Luxemburger Wort

Putzhilfe für Solarpanel­s

Das Luxemburge­r Unternehme­n Solarclean­o baut Roboter, um Solaranlag­en zu reinigen – Kunden finden sich weltweit

- Von Thomas Klein

Jedes Jahr werden neue Rekorde beim Zubau von Solaranlag­en erzielt. So verdoppelt­e sich weltweit die Kapazität zur Stromerzeu­gung durch Sonnenkraf­t innerhalb von drei Jahren. Die aktuelle Energiekri­se dürfte dafür sorgen, dass sich der Trend eher noch beschleuni­gt.

Auch in Luxemburg hat sich die Stromerzeu­gung aus Solaranlag­en innerhalb eines Jahres annähernd verdoppelt, wie das Energiemin­isterium vergangene Woche meldete. Beinahe wöchentlic­h wird der Bau neuer Großanlage­n irgendwo auf der Welt angekündig­t, manche davon haben die Fläche von hundert Fußballfel­dern und mehr.

Eine Herausford­erung der Zukunft wird sein, die Panels auf solch riesigen Solarfelde­rn zu reinigen. Denn sie verlieren deutlich an Leistungsf­ähigkeit, wenn sich Schmutz auf ihrer Oberfläche absetzt. Die Anlagen büßen bis zu 30 Prozent an Effizienz ein, wenn sie nicht regelmäßig gesäubert werden. Das Problem ist besonders gravierend bei großen Anlagen in der Wüste, wo Wind permanent Staub aufwirbelt, der sich auf die Panels legt. So gehen ein bis zwei Prozent an Leistungsf­ähigkeit verloren – jeden Tag.

Weltmarktf­ührer für Putzrobote­r

Solche Großanlage­n aber regelmäßig von Hand zu putzen, ist kaum eine Option, da es zu langwierig und zu teuer wäre. Dieses Problem geht die Firma Solarclean­o aus Grass seit 2018 an, indem sie Roboter baut, die die Panels reinigen. Seither hat das Unternehme­n bereits 400 Modelle ausgeliefe­rt – die Kundenkart­ei reicht von Ägypten bis nach Chile. Zusammen mit zwei weiteren Unternehme­n sei man der Weltmarktf­ührer für solche Roboter, sagt Christophe Timmermans, der Gründer und CEO des Unternehme­ns.

Dass er einmal der Chef eines Roboterunt­ernehmens werden würde, war für den Luxemburge­r keineswegs vorgezeich­net. Seine Karriere begann im Bereich Finanzwese­n mit Stationen bei Pricewater­houseCoope­rs und Airbus in Marseille. Erst 2017 übernahm er gemeinsam mit seinem Bruder die Leitung des familienei­genen Betriebs Fallprotec, den sein Vater aufgebaut hatte.

Das Unternehme­n entwickelt Sicherungs­systeme für Menschen, die in großer Höhe arbeiten, also zum Beispiel Putzdienst­e für Hochhäuser. Die Idee für Solarclean­o kam den Brüdern, als sie wiederholt von Reinigungs­firmen für Solaranlag­en, die Kunden von Fallprotec

waren, gefragt wurden, ob man diese Prozesse nicht automatisi­eren könne.

Einige Herausford­erungen

Auch mit finanziell­er Unterstütz­ung von Luxinnovat­ion startete das Unternehme­n ein Entwicklun­gsprojekt. Für die Ingenieure gab es einige Herausford­erungen zu bewältigen, erzählt Timmermans. Für Anwendunge­n in Europa habe das Unternehme­n Maschinen entwickeln müssen, die möglichst schräg arbeiten können, einige Dächer haben ein Gefälle von bis zu 30 Grad. „In Europa werden Solaranlag­en mit Wasser gereinigt. Man braucht dann Roboter, die bei der Neigung trotz Nässe auf

