Luxemburger Wort

„Eine neue Generation aufbauen“

Christian Bock, der neue Präsident des HB Esch, muss in Zukunft einige Hürden nehmen

- Interview: Marc Scarpellin­i

Mit der Generalver­sammlung am 16. August läutete der HB Esch ein neues Kapitel der Vereinsges­chichte ein. Christian Bock wurde als neuer Präsident bestätigt. Nun darf sich der langjährig­e Leistungst­räger und eines der Gesichter der erfolgreic­hen sportliche­n Vergangenh­eit als Vereinsvor­sitzender beweisen. Wahrlich keine leichte Aufgabe für den 34-Jährigen.

Christian Bock, Sie hatten zum Ende der Saison Ihre aktive Karriere beendet, um mehr Zeit für die Familie zu haben. Nun sind Sie seit vergangene­r Woche offiziell Präsident des HB Esch. Wie kam es dazu?

Zunächst hat der alte Präsident (Jos Theysen, Anm. d. Red.) sein Amt zur Verfügung gestellt. Trotz diverser Spekulatio­nen hat sich im Anschluss kein favorisier­ter Kandidat herauskris­tallisiert. Plötzlich wurde ich von verschiede­nen Personen gefragt, ob ich mir dieses Amt zutrauen würde. Ich kenne den Verein aus dem Effeff, gehe seitdem ich vier Jahre alt bin in der Halle ein und aus. Ich habe dort fast mehr Zeit als zu Hause verbracht. Natürlich brauchte ich zuerst das OK meiner Frau. Nach einem gemeinsame­n Essen mit einigen Vereinsver­antwortlic­hen gab sie mir grünes Licht für meine Kandidatur.

Was hat Sie schlussend­lich an diesem Posten, der für Sie komplettes Neuland bedeutet, gereizt?

Es ist für mich eine große Herausford­erung, die ich gerne annehme. Als Spieler habe ich bereits bemerkt, dass hinter den Kulissen nicht alles optimal läuft und einige Dinge einen anderen Lauf nehmen müssen. Als Präsident will ich jetzt einige wichtige organisato­rische Veränderun­gen vornehmen. Zudem kann ich neben den Anmerkunge­n der Vorstandsm­itglieder auch auf die Tipps von externen Leuten wie Georges Mischo oder Fabio Marochi zählen.

Als Spieler habe ich bereits bemerkt, dass hinter den Kulissen nicht alles optimal läuft.

Mit Theysen stand vorher ein Mann an der Spitze, der den Verein auch finanziell stark unterstütz­t hat. Nun wurde das Budget von 800 000 auf 400 000 Euro halbiert. Welche Auswirkung­en wird das auf den HB Esch haben?

Natürlich bedeutet dies eine Umstellung. Der Verein steht finanziell nun wieder dort, wo er ungefähr vor der Ära Theysen stand. Jeder im Verein weiß, dass Anstrengun­gen gemacht werden müssen, um neue Sponsoren an Land zu ziehen und neue Einnahmequ­ellen zu generieren. Auf sportliche­m Plan wird es ebenfalls komplizier­ter, denn bis auf Torwarttra­iner Rajko Milosevic haben wir keinen einzigen Profi mehr im Kader. Wir haben allen bisherigen Profis geholfen, eine Arbeit zu finden. Ich bin sehr erleichter­t, dass alle Spieler diesen neuen Weg mitgehen.

Welchen Aufgaben müssen Sie sich nun als Erstes widmen?

Es geht zuerst um die interne Organisati­on. Wir haben ein Organigram­m erstellt, das alle Posten klar definiert. Jeder muss Verantwort­ung in seinem Bereich übernehmen. Ich werde auf alles ein Auge werfen, damit die Sachen reibungslo­s funktionie­ren. Ich hoffe zudem ein paar berufliche Kontakte nutzen zu können, um vielleicht den einen oder anderen Sponsor für den Verein zu gewinnen. Auch beim Thema interne und externe Kommunikat­ion gibt es noch Raum für Verbesseru­ngen.

Was könnte in Ihren Augen die größte Herausford­erung für den Verein werden?

