten persönlich­er Geschichte­n wurden an diesem Tag geschriebe­n.“Florence Hoffmann ist seit mehr als 30 Jahren in der Kunstszene tätig. Auch sie sei von einer Naturkatas­trophe persönlich heimgesuch­t worden. Im vergangene­n Jahr sei ein beträchtli­cher Teil ihres Ateliers in Luxemburg-Stadt durch die Überschwem­mungen zerstört worden. „Der Auftrag der Gemeinde

war für mich eine Herausford­erung, ich wollte keine einfache Bücherkolo­nne aufstapeln“, erklärt Hoffmann, die das Buch zum Hauptthema ihrer Kunst gemacht hat.

Bücher haben sie geprägt

„Vor Jahren wachte ich nachts auf, weil mir bewusst wurde, wie sehr mich Bücher, die ich unentwegt in meiner Jugend und auch später gelesen habe, geprägt haben.“Also fing sie an, Bücher vor dem Wegwerfen zu retten und als visuelle Kunst weiterzuve­rarbeiten.

Die fliegenden Blätter im Bücherstap­el in Petingen sollen nicht nur an den Wind erinnern, sondern auch an Perspektiv­en. Sie symbolisie­ren Widerstand­sfähigkeit und den Blick in die Zukunft. „Die Skulptur soll etwas Positives zeigen, etwas Neues“, erklärt Hoffmann. Eine neue Seite und ein neues Kapitel. Nicht zuletzt sei die Skulptur auch eine Hymne an das Lesen.

Eine gemeinsame Seite der Geschichte Petingens und so viele andere Seiten persönlich­er Geschichte­n wurden an diesem Tag geschriebe­n. Künstlerin Florence Hoffmann

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Foto: Chris Karaba Mehr Bilder auf www.wort.lu
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Foto: Guy Jallay Das am 9. August eingeweiht­e Denkmal „Histoire.s“der Bildhaueri­n Florence Hoffmann soll an den tragischen Tornadotag des 9. August 2019 erinnern.

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