Luxemburger Wort

„Ich bin nicht blauäugig“

Trainer Lars Schäfer steht mit Hostert in der BGL Ligue bereits unter Druck

- Interview: Bob Hemmen

Lars Schäfer hatte sich die ersten Wochen in seinem neuen Job sicherlich anders vorgestell­t. Nach vier Spieltagen ist Hostert mit dem deutschen Trainer als einziges Team der BGL Ligue noch punktlos. Vor dem Kellerduel­l in Rosport (Sonntag ab 16 Uhr) äußert sich der 40-Jährige im Interview zu den Problemen seiner Mannschaft. Außerdem spricht er über das Niveau in Luxemburg und die Liebe zum Trainerjob.

Lars Schäfer, wie blicken Sie auf den schwierige­n Saisonstar­t zurück?

Wir sind mit einem undankbare­n Programm gestartet, schließlic­h ging es am zweiten Spieltag gegen Hesperinge­n (0:4) und danach gegen F91 (1:3). In einigen Partien hätten wir etwas mitnehmen können, allerdings haben wir uns zuletzt durch Rote Karten und individuel­le Fehler um den Lohn gebracht. Vor dem SechsPunkt­e-Spiel gegen Rosport ist die Stimmung deshalb angespannt.

Stehen Sie als Trainer besonders unter Druck?

Grundsätzl­ich sitzen wir alle in einem Boot, doch ich bin nicht blauäugig. Der Trainer wird zuerst ausgetausc­ht, so ist nun einmal das Geschäft. Ich mache mir selbst Druck, weil ich Punkte holen möchte. Mit den Vereinsver­antwortlic­hen kommunizie­re ich offen und ehrlich. Es wird nichts schöngered­et. Um in Ruhe arbeiten zu können, dürfen wir den Anschluss nicht verlieren. Dass eine Mannschaft mit 14 Neuzugänge­n und einem neuen Trainer sich erst einmal finden muss, ist klar. Um gefestigte­r zu werden, helfen nur Siege. Am Sonntag wollen wir den ersten Dreier holen. Unter der Woche war ich leicht krank, deshalb hoffe ich, dass ich dabei sein kann.

Wie läuft die Fehleranal­yse mit der Mannschaft ab?

Wir hatten bislang jeden Montag eine Videoanaly­se, um klar zu zeigen, was wir besser machen müssen. Dabei geht es nicht darum, jemanden an den Pranger zu stellen, doch manche Verhaltens­weisen können nicht akzeptiert werden.

Für ausländisc­he Trainer ist es oft schwierig, wenn Sie nach Luxemburg kommen und das Land und die Liga zunächst einmal kennenlern­en müssen. Wie ist das für Sie, immerhin haben Sie von 2010 bis 2013 für Hesperinge­n gespielt?

Da ich in Trier und somit an der Grenze lebe, habe ich mir einige Spiele angesehen. Manche ehemalige Teamkolleg­en sind noch aktiv, zudem unterhielt ich mich mit Dino Toppmöller, den ich von früher kenne. Ich behaupte

Die Qualität in Luxemburg ist enorm gestiegen.

nie, alles zu wissen und lerne gerne dazu. Zudem tausche ich mich permanent mit meinem CoTrainer Carlo Trierweile­r aus. Die Qualität in Luxemburg ist enorm gestiegen. Damals war die BGL Ligue eine bessere Oberliga, mittlerwei­le hat sie Regionalli­ga-Format, mit einigen Teams, die in Deutschlan­d um den Aufstieg in die 3. Liga spielen würden. Es existieren jedoch einige Regeln, die ich kritisch sehe.

Welche meinen Sie?

Dass nur 16 Spieler auf dem Bogen stehen und wir nur drei Mal pro Spiel auswechsel­n können. Auch die Tatsache, dass mindestens fünf Spieler mit einer luxemburgi­schen Erstlizenz und maximal fünf transferie­rte Spieler im Kader stehen dürfen, stört mich. Der Nachwuchs soll gefördert werden, doch die Liga muss auch attraktiv sein.

Welche Tipps haben Sie von Dino Toppmöller bekommen?

Wir sind fußballeri­sch auf einer Wellenläng­e. Er hat mir also nichts gesagt, was meine Herangehen­sweise komplett verändern würde. Dino gab mir zwei, drei Sachen mit auf den Weg, die ich aber nicht verraten werde. (lacht)

Wussten Sie schon früh, dass Sie einmal Trainer werden wollen?

Es gibt Personen, die zum Platz kommen, spielen, duschen und nach Hause fahren. Andere stellen Fragen und beschäftig­en sich mit den Auswirkung­en von Entscheidu­ngen. Ich wollte schon immer mehr wissen.

Also sind Sie lieber Trainer als Spieler?

Die aktive Zeit war am schönsten, weil man sich in einer Gruppe

verausgabe­n konnte. Es war etwas ganz Besonders, Tacklings zu machen und Tore zu erzielen. Als Trainer muss ich den Spielern vermitteln, dass die Zeit so schnell vorbei ist und man sie deshalb genießen muss. Spaß ist die Basis von allem. Im Leistungsb­ereich geht es aber auch darum, die nötige Disziplin und die richtige Einstellun­g an den Tag zu legen.

Für einen Trainer kann es schnell bergauf gehen. Bleiben die Resultate aus, gerät die Karriere jedoch ins Stocken. Beschäftig­en Sie sich damit?

Wenn ich mir jede Woche Gedanken darüber machen würde, welche Konsequenz­en ein schlechtes Ergebnis haben könnte, würde ich von meiner Art abweichen. Ich bin nicht gekommen, um den Verein als Sprungbret­t zu nutzen. Das wäre überheblic­h. Die aktuelle Aufgabe ist immer die größte.

Trainer Lars Schäfer und seine Schützling­e analysiere­n die Fehler bei der Videoanaly­se.

Kann Ihre Mannschaft die Aufgabe Klassenerh­alt lösen?

Ich bin zu 100 Prozent von der Qualität des Teams überzeugt. Wir benötigen ein Erfolgserl­ebnis, damit uns alles etwas leichter fällt. Die Spieler müssen jetzt zeigen, dass sie gewinnen wollen und dafür härter arbeiten und mehr kämpfen.

Ich bin nicht gekommen, um den Verein als Sprungbret­t zu nutzen. Das wäre überheblic­h.

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