Strippenzieher
Eine Formel-1-Karriere kann mehrere Jahrzehnte andauern. So mancher Akteur taucht immer wieder auf, in unterschiedlichen Rollen. Man denke beispielsweise an Keke Rosberg, der es wunderbar verstand, das Beste aus seinen Talenten zu machen. 1982 wurde er Weltmeister, obwohl er in jener Saison nur ein Rennen gewann. Später wurde er Unternehmer und Manager von finnischen Landsleuten wie Mika Häkkinen, die es ebenfalls weit brachten. Sohn Nico, Champion von 2016, schlug nach dem Rücktritt vom aktiven Rennsport eine ähnliche Laufbahn ein.
Gerade ist wieder viel von einem Mann die Rede, der zuletzt in der öffentlichen Wahrnehmung ein bisschen in Vergessenheit geraten war. Zumindest im Zusammenhang mit der Formel 1. Flavio Briatore, ansonsten zuweilen erwähnt als Vater von ModelTochter Leni Klum, hat offenbar hinter den Kulissen auch im Motorsport wieder für Aufsehen gesorgt. Im Wechseltheater um den hochtalentierten Rookie Oscar Piastri soll der ehemalige Teamchef von Benetton und Renault die Fäden im Hintergrund gezogen haben.
Irgendwie hängt in der Formel 1 vieles miteinander zusammen.
„Das ist ein klassischer Flavio“, ist sich der deutsche TV-Experte Christian Danner sicher. Das Szenario um den jungen Australier, der ein Cockpit beim Rennstall Alpine trotz offizieller Verkündigung öffentlich verschmähte, trage die Handschrift des Italieners.
Für Briatore, mittlerweile gesetzte 72 Jahre alt, wäre das Ganze gleich in mehrfacher Hinsicht ein Coup. Er ist Entdecker und Manager von Fernando Alonso, der den Platz bei Alpine für Piastri mit seinem eigenen Weggang erst freimachte, und ebenso Mark Webber geschäftlich verbunden, der als Manager von Piastri fungiert.
Böse Zungen könnten nun behaupten, Briatore habe sich an Alpine rächen wollen, indem er gleich zwei Fahrer von dem Rennstall weglotste, der früher mal Renault hieß. Die Zusammenarbeit zwischen dem französischen Konzern und dem gewieften Italiener endete 2009 nicht im Guten. Die „Crashgate“-Affäre um einen vermeintlich angeordneten Unfall war der Grund dafür. Briatore erhielt zunächst eine lebenslange Formel-1-Sperre vom Weltverband FIA, die später aufgehoben wurde.
Irgendwie hängt in der
Formel 1 vieles miteinander zusammen. Kontakte sind wichtig. Und jetzt in der Silly Season, da der Kampf um die Cockpits noch nicht entschieden ist, schlägt die Stunde der Strippenzieher.