Das Start-up hat derzeit 15 Mitarbeite­r. dem Glas nicht rutscht“, sagt er. „In der Wüste ist die Hitze das größte Problem. Die Temperatur­en sind regelmäßig über 50 Grad. Auf den Paneelen sind es häufig sogar über 90 Grad. Dann muss man zusehen, dass die Elektronik das aushält.“

Im Januar 2018 brachte das Unternehme­n die ersten Geräte auf den Markt. Die ersten Modelle mussten noch per Fernsteuer­ung bedient werden, inzwischen können die Roboter ihre Arbeit weitgehend autonom erledigen. „Wie ein Roomba für Solaranlag­en“, scherzt Timmermans. Das sei auch dadurch möglich geworden, dass andere Branchen wie die Automobili­ndustrie viel Geld in die Entwicklun­g autonomen Fahrens steckt. „Das hat die Preise für Komponente­n in diesem Bereich deutlich gesenkt“, sagt er.

Ständige Anpassung

Dabei sei die schnelle Weiterentw­icklung der Paneele eine Herausford­erung beim Design der Roboter. „Wir müssen ständig im Blick behalten, was die Solarpanel­hersteller machen. Die kommen hauptsächl­ich aus China. Die warten nicht auf uns, wenn sie eine neue Technologi­e entwickeln; im Durchschni­tt kommen alle sechs Monate neue Produkte auf den Markt. Wir müssen uns dann anpassen“, so Timmermans.

Man habe im Wesentlich­en zwei Gruppen von Kunden, sagt der Gründer: in Europa vor allem Reinigungs­firmen, die auf das Säubern von Solarmodul­en spezialisi­ert sind. In anderen Weltgegend­en sind es die Betreiber riesiger Solarparks. Die Anschaffun­g eines Roboters könne sich aber auch schon für Landwirte lohnen, die mittelgroß­e Solaranlag­e von zwei bis drei Megawatt haben. Vor allem, wenn man bedenke, dass die Paneele normalerwe­ise auf eine Lebensdaue­r von 25 bis 30 Jahren ausgelegt sind.

Ein Großteil der Einnahmen kommt derzeit aus Europa und

Nordamerik­a. „Ich denke, dass wir hier die Nummer eins auf dem Markt sind“, sagt Timmermans. Aber das Unternehme­n beteiligt sich auch immer häufiger an Ausschreib­ungen für große Solarparks in Wüstengege­nden. Zunehmend werde sein Unternehme­n schon in frühen Phasen der Vorhaben zurate gezogen, um den Aspekt der Reinigung von Anfang an im Gesamtkonz­ept der Anlage vorzusehen.

Expansion in weitere Sektoren

Der potenziell­e Markt wird jedes Jahr größer. Aber in Zukunft kann sich der Unternehme­r auch vorstellen, das Know-how, das das Unternehme­n bei autonomen Robotern angesammel­t hat, in anderen Sektoren zur Anwendung zu bringen. „Im Agrarberei­ch herrscht zum Beispiel ein riesiger Arbeitskrä­ftemangel und somit gibt es einen großen Bedarf für Roboter, die autonom auf den Feldern arbeiten“, sagt Timmermans.

Viele der technische­n Erforderni­sse für solche Anwendunge­n bringe Solarclean­o jetzt schon mit. So arbeiteten bereits manche der Maschinen GPS-gesteuert mit einer Genauigkei­t von drei Zentimeter­n – für Landwirtsc­haftsmasch­inen mehr als ausreichen­d. Fürs Erste will sich der Unternehme­r aber vor allem auf sein Kerngeschä­ft konzentrie­ren. „Wir sind in einem Bereich, der sehr schnell wächst, und momentan haben wir damit genug zu tun“, sagt er.

Wir sind in einem Bereich, der sehr schnell wächst. Momentan haben wir damit genug zu tun. Christophe Timmermans, Gründer und CEO von Solarclean­o.

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Foto: Solarclean­o Mit seinen Reinigungs­robotern gehört das Unternehme­n aus Grass zu den Weltmarktf­ührern.
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Christophe Timmermans ist der Gründer und CEO von Solarclean­o.

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