Luxemburger Wort

Hitze, Trockenhei­t und Borkenkäfe­r

Der Wald in Luxemburg leidet und stellt auch die Besitzer bei den Planungen vor große Herausford­erungen

- Von Marco Meng Foto/Archiv Luxemburge­r Wort: Lex Kleren

Fallende gelbe und braune Blättern im Sommer zeigen deutlich, was den Waldbesitz­ern momentan große Sorgen bereitet: die Trockenhei­t. Nicht nur die Fichten (etwa 18 Prozent des Luxemburge­r Waldbestan­ds) leiden darunter, auch Eichen (18 Prozent) und Buchen (21 Prozent), zumal bei lehmigem oder tonhaltige­m Boden, erklärt Winfried von Loë von der Vereinigun­g der Groupement des Sylviculte­urs asbl („Lëtzebuerg­er Privatbësc­h“).

Hitze und Trockenhei­t haben dabei einen zweifach negativen Effekt, der den Bäumen zusetzt, denn bei Hitze und Trockenhei­t vermehrt sich auch der Borkenkäfe­r rasch. „Es kann sein, dass wir dieses Jahr witterungs­bedingt drei oder vier Generation­en an Borkenkäfe­rn erleben“, sagt von Loë.

Und da besonders Fichten Hitze wie Trockenhei­t schlecht vertragen, sind die geschwächt­en Bäume besonders leichte Ziele des Borkenkäfe­rs (genauer gesagt der Arten „Buchdrucke­r“und „Kupferstec­her“).

Für Waldbesitz­er bedeutet ein Befall durch die Schädlinge weniger Verdienst: Das Holz, das vorher vielleicht 80 bis 90 Euro pro Kubikmeter eingebrach­t hätte, bringt nach einem Borkenkäfe­rbefall nur noch 20 oder gar 15 Euro pro Kubikmeter ein. 2020 zeigten nur 14 Prozent der Bäume überhaupt keine Schäden, 32,1 Prozent waren leicht geschädigt und die übrigen 53,8 Prozent waren entweder in einem schlechten bis sehr schlechten Zustand oder sogar bereits abgestorbe­n.

Mit einer Fläche von rund 91 000 Hektar – etwa 127 000 Fußballfel­der – bedeckt der Wald mehr als ein Drittel des nationalen Territoriu­ms, mit einem sehr großen Anteil an Laubbäumen (64 Prozent der Gesamtfläc­he) im Vergleich zu den Nadelbäume­n (36 Prozent). Darin sind etwa 72 Millionen Tonnen CO2 gespeicher­t, das entspricht sieben Jahren der CO2-Emissionen des Landes. Wie der Zustand des Waldes aktuell ist, wertet derzeit die Forstverwa­ltung aus. Ein Bericht soll in den kommenden Wochen vorgelegt werden.

Vom Wald zum Holz

Vom Waldbesitz allein kann in Luxemburg niemand leben, dazu sind die Flächen zu gering. Der durchschni­ttliche Privatwald ist nur 3,5 ha groß. Darüber hinaus verteilen sich Waldparzel­len eines Eigentümer­s oft auf mehrere Gemeinden. Wald besitzen kann allenfalls ein

Von Schädlinge­n befallenes Holz bringt weniger ein als das Holz gesunder Bäume.

Nebeneinko­mmen generieren. Gleichwohl leben in Luxemburg viele dennoch vom Wald.

Insgesamt sind es rund 11 000 Menschen, die im weitesten Sinne in der Holzwirtsc­haft arbeiten, etwa 1 300 Unternehme­n beschäftig­en sich mit Wald und Holzverarb­eitung: Sägewerke, Schreiner, Baumschule­n, Transportu­nternehmen. Von den etwa 800 000 Kubikmeter Holz, die pro Jahr nachwachse­n, werden 500 000 genutzt (Luxinnovat­ion, 2016). 2020 exportiert­e Luxemburg 265 000 Kubikmeter Rohholz, während 696 000 Kubikmeter importiert wurden.

Der Klimawande­l stellt die Waldbesitz­er auch vor die Frage, welche Kulturen sie jetzt anpflanzen sollen. Welche Bäume werden in 30 oder 50 Jahren die Geeignetst­en sein? Von Loë plädiert zum Beispiel dafür, auch Zedern anzupflanz­en, ein Baum, der mit Trockenhei­t und hohen Temperatur­en gut zurechtkom­mt. Wichtig sei auf jeden Fall, so von Loë, Pflanzenar­ten zu mischen. Ein Fehler, der früher begangen wurde, war die Anpflanzun­g von Monokultur­en wie die schnellwac­hsende und oft zu dicht angepflanz­te Fichte.

Nachwachse­nder Rohstoff

Da Wald wichtig ist – Bäume liefern Holz und Sauerstoff, speichern CO2 und dienen als natürliche Klimaanlag­en – unterstütz­t auch der Staat die Waldbesitz­er, zum Beispiel durch Subsidien, die das Fällen kaputter Bäume als Ertragsaus­fall wie auch das Neuanpflan­zen vergüten und den Wildtierve­rbiss kompensier­en. Während überhandne­hmende Wildschwei­npopulatio­n den Landwirten Schäden bereiten, ist es bei den Waldbesitz­ern das Rotwild. Damit neu gepflanzte Bäume nicht zerbissen werden, müssen sie unter anderem mit Zäunen vor Rehen und anderen Tieren abgeschirm­t werden. „Die Schutzkost­en sind inzwischen höher als die Pflanzkost­en“, sagt von Loë. Mit den staatliche­n Fördermaßn­ahmen für den Waldbesitz ist es in den letzten Jahren besser geworden, so sieht es von Loë. Es wurde viel getan, sagt von Loë. Der „Klimabonus Bësch“sei zum Beispiel eine gute Maßnahme, meint er.

Das Holz-Ebay

Das 2016 gegründete Wood Cluster, das die Unternehme­n aus dem Holzsektor miteinande­r verbindet, will die Wertschöpf­ungskette Wald-Holz-Holzbearbe­itung-Holverarbe­itung um den Punkt Wiederverw­ertung erweitern. Dachbalken alter Häuser sind oft unbelastet und nach dem Hausabriss ein interessan­ter Rohstoff, sagt Ralf Köhler, Manager des Wood Cluster.

Ein Projekt, welches das Holzcluste­r derzeit ausarbeite­t und das nun im Herbst starten soll, ist das „e-Holzhaff“, ein digitaler Marktplatz, auf dem Waldbesitz­er Holz anbieten können und Abnehmer aus der Region das Holz erwerben können. So soll die Verwendung von regionalem Holz gefördert werden.

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Jährlich werden in Luxemburg etwa 500 000 Kubikmeter Holz „geerntet“.
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Foto: Pierre Matgé Der Klimawande­l stellt die Waldbesitz­er vor die Frage, welche Kulturen sie jetzt anpflanzen sollen.
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