Besuchermassen unerwünscht
Regionalregierung der Balearen lenkt ein: Im Hafen von Palma werden in Zukunft weniger Kreuzfahrtschiffe anlegen
Langsam geht es wieder los: Die Hafenbehörde der Balearen zählte im Juni knapp 147 000 Kreuzfahrtpassagiere in Palma. Das waren 46 Prozent weniger, als im gleichen Monat vor drei Jahren, als die Welt noch in Ordnung war. Auch 2023 wird sich das Kreuzfahrtgeschäft noch nicht erholt haben, schätzt die Cruise Lines International Association (CLIA), aber die Zahlen geben Grund zur Hoffnung – auch auf Mallorca, einem der wichtigsten Häfen für Kreuzfahrten im europäischen Mittelmeer, der Nummer 3 nach Barcelona und Civitavecchia bei Rom.
Den Kollaps vermeiden
Die Regionalregierung der Balearen gehört neben Aktivisten zu denen, die in den Schiffen und ihren Gästen ein Problem sehen. Nicht grundsätzlich, aber in ihrer Zahl. Man könne gut verstehen, so die Regionalpräsidentin Francina Armengol im Mai, dass die Menschen eine der schönsten Städte am Mittelmeer genießen wollten, aber ebenso gut sei doch zu verstehen, dass die Vorzeigeecken der Stadt unter dem Ansturm der Besucher nicht kollabieren dürften.
Die Deckelung des Kreuzfahrtverkehrs soll helfen, den Kollaps zu vermeiden – auch dann, wenn die Lust am Reisen wieder steigt.
Zwei Jahre hat die Regionalregierung mit Kreuzfahrtveranstaltern und der CLIA verhandelt, um im Mai ein „Verständigungsmemorandum“zu unterzeichnen, in dem sich die Unternehmer zur Selbstbeschränkung verpflichten: Ab 2023 sollen höchstens noch drei Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig im Hafen von Palma liegen, von denen nur eines eine Kapazität von 5 000 Gästen überschreiten darf. Im Durchschnitt einer Woche sollen täglich nicht mehr als 8 500 Passagiere ankommen. Für 2022 gibt es noch ein paar Ausnahmen.
Palma ist nach Dubrovnik die zweite europäische Mittelmeerstadt,
die die Zufahrt von Kreuzfahrtschiffen beschränkt. Dort sollen nach einem Beschluss von 2018 nur noch zwei Schiffe am Tag mit zusammen höchstens 5 000 Menschen ankommen. Dubrovnik hat allerdings nur gut 40 000 Einwohner, ist also schnell von Touristen überschwemmt.
Palma hat etwa zehnmal so viele. Nach einer Studie, die der Präsident der Bürgerinitiative Palma
XXI im Herbst 2018 vorstellte, kommen täglich 90 000 Menschen in die Altstadt von Palma, von denen die meisten Einheimische sind, zur touristischen Hochsaison im Juli immerhin auch zusätzlich knapp 38 000 Auswärtige.
Nicht nur Durchreisende
Nicht alle Kreuzfahrtgäste, die im Hafen von Palma gezählt werden, sind Durchreisende, die nur ein paar Stunden Zeit haben. Etwa die Hälfte der rund zwei Millionen verzeichneten Passagiere im Jahr 2019 begann und beendete ihre Mittelmeerkreuzfahrt in Palma, hatte also vorher oder nachher dieselbe Muße für einen Stadtbummel wie jeder andere Besucher.
Das Fachmagazin „Hosteltur“zitierte kürzlich Mallorquiner Einzelhandelsverbände, die kein Verständnis für die Restriktionspolitik der Regionalregierung zeigten. Man könne in Palma problemlos durch die Straßen laufen, was „eine großartige Erfahrung“sei. Und der Kreuzfahrtpassagier sei ein willkommener Besucher, der „zur Wiederbelebung unserer durch Covid geschädigten Wirtschaft beiträgt“. Ein bisschen weniger willkommen als früher ist er auf Mallorca jetzt dennoch.
Die Hälfte der zwei Millionen Passagiere im Jahr 2019 begann und beendete ihre Kreuzfahrt in Palma.