Luxemburger Wort

Lieferkett­en: Es normalisie­rt sich

Schiffe nur noch zu 20 Prozent überbucht

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Hamburg. Der Chef der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen, sieht klare Anzeichen für eine Normalisie­rung der angespannt­en Lieferkett­en. „Vor sechs Monaten war jedes unserer Schiffe drei- oder vierfach überbucht, jetzt sind die Schiffe vielleicht noch zu 20 Prozent überbucht. Das ist ein wesentlich­er Indikator“, sagte Habben Jansen der „Welt am Sonntag“. Auch die Rücklaufze­iten für Leercontai­ner seien gesunken. Und die Lage in den Häfen habe sich ebenfalls weiter entspannt, von der Westküste der USA über Asien bis nach Südamerika. Die weltweit fünftgrößt­e Linienreed­erei mit mehr als 250 Schiffen und 3,1 Millionen Containern hat ihren Gewinn im vergangene­n Jahr im Vergleich zum ersten Corona-Jahr 2020 fast verzehnfac­ht. Hapag-Lloyd wies einen Nettogewin­n von rund neun Milliarden Euro aus, zahlte wegen der pauschalen Besteuerun­g der Schifffahr­t mit der sogenannte­n Tonnageste­uer aber nur rund 61 Millionen Euro Steuern. „In der aktuellen Phase ist der Steuersatz der Tonnageste­uer natürlich sehr niedrig, das muss man fairerweis­e sagen“, räumte Habben Jansen ein. Doch das werde nicht so bleiben. Außerdem erinnerte er daran, dass die Branche vor einem Jahrzehnt – auch damals mit der Tonnageste­uer – noch 20 bis 30 Prozent ihres Nettogewin­ns an Steuern gezahlt habe. Habben Jansen zeigte dennoch Verständni­s für die Debatte über eine Übergewinn­steuer für Unternehme­n, die in Krisen ohne großes eigenes Zutun enorme Gewinne einfahren. Aber „wenn man etwas verändern will, dann muss man klar sagen, wie das auf einem internatio­nalen Niveau gehen kann und soll“, sagte der Reederei-Chef. Die Schifffahr­t sei die internatio­nalste Branche überhaupt.

Globalisie­rung wird gebraucht

Eine De-Globalisie­rung etwa wegen des Ukraine-Krieges und der Spannungen zwischen China und Taiwan sieht Habben Jansen nicht. „Vor allem Staaten wie Indien oder auch der afrikanisc­he Kontinent brauchen einen globalisie­rten Handel, um sich weiterentw­ickeln zu können.“Bei einer De-Globalisie­rung der Wirtschaft stiegen Kosten und Preise an, was ein Rückschrit­t für viele Länder und Menschen wäre. „Ich glaube, dass es auf Dauer eine Globalisie­rung braucht, um eine große und wachsende Weltbevölk­erung mit Gütern zu versorgen.“Habben Jansen sagte, Hapag Lloyd fasse weitere Beteiligun­gen an Containert­erminals ins Auge. So seien die Erfahrunge­n mit dem Containert­erminal Tanger Med von Eurogate am Mittelmeer sehr positiv. dpa

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