Luxemburger Wort

Klatsche für Palin und Trump

Mary Sattler Peltola zieht als erste Ureinwohne­rin für Alaska in den US-Kongress ein

- Von Thomas Spang (Washington)

Als junges Mädchen verfolgte sie den Wahlkampf des Mannes aus nächster Nähe, der Alaska über fünf Jahrzehnte im US-Kongress vertreten hatte. Dabei könnte Mary Peltola nicht verschiede­ner sein als der Republikan­er Don Young, mit dem ihr Vater eng befreundet war. Während der legendäre Republikan­er aus dem Polarstaat ein Raubein war, das gerne austeilte, hat die Angehörige der indigenen Yupik das Image einer sanften Brückenbau­erin.

Nach Auszählung aller Stimmen der Nachwahlen vom 17. August steht nun fest, dass Peltola den verstorben­en Young beerben wird. Sie lag am Ende mit 51,5 Prozent um drei Punkte vor der ehemaligen Gouverneur­in des Bundesstaa­tes, Sarah Palin.

Aufgrund der langen Postlaufze­iten aus den entlegenen Regionen Alaskas hatte das offizielle Wahlergebn­is knapp zwei Wochen auf sich warten lassen. Mit dem Rückenwind einer Amtsinhabe­rin geht sie im November bei den Zwischenwa­hlen noch einmal an den Start. Ein Rennen, in dem sie nach dem komplizier­ten Ausscheidu­ngssystem

Alaskas ebenfalls deutlich führt.

Eine Brückenbau­erin

Dass sich die einzige Demokratin in dem einstmals bis zu 50 Kandidaten großen Feld durchsetze­n konnte, hat mit ihrer Qualität als unabhängig­e Brückenbau­erin zu tun. „Ich sehe die Menschen jenseits ihrer Parteizuge­hörigkeit“, erklärt die Leiterin einer Fischereib­ehörde der Ureinwohne­r am Kuskokwim River in der Wahlnacht ihr Erfolgsrez­ept. „Die Menschen in Alaska schätzen das. Sie wählen Personen und nicht Parteien.“

Ihre positive Ausstrahlu­ng als Person stellte die vierfache Mutter in ihrer Zeit als Abgeordnet­e im Staatsparl­ament von Alaska über zehn Jahre unter Beweis (2009-2019). Damals freundete sie sich mit ihrer Konkurrent­in um den Kongresssi­tz über eine zeitgleich­e Schwangers­chaft an. Sie arbeitete so gut mit der Gouverneur­in zusammen, dass Palin bis heute nur Gutes über Peltola zu sagen hat.

Die ehemalige Vizepräsid­entschafts-Kandidatin John McCains und Wegbereite­rin des Trumpismus

würde sogar für Peltola stimmen, stünde sie nicht selber auf dem Wahlschein. Das deutete sie während einer Debatte an, als der Moderator danach fragte, wer ihre zweite Wahl in dem nach Rängen gewichtete­n System wäre. Palin zeigte auf die Demokratin.

Während Peltola auch eine „Alaska-Zuerst“-Kandidatin ist, unterschei­det sie sich beim Klimaschut­z und dem straffreie­n Zugang zur Abtreibung deutlich von Palin und dem verstorben­en Vorgänger Young. Ein Vorteil ist ihre ethnische Herkunft als Angehörige der Yupik. Rund 15 Prozent der Einwohner des Bundesstaa­tes sind Ureinwohne­r. Die ausgebilde­te Lehrerin erinnerte in ihrem Wahlkampf an die sozialen Werte der Yupik, die sie nach Washington bringen wolle.

Ich sehe die Menschen jenseits ihrer Parteizuge­hörigkeit. Mary Sattler Peltola

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Foto: Getty Images Mary Peltola zieht für Alaska in den US-Kongress ein.

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