„Kritik ist immer gut“
Richterin Barbara Salesch über ihre Rückkehr auf den Bildschirm
TV-Richterin Barbara Salesch, die vor zehn Jahren die Robe an den Nagel gehängt hat, feiert mit einer neuen Gerichtsshow ihr Comeback: In „Barbara Salesch – Das Strafgericht“– zu sehen ab 5. September auf RTL – spielt die 72-jährige Juristin eine Richterin, die Strafsachen verhandelt. Alle Geschichten beruhen auf wahren Fällen, als Angeklagte und Verteidiger fungieren hauptsächlich Laiendarsteller.
Barbara Salesch, Sie feiern mit einer neuen Gerichtsshow Ihr TVComeback. Haben Sie RTL nach der Anfrage sofort zugesagt?
So schnell war ich nicht. Ich habe mich geziert wie eine alte Jungfer, weil ich mein bequemes Landleben behalten wollte. Aber RTL und filmpool, die Produktionsfirma, sind hartnäckig am
Ball geblieben. Irgendwann hatten sie mich am Haken. Ich wollte dabei sein. Und zwar täglich. In dem Moment hat sich bei mir ein Schalter umgelegt.
Vor zehn Jahren sind Sie in TVRente gegangen. Was haben Sie zwischenzeitlich so getrieben?
In zehn Jahren kommt einiges zusammen: Ich habe Kunst zu Ende studiert, auf dem Land ein altes Haus mit Atelier und Werkstätten gekauft und saniert, eine Galerie eröffnet, einen großen Garten angelegt, ein Buch geschrieben, mit dem ich bis heute auf Lesereise bin, und zwei neue Knie bekommen. Dazu habe ich seit fünf Jahren einen Hund als Personal Trainer. Ein irisches Wolfshundmädchen mit Namen Piri. Die Erste, die es geschafft hat, mich vom Sofa zu holen, zwei Stunden täglich draußen zu sein und ein regelmäßigeres Leben zu führen. Ich mache Holzschnitte, zeichne aktuell viel, stelle aus, unterrichte, koche, backe, habe Gäste und super Nachbarn.
Knüpfen Sie mit Ihrem neuen Format nahtlos an Ihre frühere Gerichtsshow
Werktäglich im Einsatz: Richterin Barbara Salesch.
an oder gibt es einschneidende Änderungen?
Wir setzen neue Beweismittel nach modernen Standards wie WhatsApp-Verläufe, Smartwatches oder Social-Media-Posts ein, die auf hochauflösenden Screens im Gerichtssaal präsentiert werden. Aber ich bin immer noch die Alte und die bleibe ich auch. Darauf können sich die Zuschauerinnen und Zuschauer verlassen.
Kritiker warfen Ihnen früher vor, Ihre Show habe mit dem Gerichtsalltag wenig gemein. Wollen Sie das Justizwesen im neuen Anlauf realistischer abbilden?
Kritik ist immer gut. Aber Fernsehen und Alltag, Realität haben nichts miteinander zu schaffen. In keinem Programm. Alltag hat man zu Hause. Man will das Besondere, das Spannende sehen. Und das wird es geben. Aber alles ist wie immer juristisch korrekt. Dieser Spagat zwischen Unterhaltung und Recht ist das Schwierige an meiner Sendung. Das muss ich unter einen Hut bekommen. Deshalb überarbeite ich auch jedes Drehbuch eigenhändig. Ein früherer Präsident des Bundesgerichtshofs hat einmal über meine Sendung gesagt, man könne auch mit Mitteln der Unterhaltung dem Bürger das Recht näherbringen. Und ein Richter am Bundesgerichtshof hat nach einer Analyse gesagt, so eine Richterin wünsche man sich. Was will ich mehr?
Die Sendung läuft wochentags, da kommt viel Arbeit auf Sie zu. Andere in Ihrem Alter sind bereits seit Jahren im Ruhestand. Trauen Sie sich den Stress noch zu?
Ja, ist ja positiver Stress. Viele Juristen arbeiten über die 65 hinaus. Hauptsache, ich kann sitzen. Mit einer Laufrolle hätte ich jetzt meine Schwierigkeiten. Und mit Pumps auch. Ich darf deshalb auf Turnschuhen in den Saal schweben. Irgendwie war es so, als habe man nur eine längere Sommerpause gemacht. Ging allen Mitarbeitern so. Viele kenne ich ja noch von früher. Aber es war schon sehr viel, bis sich alles so langsam wieder eingespielt hat. Letztens mussten wir mal abbrechen, weil ich meine Stimme verloren hatte. Jetzt krächze ich wieder fröhlich weiter.
Die leuchtend roten Haare haben Sie beibehalten. Wollten Sie nicht auf Ihr Markenzeichen verzichten?
Nee. Ich bin vor über 30 Jahren errötet und habe es beibehalten. Gefällt mir so. Ich habe Farbe auf dem Kopf und muss mich nicht viel schminken. 20 Tage lang begeistert die Fouer die Besucher.
Wir setzen neue Beweismittel wie WhatsAppVerläufe oder Social-MediaPosts ein.