Aufbruch in neue elektrische Welten
Mit dem Vision 7S wagt der tschechische Automobilhersteller Skoda den Aufstieg auf der Electric Avenue
Ja, was denn nun? Erst wollten sie Premium sein, dann sind sie der Muttermarke VW zu nah gekommen und wurden wieder herabgestuft, und jetzt probt Skoda den nächsten Aufstieg. Denn nachdem der bisherige Chef Thomas Schäfer zum Markenboss in Wolfsburg aufgestiegen ist, will dessen Nachfolger Klaus Zellmer nicht nur das Profil schärfen und leistet sich deshalb gleich zum Start ein neues Logo und einen neuen Schriftzug. Sondern vor allem will Zellmer das Portfolio nach oben abrunden und dort neue Kundenschichten erreichen. Und weil die elektrische Revolution auch die frühere Billigmarke voll erfasst hat, muss das neue Flaggschiff natürlich ein Akku-Auto werden. Wie das aussehen soll und wie sich bis zu dessen Debüt in zwei, drei Jahren das Skoda-Design weiterentwickelt, das verraten die Tschechen jetzt mit der Studie Vision 7S, die jüngst in Prag enthüllt wurde.
Länger, schlanker, flacher
Mit rund fünf Metern zwar deutlich länger als ein Enyaq, dabei aber zugunsten des cw-Werts trotzdem schlanker, glatter und vor allem flacher, schaut der Vision 7S mit einem neuen Gesicht in die Welt, bekommt einen digitalen Kühlergrill und tritt mit einem auffällig inszenierten Unterfahrschutz an Bug und Heck betont robust auf. Schließlich will Skoda zur Marke für Abenteurer auf der Flucht aus dem Alltag werden und nimmt sich dabei Modemarken wie Mammut oder Jack Wolfskin zum Vorbild. Dazu gibt’s neben dem neuen Schriftzug und dem retuschierten Logo gleich auch noch eine neue Lichtsignatur mit T-förmigen Signets für Frontund Rückleuchten.
Der ganze Stolz von Designchef Oliver Stefani und Entwicklungsvorstand Johannes Neft ist aber der Innenraum, der erstmals bei einem elektrischen Skoda Raum für sieben Passagiere bietet. Wenn sich die freilich nur bei der Studie gegenläufig angeschlagenen Türen öffnen, fällt der Blick deshalb in eine riesige Kabine mit reichlich Platz auf allen Plätzen und einem neuen Cockpit, in dem es bei aller Digitalisierung auch künftig noch ein paar runde Knöpfe für Klima und Co. geben wird.
Relaxen in der Kabine
Außerdem haben Stefani und Neft neben dem Fahr-Modus auch einen Relax-Modus für die Kabine entwickelt. Wenn das Auto steht, ziehen sich Lenkrad und Cockpit deshalb etwas zurück und die Vordersitze lassen sich zwecks besserer Kommunikation mit dem Rest der Familie ein wenig nach innen schwenken, während die Rücklehnen in eine Ruheposition gleiten.
Natürlich haben sich die Tschechen auch wieder ein paar Premieren für die Rubrik „simply clever“einfallen lassen: So lässt sich der große Bildschirm auf dem Armaturenbrett im Stand drehen und wird dann zum Breitwand-Screen fürs Pausen-Kino, unter der Mittelkonsole gibt es Magnetfelder, an denen Accessoires wie Trinkflaschen befestigt werden können, und als Clou für die Kleinsten gibt es einen neuen Kindersitz, der zwischen der ersten und der zweiten Reihe auf dem Mitteltunnel thront, weil es im ganzen Auto keinen sichereren Platz gibt.
Bis zu 600 Kilometer Reichweite
Während Aufbau und Auftritt ganz neu sind, greift Skoda bei der Technik in den bewährten Elektrobaukasten der Konzernmutter und spendiert dem Vision 7S zwei EMotoren für den obligatorischen Allradantrieb sowie eine Batterie mit knapp 90 kWh. Mit bis zu 200 kW geladen, soll sie eine Reichweite von über 600 Kilometern ermöglichen.
Zwar nimmt Skoda weitere 5,6 Milliarden Euro in die Hand, um die elektrische Revolution noch zu beschleunigen und allein bis 2026 drei zusätzliche Modelle unter Strom zu setzen. Doch auch wenn der Anteil der Akku-Autos bis zum Ende der Dekade auf 70 Prozent steigen soll, werden dann noch drei von zehn Käufer mit einem Verbrenner vom Hof fahren. Die wollen die Tschechen bei aller elektrischer Euphorie deshalb nicht vernachlässigen und kündigen quasi im Kleingedruckten für 2023 zwei weitere Premieren an: Im zweiten Halbjahr kommen deshalb fast zeitgleich ein neuer Superb und ein neuer Kodiaq.
Der Kindersitz thront zwischen der ersten und der zweiten Reihe auf dem Mitteltunnel, weil es im Auto keinen sichereren Platz gibt.