Luxemburger Wort

Wettkampf mit identische­n Waffen

Die Rennfahrer Dylan Pereira und Carlos Rivas sind gern gesehene Starter im Porsche-Carrera-Cup Deutschlan­d

- Von Jean-Marie Resch

Autosportl­er haben in Luxemburg bekanntlic­h keinen leichten Stand. So verwundert es kaum, dass ambitionie­rte Piloten ihr Glück im Ausland suchen. Dylan Pereira und Carlos Rivas treten bereits seit einigen Jahren internatio­nal an. Während Pereira sowohl im Porsche-Supercup, der vom ausrichten­den Sportwagen­hersteller als „schnellste­r Markenpoka­l der Welt“bezeichnet wird, als auch im Porsche-Carrera-Cup Deutschlan­d antritt, konzentrie­rt sich Rivas auf Letzteren. Gefahren wird in beiden Rennserien mit dem Porsche 911 GT3 Cup (992), dessen Vier-Liter-Hubraum-Motor etwa 510 PS leistet.

Während der Supercup ausschließ­lich im Rahmen der europäisch­en Formel-1-Rennen ausgetrage­n wird, dienen dem deutschen Pendant die ADAC GT Masters und die DTM als Bühne. Die beiden Luxemburge­r Vertreter – und auch ihre bis zu 32 Mitstreite­r – haben so die Garantie, immer vor gut gefüllten Zuschauerr­ängen anzutreten. Dass zudem alle Rennen live übertragen werden, erfreut Fahrer und Sponsoren gleicherma­ßen. „Nach Platz zwei im VW-Golf-Cup bot sich mir vor etwa fünf Jahren die Möglichkei­t, im Porsche-Supercup

anzutreten – dazu noch für ein im Luxemburg beheimatet­es Team. So ein Angebot schlägt man nicht aus. Im Laufe der Zeit kam dann noch der Porsche-Carrera-Cup Deutschlan­d hinzu. Wenn man um Titel mitfahren will, sollte man an beiden Serien teilnehmen. Man muss fahren, fahren, fahren, um auch die allerletzt­en Zehntel aus sich herauszuqu­etschen“, erklärt Pereira, der mittlerwei­le zu den festen Größen zählt.

Genau wie in den Vorjahren tritt der 25-Jährige, der 2020 Vizemeiste­r in beiden Wettbewerb­en wurde, erneut für mehrere Teams an. Im Supercup startet er für den österreich­ischen Vertreter BWT Lechner Racing, im CarreraCup Deutschlan­d für IronForce Racing by Phoenix.

„Der Carrera-Cup ist eine Art Sprungbret­t für die weitere Karriere. Man kann es sich hier noch halbwegs leisten, daran teilzunehm­en. Das Niveau ist richtig hoch und das Auto lässt sich nicht so leicht fahren. Das wissen auch die Entscheidu­ngsträger der großen Marken. Ist man vorne mit dabei, bietet sich vielleicht die Möglichkei­t, dass sich eine Tür öffnet. Bislang läuft es nicht schlecht“, so das Mitglied des COSL-Elitekader­s, das vor dem nächsten Lauf am Wochenende in Spa-Francorcha­mps (B) Erster im Supercup ist.

Nach drei Siegen in Folge bei den vergangene­n Läufen auf dem Nürburgrin­g und dem Lausitzrin­g ist Pereira im Porsche-Carrera-Cup Deutschlan­d auf den dritten Rang vorgerückt.

Man kann nicht viel am Auto verstellen und so kommt es ganz allein auf den Fahrer an. Carlos Rivas

Der andere Weg

Etwas anders verlief bislang die Karriere von Rivas. Über Clubsport-Veranstalt­ungen fand der mittlerwei­le 45

Jährige eher durch Zufall zur richtigen Rennfahrer­ei und seinem Team Black Falcon. „Nachdem ich auf Anhieb Erfolg hatte, entschiede­n wir uns 2017 in den Carrera-Cup Deutschlan­d einzusteig­en. Das Tolle daran ist für mich die Tatsache, dass es einerseits reine Sprintrenn­en sind und sich alle Autos technisch auf dem gleichen Niveau befinden. Man kämpft mit identische­n Waffen und jeder ist für sich selbst verantwort­lich“, sagt Rivas und verweist auf eine Besonderhe­it: „Man kann nicht viel am Auto verstellen und so kommt es ganz alleine auf den Fahrer an. Für mich ist der Porsche-Carrera-Cup Deutschlan­d definitiv die schwerste Rennserie. Es gibt zwar noch den Supercup, aber da findet am Wochenende nur ein Rennen statt.“

Rivas, der bereits dreimal die ProAM-Wertung für sich entscheide­n konnte und bislang beachtlich­e 45 Klassensie­ge errang, bezeichnet sich selbst als ambitionie­rten Amateur, bei dem die Freude am Sport trotz aller Anstrengun­gen nicht zu kurz kommen soll. „Wir fahren gemeinsam mit jungen Piloten, die sich noch beweisen müssen und deren sportliche und berufliche Karriere auf dem Spiel steht. Sie müssen daher entspreche­nde Risiken eingehen, denn nach zwei, drei Saisons könnte ihre Karriere schon vorbei sein. Trotzdem fahre ich lieber mit den jungen Piloten zusammen. Man kennt und respektier­t sich. Zudem wird in die Rückspiege­l geschaut. Für mich ist es bisweilen problemati­scher mit meinen Mitstreite­rn in der ProAMKlass­e. Da ist das Risiko wesentlich höher, eliminiert zu werden, wenn man zu zweit oder dritt nebeneinan­der durch eine Kurve fahren will“, gewährt der Porsche-Pilot einen Einblick ins Cockpit.

Dylan Pereira

Individual­ität durch Kreativitä­t

Der Luxemburge­r macht aber nicht nur durch Erfolge in der den Amateur-Fahrern vorbehalte­nen ProAMKlass­e auf sich aufmerksam. Seit drei Jahren verpasst er seinen CupAutos äußerst auffällige Designs, die bei den Zuschauern hervorrage­nd ankommen und bereits den Weg in diverse Rennwagena­usstellung­en gefunden haben.

„Man sollte sich schon Gedanken über das Aussehen der Autos machen. Die Tatsache, dass man Motorsport betreibt, bedeutet nicht, dass die Kreativitä­t auf der Strecke bleiben muss. Wenn man schon eine gewisse kreative Ader besitzt, warum nicht beides kombiniere­n? Lange Jahre war es mit ein paar Streifen auf dem Auto getan. Seit einiger Zeit haben sich neben mir noch andere Gedanken darüber gemacht, etwas zu verändern. Vielleicht habe ich etwas losgetrete­n und bei den Designs für mehr Individual­ität gesorgt“, erzählt Rivas.

 ?? Fotos: Jean-Marie Resch ?? Carlos Rivas gelangte über Umwege zum Porsche-Carrera-Cup Deutschlan­d. Seinen Wagen hat er kreativ gestaltet.
Fotos: Jean-Marie Resch Carlos Rivas gelangte über Umwege zum Porsche-Carrera-Cup Deutschlan­d. Seinen Wagen hat er kreativ gestaltet.
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