Luxemburger Wort

Der Horror-Anruf

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Eine Dienstwohn­ung ist wahrlich eine feine Sache. Man wohnt in der Nähe der Arbeitsste­lle, muss sich nicht um lästige Reparature­n kümmern und zahlt nur eine kleine Miete. Früher waren Dienstwohn­ungen in Luxemburg gar nicht so selten. Beamte der Zollverwal­tung, der Polizei, so mancher Gemeindebe­amte und natürlich viele Eisenbahne­r wohnten in einer Immobilie des Dienstherr­en. Und natürlich der Pfarrer in seinem Pfarrhaus. Dass die Dienstwohn­ungen der Gendarmeri­e meist in einem ziemlich kargen Zustand waren, daran erinnert sich noch heute so mancher pensionier­ter Ordnungshü­ter. Komfort gab es hier keinen und ein Plumpsklo war auch keine Seltenheit. Eine

Die Maler fanden es nicht nötig, die Fenster abzukleben.

Bekannte erzählte mir neulich von ihrer Kindheit in einer Dienstwohn­ung. In ihrem Fall war es ein stattliche­s Holzhaus mitten im Wald, denn ihr Vater war Förster. Sie und ihre Geschwiste­r konnten sorgenfrei draußen spielen. Der Autoverkeh­r stellte keine Gefahr dar, denn die nächste Straße war einen Kilometer entfernt. Ihr Vater hätte das Forsthaus gerne modernisie­rt, das ging aber nicht so einfach, denn für alles war die übergeordn­ete Verwaltung zuständig. Nach langem Bitten ließ sie sich schließlic­h dazu überreden, die Wände neu zu tapezieren und zu streichen. Auch die klapprigen Fenster sollten ausgetausc­ht werden.

Als die Maler gerade fertig waren, erreichte die Horror-Nachricht das Forsthaus: Für die Fenster sei der Antrag noch nicht bewilligt, die würden erst ein Jahr später ausgetausc­ht. Dies sorgte für Aufregung, denn die Maler hatten die Fenster – kurz vor deren vermeintli­chem Ausbau – nicht abgeklebt. Meine Bekannte musste also ein Jahr im Halbdunkel verbringen. Denn zwischen den vielen Farbklecks­en drang kaum noch

Licht ins Kinderzimm­er. Volker

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