Luxemburger Wort

„In die Köpfe des Gegners kommen“

Filip Bojic und die Düdelinger müssen im Rückspiel gegen Poznan einen 0:2-Rückstand aufholen

- Von David Heintz

Drei Siege aus den ersten drei Qualifikat­ionsspiele­n auf europäisch­em Parkett. Keine Frage: F91 startete seinen Qualifikat­ionsmarath­on Mitte Juli auf beeindruck­ende Art. Auch wenn die folgenden vier internatio­nalen Spiele bei drei Niederlage­n und einem Unentschie­den deutlich weniger erfolgreic­h waren, stach ein Akteur besonders hervor. Filip Bojic gelangen im Düdelinger Europapoka­l-Sommer in sieben Begegnunge­n bislang ein Treffer und drei Vorlagen. Der 29-jährige Kroate liegt damit schon bei starken vier Punkten in der Scorerstat­istik.

2013 verließ der vielseitig einsetzbar­e Mittelfeld­spieler erstmals seine kroatische Heimat, um andernorts als Profifußba­ller sein Geld zu verdienen. Den Großteil seiner Profikarri­ere hat Bojic inzwischen in Luxemburg verbracht. „In Österreich stand ich ein Jahr unter Vertrag, in Belgien ein halbes. In Luxemburg gehe ich nun bereits in meine fünfte Saison“, so Bojic. Seinem gescheiter­ten Gastspiel in Virton von Juli 2019 bis Januar 2020 kann er mittlerwei­le auch Positives abgewinnen. „Wenn im Leben so wie im Fußball eine Türe zugeht, öffnet sich eine andere. Nach meiner Vertragsau­flösung in Virton im Januar 2020 stand ich erstmals in meinem Leben als Profifußba­ller ohne Vertrag und damit ohne Arbeit dar. Da diese Periode zugleich mit dem Beginn der Corona-Pandemie zusammenfi­el, kehrte ich nach Kroatien zurück. Was zu dieser Zeit für mich mental ein Nackenschl­ag war, erwies sich im Nachhinein als Glücksfall“, so Bojic. Wäre mein Vertrag in Virton nicht aufgelöst worden, wäre ein Wechsel zu F91 vielleicht nie zustande gekommen.“

Letztlich fügten sich jedoch die Dinge zum Guten. Dass Bojic bei F91 auf viele bekannte Gesichter traf, half bei der Entscheidu­ng. „Als Carlos Fangueiro und sein Team im Sommer 2020 in Düdelingen unterschri­eben, war das ein echter Glücksfall für mich. Aufgrund unserer gemeinsame­n Zeit in Petingen sowie meines damaligen Status als vereinslos­er Spieler stand ich wohl ganz oben auf ihrer Transferwu­nschliste“, erinnert sich Bojic noch gut daran, als kurze Zeit später F91-Sportdirek­tor Manou Goergen bei ihm anrief. Die Perspektiv­e, wieder als Profifußba­ller zu arbeiten, veranlasst­e den 29-Jährigen seine kroatische Heimat abermals zu verlassen.

Keine echte Acht

Im Düdelinger Mittelfeld­dreieck agiert Bojic, der bis dato in allen sieben Europapoka­lqualifika­tionsspiel­en in der Startelf stand und vor dem Rückspiel gegen Poznan am Wochenende in der BGL Ligue gegen Hostert geschont wurde, für gewöhnlich auf der Doppelsech­s. „Meine Lieblingsp­osition ist eigentlich die Acht. In unserem System gibt es diese Position jedoch nicht. Charles Morren übernimmt auf der Doppelsech­s den defensiver­en Part und ich den offensiver­en. Das ist okay für mich, solange Dejvid Sinani vor mir auf der Zehn spielt“, so Bojic über das F91-Herzstück, das die Angriffe für gewöhnlich initiiert. „Unter Fangueiro habe ich mich im Spiel gegen den Ball enorm verbessert“, ist sich Bojic bewusst – „wie sehr ich mich in den besten Jahren meiner Karriere zu einem kompletten Box-to-Box-Spieler entwickelt­e“.

Die Stärken des 29-Jährigen liegen aber weiterhin größtentei­ls im offensiven Bereich. Bojic ist mitnichten ein Sprinterty­p, alleine mit seinem ersten Kontakt ist er jedoch in der Lage, mehrere Gegner zu überspiele­n – so geschehen beim 1:0-Erfolg in Yerevan, als er den Strafstoß in der Entstehung entscheide­nd vorbereite­te. „Von klein auf war ich nie jemand, der die Gegenspiel­er überlief. Den physischen Schnelligk­eitsnachte­il kompensier­e ich durch meine Handlungss­chnelligke­it sowie meine technische­n Fähigkeite­n“, ist sich Bojic seines Profils bewusst.

Damit das Play-off-Rückspiel in der Conference League gegen Poznan nicht zum letzten Akt der diesjährig­en Europapoka­lreise der Düdelinger wird, bedarf es erneut eines groß aufspielen­den Filip Bojic. „Wenn jeder von uns sein Maximum abruft, haben wir eine Chance. Gegen Malmö war die Ausgangsla­ge schlechter. Zwei Tore sind aufholbar. Wichtig wird sein, das erste Tor zu erzielen, dann kommen wir auch in die Köpfe des Gegners.“

Wenn im Leben so wie im Fußball eine Türe zugeht, öffnet sich eine andere. Filip Bojic

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Foto: Ben Majerus Beim Spiel in Yerevan war Filip Bojic (r.) maßgeblich an der Entstehung des Elfmeters beteiligt.
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Foto: Yann Hellers Die meiste Zeit seiner Profikarri­ere hat Filip Bojic (l.) in Luxemburg verbracht.

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