Was die Gaskunden ab Oktober erwartet
Der Energieversorger Enovos rechnet für einen Vier-Personen-Haushalt mit monatlichen Kosten von gut 500 Euro
Dass es dazu kommen wird, war absehbar. Nun konkretisiert Luxemburgs Gasversorger Enovos, was die für Oktober anstehende Tariferhöhung für seine Kunden bedeuten wird.
Demnach werden ab Oktober die Energiekosten für einen typischen Vier-Personen-Haushalt bei einem durchschnittlichen Gasverbrauch von 3 300 Kubikmetern Gas pro Jahr (das entspricht 36 300 Kilowattstunden) bei jährlich gut 5 400 Euro liegen. In dieser Summe enthalten sind bereits die Steuern, aber nicht die derzeit noch vom Staat subventionierten Netzkosten. Ohne Übernahme dieser Kosten liegt der Preis laut Enovos bei 6 070 pro Jahr, also bei mehr als 500 Euro monatlich.
Das ist eine Entwicklung, die es in dieser Form bislang noch nie gab. Aktuell liegen für die gleiche Verbrauchsmenge die jährlichen Zahlungen (ohne Netzkosten) bei 3 050 Euro. Ab Oktober müssen Gaskunden also gut 77 Prozent mehr für die gleiche Menge zahlen. Und unklar ist, ob es dabei bleiben wird.
Weiterhin unberechenbare Lage in Europa
„Unsere zukünftigen Tarife werden stark von den Beschaffungspreisen auf den europäischen Großhandelsmärkten abhängen, die aufgrund der schwierigen geopolitischen Lage in Europa derzeit noch sehr nervös und unberechenbar sind“, erklärt Enovos mit Verweis auf die seit einem Jahr sehr angespannte Situation auf den Großhandelsmärkten.
So habe der Preis vor dem Sommer 2021 noch bei 20 bis 30 Euro pro Megawattstunde gelegen, derzeit liege er bei 200 bis 300 Euro, also beim Zehnfachen. „Die zukünftigen Marktpreise werden auch durch die Höhe der Nachfrage
Avis de sociétés
beeinflusst, die stark von den Temperaturen sowie vom Verbrauchsverhalten abhängen wird“, so Enovos.
Deshalb würden auch die Energieeinsparungen, die von den Haushalten erzielt werden können, eine wichtige Rolle spielen und sich direkt auf das Preisniveau auswirken.
Bei den steigenden Ausgaben für das Gas allein wird es aber nicht bleiben. Der Strom ist in der EU nämlich an den Gaspreis gekoppelt, was bedeutet, dass auch die Stromkosten in den kommenden Monaten weiter steigen werden.
Grund dafür ist die sogenannte Merit-Order. Mit dieser in der EU einheitlichen Regel wird die Reihenfolge festgelegt, in der Kraftwerke an der Strombörse ihre Energie anbieten können. Kraftwerke, die billig Strom produzieren, wie beispielsweise Windkraftanlagen, kommen dabei zuerst an die Reihe, um die Nachfrage zu decken. Gaskraftwerke hingegen stehen in dieser Reihenfolge derzeit ganz hinten.
Forderung nach Entkoppelung von Strom- und Gaspreis
Trotzdem bestimmen Letztere den Preis. Denn der Strompreis richtet sich immer nach dem zuletzt geschalteten und damit teuersten Kraftwerk. Angesichts der extrem hohen Gaspreise steigen die Strompreise also entsprechend mit. Und das unabhängig davon, ob es sich um einen Anbieter von Strom aus fossilen Energien oder aber um einen Ökostromanbieter handelt.
Ändern ließe sich das nur durch eine Deckelung oder aber eine Entkopplung des Strompreises vom Gaspreis, worüber derzeit in der EU auch diskutiert wird. Bei einem Dringlichkeitstreffen der EU-Energieminister, das für Ende kommende Woche angekündigt ist, soll auch über diese Option gesprochen werden.