Ein Flair, das schon Goethe begeisterte
Kunst, Genuss und Natur – die Alpenstadt Bozen überrascht mit vielen Facetten
In Harmonie vereinte Gegensätze prägen das Bild von Bozen, der südlich von Brixen an den Flüssen Talfer und Eisack gelegenen Südtiroler Landeshauptstadt. Etwa das extreme Spiel von Licht und Schatten, das entsteht, wenn die Sonne in die eng bebauten Gassen leuchtet. Oder die architektonischen Epochen, die hier aufeinandertreffen – sowie die alpine Bergwelt der Dolomiten, die den kunstvollen Altstadtbauten mit ihrem submediterranen Flair gegenüberstehen.
Weniger mondän als das nahe gelegene Meran ist Bozen etwas ursprünglicher, kontrastreicher – und in seiner Fläche deutlich größer. Mit rund 100 000 Einwohnern ist Bozen, italienisch Bolzano genannt, die größte Stadt der autonomen Provinz in Italien. Im historischen Zentrum geht es jedoch noch immer beschaulich zu.
Auch wenn der Tourismus eine bedeutende Rolle für die Landeshauptstadt spielt, gelingt es ihr doch, ein Eigenleben zu bewahren, sodass man sich weniger als Tourist, denn als Gast im alltäglichen Geschehen fühlt. Auf dem Markt, beim Bäcker oder im Geschäft werden Urlauber ebenso freundlich bedient wie einheimische Kunden. Gesprochen wird Deutsch mit Südtiroler Färbung oder Italienisch – je nachdem, was das Gegenüber signalisiert.
Shopping unter den Lauben
Keine noch so moderne ShoppingMall vermag das Flair zu erreichen, das man in Bozen schon vor über 500 Jahren konzipierte: In der Laubengasse, die mit Blick gen Westen den meist blauen Himmel samt Alpenpanorama freigibt, spaziert man, an beiden Seiten der Gasse vor Sonne oder Regen geschützt, unter gemauerten Bögen an den Auslagen der Geschäfte entlang. Auch wenn sich inzwischen einige große Modeketten in die Ladenzeilen eingereiht haben, beweisen doch zahlreiche Traditionsgeschäfte ihr Fortbestehen. Da wäre etwa das Schuhhaus Rizzoli, hinter dessen schmaler Fassade sich ein mehrgeschossiges Paradies für Schuhliebhaber auftut, oder die 1443 gegründete Marienapotheke mit ihren beeindruckenden Holzarbeiten aus dem 19. Jahrhundert.
Tatsächlich dienten die Lauben von Anfang an als „Einkaufsmeile“. Sie entstanden als Straßenmarktanlage mit angeschlossenem Kornplatz bereits im späten 12. Jahrhundert auf Initiative der Bischöfe von Trient, die um die Bedeutsamkeit der im Tal gelegenen Stadt für den Handel wussten. Ein Brand im Jahre 1224 vernichtete die ursprünglichen Holzbauten, die sodann als Mauergewölbe vor den dahinterliegenden Gebäuden neu errichtet wurden. Bedroht war die historische Architektur lediglich in Zeiten des italienischen Faschismus, dessen bauliche Relikte heute vielfach das Stadtbild jenseits des historischen Zentrums prägen. Ironischerweise verhinderte der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs die Umsetzung der Planungen, die gesamte nördliche Laubenzeile abzureißen.
Das Entdeckungs- und Einkaufserlebnis in der Altstadt reicht jedoch über die zentrale Laubengasse hinaus: In der nahe gelegenen Bindergasse, die ihren Namen den dort einst ansässigen Fassbindern zu verdanken hat, lohnt sich ein Abstecher zur kleinen, aber feinen Bäckerei Grandi. Hier kann man das bekannte Südtiroler Schüttelbrot erstehen. Den passenden Speck dazu gibt es gleich ums Eck, bei Feinkost Zöggeler. Sollten Messer und Holzbrett noch fehlen, wird man direkt gegenüber bei Lorenzi fündig. Ein Fachgeschäft mit solider Auswahl und fundierter Beratung wie man es sich heute vielerorts nur zurückwünschen kann.
Wer jetzt feststellt, schon vor dem Mittag zu viele Tüten mit sich zu tragen, kann die zentrale Lage seiner Unterkunft nutzen. Geeignet wären da etwa das Parkhotel Mondschein, hinter dessen historischen Mauern sich architektonische Zeugnisse verschiedener Epochen auftun. In den höchsten Tönen gelobt wird hier das vielseitige Frühstücksbuffet, das bei schönem Wetter auch im Garten serviert wird. Ähnlich gehoben nächtigen, doch ohne Parkanlage, lässt es sich im Stadt-Hotel Città. Moderne Stadtstudios mit historischem Flair bieten die Goldenstern-Apartments in der Dr.-JosefStreiter-Gasse oder die mehrfach in der Stadt vertretenen CooperApartments. Wer lieber im Grünen entspannt, findet im 4,5 Kilometer vom Zentrum entfernten Weingut Schmid-Oberrautner eine geschmackvolle Ruheoase.
Stadtrundgang mit Genussfaktor Beim Spaziergang durch die Stadt lassen sich unzählige historische Bauten und Plätze mit Stilelementen verschiedener Epochen erkunden. Es lohnt sich, den Blick auch nach oben schweifen zu lassen, die baulichen Details wie Giebel, Inschriften oder Wanddekors genauer zu betrachten. Die imposante Bronzestatue des Neptunbrunnens aus dem Jahr 1746 etwa scheint über das Markttreiben des Obstplatzes zu wachen. Vom Marktgeschehen beeindruckt zeigte sich hier bereits Johann Wolfgang von Goethe während seiner Italienreise. Auf der gegenübergelegenen Seite fällt das Torgglhaus auf, das 1895 an der Stelle eines mittelalterlichen Hauses neu errichtet und 1913 im neogotischen Stil umgebaut wurde, wovon die kantigen Zinnen zeugen.
Folgt man dem Bogen des Obstplatzes nach rechts, gelangt man in die Dr.-Streiter-Gasse, in der sich ehemals der Fischmarkt befand. Hiervon zeugen die marmornen Fischbänke, die nun der gleichnamigen Bar als Tresen dienen. Etwas gediegener kann man, nur einen Torbogen weiter, im schlichtweg „Bogen“genannten Bistro ein Glas Wein genießen.
Vom „Bogen“aus dem Straßenverlauf folgend gelangt man über die bereits erwähnte Bindergasse zurück an den Rathausplatz, hinter dem der Weg über den Kornplatz zu einem weiteren vielseitigen
Auch wenn der Tourismus eine bedeutende Rolle spielt, gelingt es der Stadt doch, ein Eigenleben zu bewahren.
Viertel mit zahlreichen Restaurants und Bars führt. Darunter, für Freunde der vegan-vegetarischen Küche, auch das Bio-Bistro „Humus“mit einer saisonal wechselnden Speisekarte. Eine weitere Etappe Richtung Süden führt über den mehrfach umbenannten Waltherplatz, mit der Statue von Walther
von der Vogelweide im Zentrum, zu einem weiteren Wahrzeichen der Stadt: dem Dom.
Kulturelle Schätze
Die Maria Himmelfahrt geweihte Kirche wurde auf den Überresten einer Basilika erbaut und veränderte ihre Gestalt während verschiedener Epochen bis hin zum imposanten Dom. Ihr heutiges Erscheinungsbild prägen romanischgotische Stilelemente, geschmückt durch einige kostbare barocke Kunstwerke. Schon äußerlich markant sind ihr filigraner, im 16. Jahrhundert errichteter Glockenturm sowie das schmucke Ziegelmuster
Charmante Einkaufsmeile: die Laubengasse.