Torjubel und Kartenfrust
Amy Thompson trifft gegen Nordirland und muss vom Platz
Sie war tieftraurig, aber auch gefasst. Amy Thompson versuchte an einem Abend der extremen Gefühle, trotz allem auch das Positive zu sehen. Ein Tor und einen Platzverweis – das hatte es für die Luxemburger Fußballnationalspielerin im WM-Qualifikationsspiel gegen Nordirland am Freitagabend binnen kurzer Zeit gegeben. „Es tut weh. Aber ich sage mir auch, dass wir eine gute Kampagne gespielt haben. Wir haben bewiesen, dass wir Fortschritte gemacht haben“, kommentierte sie das für sie so denkwürdige Länderspiel.
Luxemburgs Fußballfrauen verloren die letzte Heimpartie dieser Qualifikation im Escher Stade Emile Mayrisch 1:2 gegen den EM-Teilnehmer Nordirland. Das ist eine klare Steigerung gegenüber dem Hinspiel vor einem Jahr, als die FLF-Auswahl 0:4 unterlegen war. Die Umstände aber waren für so manche Spielerin schmerzhaft.
Vor allem für Thompson. Die 28-Jährige musste zweimal wegen Blessuren behandelt werden und kam wieder zurück. In der Schlussphase sorgte sie für Riesenjubel, als sie mit ihrem etwas überraschenden Treffer zum 1:1-Ausgleich (80.') Hoffnung auf einen unerwarteten Punktgewinn machte. Nach einem Abwehrfehler der zuvor durch Sarah McFadden (52.') in Führung gegangenen Gäste traf Thompson aus spitzem Winkel. „Ich bin an den Ball gekommen. In den zwei Sekunden konnte ich nicht viel anderes machen als zu schießen und das habe ich gemacht. Die Torhüterin war noch dran“, beschrieb sie die Szene.
Dann zog die kroatische Schiedsrichterin Jelena Pejkovic Gelb-Rot (81.'). Thompson hatte zuvor schon Gelb gesehen, weil sie eine Gegnerin am Trikot gezupft hatte. Nun erhielt sie eine zweite Gelbe Karte, weil sie ihr eigenes Oberteil beim Torjubel gehoben hatte. „Mein erster Gedanke war, dass ich das Trikot nicht über den Kopf gezogen habe. Der zweite war: Ich lasse meine Mitspielerinnen im Stich. Und dann habe ich daran gedacht, dass ich jetzt gegen England nicht spielen kann“, so Thompson.
Zwei Sperren und zwei überzeugende Teenager Sie ist am Dienstag im Auswärtsspiel gegen England gesperrt. Ebenso wie Marta Estevez, die ihre dritte Gelbe Karte in der laufenden Kampagne erhielt. Die Racing-Spielerin wurde bestraft, weil sie den Ball ins Tor schoss, obwohl zuvor abgepfiffen worden war. „Ich habe den Pfiff nicht gehört. Ich habe einfach die Aktion weitergespielt, die man sonst auch immer macht. Ich habe den Ball ja nicht weggeschlagen“, meinte sie später. Estevez hatte nach Vorarbeit von Thompson auch die beste Tormöglichkeit der Luxemburgerinnen in der ersten Halbzeit auf dem Fuß gehabt. Doch ihr Schuss (17.') ging neben das Gehäuse der nordirischen Torhüterin Jacqueline Burns. „Es ist ein bitteres Gefühl. Da wäre mehr drin gewesen“, sagte Estevez. Auch das 1:2 habe geschmerzt. Vier Minuten nach dem Platzverweis für Thompson erzielte Rebecca McKenna den Siegtreffer für Nordirland (85.'). „Dass ich gesperrt bin, tut weh. So ist das Leben, so ist der Fußball.“
Nationaltrainer Dan Santos war trotz der knappen Niederlage hochzufrieden mit seiner Mannschaft. „Ich bin sehr stolz auf die Steigerung in diesem Jahr“, erklärte er. Allein, dass die Luxemburgerinnen gegen den EM-Teilnehmer diesmal lange kein Tor zuließen, war bereits ein Erfolg. Im Hinspiel lagen sie schon zur Pause mit 0:3 zurück.
Gefreut hat sich Santos auch über die Vorstellung der erst 16jährigen Charlotte Schmit und Caroline Jorge, die beide erstmals in einem Qualifikationsspiel in der Startelf waren. „Sie haben ein tolles Spiel gemacht, so wie auch die ganze Mannschaft“, lobte er.
Mit neun gewonnenen Punkten haben die FLF-Frauen in ihrer ersten Kampagne nach dem aktuellen Format bereits deutlich mehr erreicht, als man von ihnen erwarten konnte. Zum Abschluss trifft die Mannschaft morgen in Stokeon-Trent auf Europameister England. Auch weil das Spiel mit 30 000 Zuschauern ausverkauft ist, ist die Partie trotz der krassen Außenseiterrolle ein Höhepunkt für die Luxemburgerinnen. „Das wird ein ganz anderes Spiel. Die Mannschaft muss sich nun schnell erholen“, so Santos. Unmittelbar nach der Partie gegen Nordirland mussten die Spielerinnen zur Muskelregeneration ins Eisbad.
Thompson und Estevez sind in dieser Kampagne nicht mehr auf dem Platz. „Ich bin sehr traurig für die Spielerinnen. Die Karten waren sehr streng. Ich hätte mir mehr Fingerspitzengefühl von der Schiedsrichterin gewünscht“, kommentierte Santos die Sanktionen für das Offensivduo.
Die Reise nach England machen Thompson und Estevez trotzdem wie geplant mit. Sie versuchen, ihre Mannschaft im Stoke City Stadium so gut wie möglich von der Tribüne aus zu unterstützen.
Dass ich gesperrt bin, tut weh. Marta Estevez