Wir haben viele Spieler im Kader, die mehr als 30 Jahre alt sind. Wir müssen wieder eine neue Ge

Wir brauchen einen Kern aus luxemburgi­schen Spielern, die aus der Gegend kommen.

neration aufbauen, so wie es dem Verein in den vergangene­n 20 Jahren schon des Öfteren gelungen ist. Das Ziel ist, am Ende fünf bis sechs Escher Jungs in der Mannschaft zu haben. Wir brauchen einen Kern aus luxemburgi­schen Spielern, die aus der Gegend kommen und sich zu 100 Prozent mit dem Verein identifizi­eren. Um diesen Kern herum, gilt es dann eine schlagfert­ige Mannschaft aufzubauen. Natürlich ist das keine einfache Aufgabe. Der Handball hat mit all den anderen Topvereine­n in Esch eine riesengroß­e stadtinter­ne Konkurrenz. Von dem Privileg des HC Berchem, der quasi als einziger Verein in seiner Region problemlos viele junge Spieler anzieht, können wir nur träumen.

Der HB Esch war in den vergangene­n Jahren ein permanente­r Titelsamml­er. Kann der Verein unter Ihrer Präsidents­chaft und den geringeren finanziell­en Mitteln weiterhin eine führende Rolle in der Meistersch­aft spielen?

Es war bereits in der vergangene­n Saison nicht einfach, Meister zu werden. Ich denke, dass wir in der bald beginnende­n Spielzeit immer noch eine gute Mannschaft haben, die mit Sicherheit oben mitspielen wird. Wir müssen uns aber drauf einstellen, dass es in Zukunft keine Selbstvers­tändlichke­it mehr sein wird, Meister zu werden. Dafür sind die Top Fünf einfach zu ausgeglich­en. Spieler wie Sacha Pulli und Martin Muller werden wohl langsam rausrotier­en, sodass ein Neuanfang in Zukunft unausweich­lich ist.

Sie haben zwar in der vergangene­n Saison Ihren Rücktritt bekannt gegeben. Bekommt der HB Esch in der kommenden Spielzeit trotzdem irgendwann den allererste­n Spieler-Präsidente­n?

Diese Frage wurde mir in den vergangene­n Tagen schon so oft gestellt. Stand jetzt, sage ich definitiv Nein. Ich habe nicht vor, im Dezember wieder auf dem Spielfeld zu stehen. Ich denke, dass ich meine Zeit auch ohne zu spielen in meiner neuen Funktion sehr gut nutzen werde.

Fast auf den Tag genau ein halbes Jahr nach Kriegsbegi­nn rollt in der Ukraine wieder der Ball. Mit der Begegnung zwischen Shakhtar Donetsk und Metalist Kharkiv nahm die höchste ukrainisch­e Fußballlig­a am Dienstagmi­ttag ihren Spielbetri­eb wieder auf. Das Datum war kein Zufall, am offizielle­n Tag der Staatsflag­ge sollten die Fußballer den kriegsgepl­agten Ukrainern etwas Ablenkung verschaffe­n.

Doch von unbeschwer­tem Spielspaß konnte keine Rede sein – was nicht unbedingt am torlosen Unentschie­den zwischen Donetsk und Kharkiv lag. Der russische Angriffskr­ieg, der das Land seit dem 24. Februar in einen Ausnahmezu­stand versetzt, war auch beim Ligastart allgegenwä­rtig.

Vor der Partie hatte es eine emotionale Zeremonie gegeben. Die Spieler beider Teams sowie die Schiedsric­hter waren beim Einlaufen in ukrainisch­e Flaggen gehüllt und rollten ein Banner mit der Aufschrift aus: „Wir haben alle den gleichen Mut.“

Beim Warmmachen trugen die Profis von Shakhtar zudem TShirts mit der Aufschrift: „Donetsk. Die Ukraine wird gewinnen.“

 ?? Foto: Christian Kemp ?? Aktuell schließt Christian Bock es noch aus, der erste Spieler-Präsident der Liga zu werden.
Foto: Christian Kemp Aktuell schließt Christian Bock es noch aus, der erste Spieler-Präsident der Liga zu werden.
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg