Luxemburger Wort

Jeder Mogli sollte einen Balu haben

Eine Bildungspa­tenschaft will Escher Grundschül­er fördern

- Von Franziska Jäger

Luxemburg. Schon mal darüber nachgedach­t, sich ehrenamtli­ch um ein Kind zu kümmern? Mit ihm ein paar Stunden im Monat zu verbringen, ihm die Welt der Museen zu zeigen oder einfach mal raus in die Natur, raus aus seinem Alltag?

Seit Mai organisier­t Silke Adams von der Escher Up-Foundation solch ein Mentorenpr­ogramm. Ein Jahr lang kann ein Erwachsene­r ab 18 Jahren ein Schulkind aus der Escher Brillschul­e, zwischen acht und zwölf Jahren, begleiten. Inspiriert habe sich die Stiftung am deutschen Programm „Balu und du“. „Die Mentorinne­n und Mentoren werden Balus, die Kinder Moglis – benannt nach der Disney-Geschichte Das Dschungelb­uch“, erklärt Adams. Ziel ist, dass sich Ehrenamtli­che regelmäßig mit einem Kind treffen, es fördern und anregen, Neues auszuprobi­eren und die eigene Kreativitä­t zu entdecken.

21 Treffen im Jahr

Um Hausaufgab­enhilfe gehe es dabei nicht, präzisiert Adams. In der Balu-Zeit gehe es nur um die gemeinsame­n Abenteuer. Das Tandem solle sich mindestens 21 Mal im Jahr treffen, damit eine Beziehung aufgebaut werden könne. „Im besten Fall besteht die Freundscha­ft dann über das Jahr hinaus“, gibt Adams an.

Während des Tandemjahr­es werden das entspreche­nde Kind und der/die Tandempart­ner/in von der Stiftung begleitet, geben Feedback. Auch die Eltern würden mit einbezogen. Alle sechs Wochen meldet sich Adams Team bei den Tandems, um nachzuhorc­hen. Aktuell begleite Adams zwei Tandems. „Das muss sich auch erst einmal herumsprec­hen“, sagt sie. Bei der einen Tandempart­nerin handele es sich um eine 24-Jährige, die in Vollzeit arbeitet und sich zweimal im Monat mit ihrem Tandemkind treffe: mal im Kletterpar­k in Düdelingen, mal zu Hause beim Kuchenback­en. Dem Tandemteam sei dabei freigestel­lt, was in der vereinbart­en Zeit unternomme­n werde. „Das kann auch ein ganz ruhiger Malnachmit­tag sein“, so Silke Adams. Kosten, die auf etwaigen Ausflügen entstehen, werden von der Stiftung rückerstat­tet. Nach jedem Ausflug kann das Kind seine Erlebnisse in einem

Reisetageb­uch festhalten, das am Ende des Jahres bestenfall­s gefüllt ist.

Auf Augenhöhe

„Für die Kinder ist das am Anfang eine ganz neue Erfahrung, da steht jetzt ein Erwachsene­r vor ihnen, der etwas auf Augenhöhe mit dem Kind machen möchte.“So solle die Rolle der Patin auch freundscha­ftlich sein und „kein drittes Elternteil“darstellen.

„Bei den Kindern, die wir auswählen, geht es nicht um verhaltens­auffällige, benachteil­igte Kinder oder solche mit irgendwelc­hen Schwierigk­eiten“, betont Adams. „Wir wollen mit dem Programm keine Kinder stigmatisi­eren.“Eher gehe es um Talentförd­erung

und eine freie Freizeitge­staltung, bei der das Kind vielleicht ein neues Hobby entdeckt.

Die Kinder, die für eine Patenschaf­t infrage kommen, werden von einem Lehrer der Brill-Schule vorgeschla­gen. Bisher beschränkt sich das Angebot noch auf die größte Grundschul­e des Landes. Ziel sei aber, das Programm auf nationaler Ebene auszuweite­n.

Wer sich für das einjährige Tandemprog­ramm interessie­rt und ein „Balu“werden möchte, solle Zeit und Motivation mitbringen. Weitere Informatio­nen gibt Silke Adams unter der Adresse silke@upfoundati­on.lu. In einem Auswahlges­präch wird von beiden Seiten entschiede­n, ob es passt.

Im besten Fall besteht die Freundscha­ft dann über das Jahr hinaus. Silke Adams, Up-Foundation

 ?? Foto: Alain Piron ?? Silke Adams von der Up-Foundation koordinier­t das Tandemprog­ramm zwischen Escher Kindern und freiwillig­en Paten.
Foto: Alain Piron Silke Adams von der Up-Foundation koordinier­t das Tandemprog­ramm zwischen Escher Kindern und freiwillig­en Paten.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg