„Gare la mine!“
Sprache ist ein Teil der Kultur – dazu gehört im Fall von Esch auch die Bergmannssprache
Rümelingen. Esch/Alzette betont als diesjährige Kulturhauptstadt Vielfalt mit Kunst, Musik, Tanz und Wissenschaft – auch zwischen und in Gebäuden aus der Zeit des Bergbaus. Doch nicht nur diese Gebäude zeugen von Eschs Vergangenheit: Auch die Luxemburger Bergmannssprache ist ein Teil des kulturellen Erbes aus dem Minett.
Einer dieser Ausdrücke, bei dem die Herkunft aus dem Bergbau naheliegend ist, ist „Gare la mine!“. Was heutzutage eher als allgemeiner Warnhinweis im Sinne eines „Vorsicht!“oder „Aufgepasst!“verwendet wird, hatte im Bergbau eine ganz spezielle Bedeutung, wie Denis Klein, Vizepräsident des Minenmuseums in Rümelingen, erklärt. „'Gare la mine' wurde gerufen, bevor beim Schießen die Zündschnur angezündet wurde.“
Luxemburger Sprache im Bergbau Klein ergänzt: „Obwohl es sehr französisch klingt, wurde in französischen Bergwerken eher 'ça brûle' (es brennt) benutzt, es handelt sich also um einen typisch luxemburgischen Ausdruck.“Schießen bedeutet im Bergbau, Stollen, Strecken und Schächte durch den Einsatz von Sprengstoffen zu schaffen.
Peter Gilles verweist in einem Artikel über sprachliche Besonderheiten im Minett in einer Ausgabe der „Mutations. Mémoires et perspectives du Bassin Minier“auf die zahlreichen sprachlichen Einflüsse auf den Bergbau aus dem Ausland.
„Aufgrund der teilweisen Erschließung durch deutsche Gesellschaften und durch grenzüberschreitende Kooperationen mit französischsprachigen Partnern in Lothringen und Belgien“seien viele Begriffe der Luxemburger Bergmannssprache eher französisch oder deutsch, führt Gilles aus. Besonders deutlich werde diese sprachliche Vermischung im Bergmannsgruß „Gléck op, Mineur!“
Begriffe aus dem Englischen
Den Gruß kriegt jemand zu hören, der „an der Galeri schafft“, also in der Mine arbeitet. „Galeri“werde als Bezeichnung für einen Stollen oder auch ein ganzes unterirdisches Bergwerk benutzt, sagt Klein. Dieser Begriff sei dem Französischen entnommen, während der Begriff „Steiger“aus dem deutschen Bergbau stammt.
Die Wörter „Lorri“und „Buggi“für Grubengefährte kommen jedoch recht sicher aus dem Englischen, wie Gilles schreibt. Genauer sei dies Arbeitern englischer Firmen zuzuschreiben, vermutet Klein. Diese bauten die im 19. Jahrhundert in hiesigen Minen verwendeten Normalspurbahnen, und so bürgerte sich „Buggi“als Bezeichnung für den Kippwagen ein, den deutsche Bergarbeiter „Lore“nennen.
Etwas illusterer sind die Namen für verwendete Grubenlampen: Eine Öl-Grubenlampe deutscher Bauart nannten die Bergleute „Fräsch“, eine Grubenlampe französischer Bauart „Guckuck“. „Die im Französischen 'rave' genannte Lampe hatte oft einen Hahn als Verzierung an der Verschlussschraube, daher der Name“, führt Denis Klein aus. „Der Begriff Guckuck bezeichnete aber auch Grubenloks, die Buggis hin- und herfuhren.“
Viele verwandte Wörter
Klein verweist auf den Einfluss der historischen Entwicklung auf die Bergmannssprache in Luxemburg: Vor 1918 gehörten viele Bergwerke deutschen Firmen, die teilweise auch deutsche Ingenieure beschäftigten. Daher seien viele Begriffe aus dem Deutschen übernommen worden. Der Gelsenkirchener Bergwerks-Verein in Esch habe sogar versucht, deutsche Bergbautraditionen samt Uniformen in Luxemburg einzuführen, was, wie er hinzufügt, erwartungsgemäß auf wenig Begeisterung gestoßen sei.
„Die französischen Begriffe kamen ebenfalls über Ingenieure, denn Liège und Paris waren beliebte Ausbildungsstätten, aber auch über den Kontakt mit französischen Bergleuten“, erklärt Klein. „Der Kontakt rührt auch daher, dass die Bergleute vor allem vor 1918 recht mobil waren und auch auf beiden Seiten der Grenze arbeiteten.“Rein luxemburgische Begriffe wie „Gare la mine!“oder „Buggi“seien daher eher selten.
'Gare la mine' ist ein typisch luxemburgischer Ausdruck. Denis Klein, Vizepräsident des Minenmuseums in Rümelingen