Putzhilfe für Solarpanels
Das Luxemburger Unternehmen Solarcleano baut Roboter, um Solaranlagen zu reinigen – Kunden finden sich weltweit
Jedes Jahr werden neue Rekorde beim Zubau von Solaranlagen erzielt. So verdoppelte sich weltweit die Kapazität zur Stromerzeugung durch Sonnenkraft innerhalb von drei Jahren. Die aktuelle Energiekrise dürfte dafür sorgen, dass sich der Trend eher noch beschleunigt.
Auch in Luxemburg hat sich die Stromerzeugung aus Solaranlagen innerhalb eines Jahres annähernd verdoppelt, wie das Energieministerium vergangene Woche meldete. Beinahe wöchentlich wird der Bau neuer Großanlagen irgendwo auf der Welt angekündigt, manche davon haben die Fläche von hundert Fußballfeldern und mehr.
Eine Herausforderung der Zukunft wird sein, die Panels auf solch riesigen Solarfeldern zu reinigen. Denn sie verlieren deutlich an Leistungsfähigkeit, wenn sich Schmutz auf ihrer Oberfläche absetzt. Die Anlagen büßen bis zu 30 Prozent an Effizienz ein, wenn sie nicht regelmäßig gesäubert werden. Das Problem ist besonders gravierend bei großen Anlagen in der Wüste, wo Wind permanent Staub aufwirbelt, der sich auf die Panels legt. So gehen ein bis zwei Prozent an Leistungsfähigkeit verloren – jeden Tag.
Weltmarktführer für Putzroboter
Solche Großanlagen aber regelmäßig von Hand zu putzen, ist kaum eine Option, da es zu langwierig und zu teuer wäre. Dieses Problem geht die Firma Solarcleano aus Grass seit 2018 an, indem sie Roboter baut, die die Panels reinigen. Seither hat das Unternehmen bereits 400 Modelle ausgeliefert – die Kundenkartei reicht von Ägypten bis nach Chile. Zusammen mit zwei weiteren Unternehmen sei man der Weltmarktführer für solche Roboter, sagt Christophe Timmermans, der Gründer und CEO des Unternehmens.
Dass er einmal der Chef eines Roboterunternehmens werden würde, war für den Luxemburger keineswegs vorgezeichnet. Seine Karriere begann im Bereich Finanzwesen mit Stationen bei PricewaterhouseCoopers und Airbus in Marseille. Erst 2017 übernahm er gemeinsam mit seinem Bruder die Leitung des familieneigenen Betriebs Fallprotec, den sein Vater aufgebaut hatte.
Das Unternehmen entwickelt Sicherungssysteme für Menschen, die in großer Höhe arbeiten, also zum Beispiel Putzdienste für Hochhäuser. Die Idee für Solarcleano kam den Brüdern, als sie wiederholt von Reinigungsfirmen für Solaranlagen, die Kunden von Fallprotec
waren, gefragt wurden, ob man diese Prozesse nicht automatisieren könne.
Einige Herausforderungen
Auch mit finanzieller Unterstützung von Luxinnovation startete das Unternehmen ein Entwicklungsprojekt. Für die Ingenieure gab es einige Herausforderungen zu bewältigen, erzählt Timmermans. Für Anwendungen in Europa habe das Unternehmen Maschinen entwickeln müssen, die möglichst schräg arbeiten können, einige Dächer haben ein Gefälle von bis zu 30 Grad. „In Europa werden Solaranlagen mit Wasser gereinigt. Man braucht dann Roboter, die bei der Neigung trotz Nässe auf
Das Start-up hat derzeit 15 Mitarbeiter. dem Glas nicht rutscht“, sagt er. „In der Wüste ist die Hitze das größte Problem. Die Temperaturen sind regelmäßig über 50 Grad. Auf den Paneelen sind es häufig sogar über 90 Grad. Dann muss man zusehen, dass die Elektronik das aushält.“
Im Januar 2018 brachte das Unternehmen die ersten Geräte auf den Markt. Die ersten Modelle mussten noch per Fernsteuerung bedient werden, inzwischen können die Roboter ihre Arbeit weitgehend autonom erledigen. „Wie ein Roomba für Solaranlagen“, scherzt Timmermans. Das sei auch dadurch möglich geworden, dass andere Branchen wie die Automobilindustrie viel Geld in die Entwicklung autonomen Fahrens steckt. „Das hat die Preise für Komponenten in diesem Bereich deutlich gesenkt“, sagt er.
Ständige Anpassung
Dabei sei die schnelle Weiterentwicklung der Paneele eine Herausforderung beim Design der Roboter. „Wir müssen ständig im Blick behalten, was die Solarpanelhersteller machen. Die kommen hauptsächlich aus China. Die warten nicht auf uns, wenn sie eine neue Technologie entwickeln; im Durchschnitt kommen alle sechs Monate neue Produkte auf den Markt. Wir müssen uns dann anpassen“, so Timmermans.
Man habe im Wesentlichen zwei Gruppen von Kunden, sagt der Gründer: in Europa vor allem Reinigungsfirmen, die auf das Säubern von Solarmodulen spezialisiert sind. In anderen Weltgegenden sind es die Betreiber riesiger Solarparks. Die Anschaffung eines Roboters könne sich aber auch schon für Landwirte lohnen, die mittelgroße Solaranlage von zwei bis drei Megawatt haben. Vor allem, wenn man bedenke, dass die Paneele normalerweise auf eine Lebensdauer von 25 bis 30 Jahren ausgelegt sind.
Ein Großteil der Einnahmen kommt derzeit aus Europa und
Nordamerika. „Ich denke, dass wir hier die Nummer eins auf dem Markt sind“, sagt Timmermans. Aber das Unternehmen beteiligt sich auch immer häufiger an Ausschreibungen für große Solarparks in Wüstengegenden. Zunehmend werde sein Unternehmen schon in frühen Phasen der Vorhaben zurate gezogen, um den Aspekt der Reinigung von Anfang an im Gesamtkonzept der Anlage vorzusehen.
Expansion in weitere Sektoren
Der potenzielle Markt wird jedes Jahr größer. Aber in Zukunft kann sich der Unternehmer auch vorstellen, das Know-how, das das Unternehmen bei autonomen Robotern angesammelt hat, in anderen Sektoren zur Anwendung zu bringen. „Im Agrarbereich herrscht zum Beispiel ein riesiger Arbeitskräftemangel und somit gibt es einen großen Bedarf für Roboter, die autonom auf den Feldern arbeiten“, sagt Timmermans.
Viele der technischen Erfordernisse für solche Anwendungen bringe Solarcleano jetzt schon mit. So arbeiteten bereits manche der Maschinen GPS-gesteuert mit einer Genauigkeit von drei Zentimetern – für Landwirtschaftsmaschinen mehr als ausreichend. Fürs Erste will sich der Unternehmer aber vor allem auf sein Kerngeschäft konzentrieren. „Wir sind in einem Bereich, der sehr schnell wächst, und momentan haben wir damit genug zu tun“, sagt er.
Wir sind in einem Bereich, der sehr schnell wächst. Momentan haben wir damit genug zu tun. Christophe Timmermans, Gründer und CEO von Solarcleano.