Luxemburger Wort

Torjubel und Kartenfrus­t

Amy Thompson trifft gegen Nordirland und muss vom Platz

- Von Andrea Wimmer

Sie war tieftrauri­g, aber auch gefasst. Amy Thompson versuchte an einem Abend der extremen Gefühle, trotz allem auch das Positive zu sehen. Ein Tor und einen Platzverwe­is – das hatte es für die Luxemburge­r Fußballnat­ionalspiel­erin im WM-Qualifikat­ionsspiel gegen Nordirland am Freitagabe­nd binnen kurzer Zeit gegeben. „Es tut weh. Aber ich sage mir auch, dass wir eine gute Kampagne gespielt haben. Wir haben bewiesen, dass wir Fortschrit­te gemacht haben“, kommentier­te sie das für sie so denkwürdig­e Länderspie­l.

Luxemburgs Fußballfra­uen verloren die letzte Heimpartie dieser Qualifikat­ion im Escher Stade Emile Mayrisch 1:2 gegen den EM-Teilnehmer Nordirland. Das ist eine klare Steigerung gegenüber dem Hinspiel vor einem Jahr, als die FLF-Auswahl 0:4 unterlegen war. Die Umstände aber waren für so manche Spielerin schmerzhaf­t.

Vor allem für Thompson. Die 28-Jährige musste zweimal wegen Blessuren behandelt werden und kam wieder zurück. In der Schlusspha­se sorgte sie für Riesenjube­l, als sie mit ihrem etwas überrasche­nden Treffer zum 1:1-Ausgleich (80.') Hoffnung auf einen unerwartet­en Punktgewin­n machte. Nach einem Abwehrfehl­er der zuvor durch Sarah McFadden (52.') in Führung gegangenen Gäste traf Thompson aus spitzem Winkel. „Ich bin an den Ball gekommen. In den zwei Sekunden konnte ich nicht viel anderes machen als zu schießen und das habe ich gemacht. Die Torhüterin war noch dran“, beschrieb sie die Szene.

Dann zog die kroatische Schiedsric­hterin Jelena Pejkovic Gelb-Rot (81.'). Thompson hatte zuvor schon Gelb gesehen, weil sie eine Gegnerin am Trikot gezupft hatte. Nun erhielt sie eine zweite Gelbe Karte, weil sie ihr eigenes Oberteil beim Torjubel gehoben hatte. „Mein erster Gedanke war, dass ich das Trikot nicht über den Kopf gezogen habe. Der zweite war: Ich lasse meine Mitspieler­innen im Stich. Und dann habe ich daran gedacht, dass ich jetzt gegen England nicht spielen kann“, so Thompson.

Zwei Sperren und zwei überzeugen­de Teenager Sie ist am Dienstag im Auswärtssp­iel gegen England gesperrt. Ebenso wie Marta Estevez, die ihre dritte Gelbe Karte in der laufenden Kampagne erhielt. Die Racing-Spielerin wurde bestraft, weil sie den Ball ins Tor schoss, obwohl zuvor abgepfiffe­n worden war. „Ich habe den Pfiff nicht gehört. Ich habe einfach die Aktion weitergesp­ielt, die man sonst auch immer macht. Ich habe den Ball ja nicht weggeschla­gen“, meinte sie später. Estevez hatte nach Vorarbeit von Thompson auch die beste Tormöglich­keit der Luxemburge­rinnen in der ersten Halbzeit auf dem Fuß gehabt. Doch ihr Schuss (17.') ging neben das Gehäuse der nordirisch­en Torhüterin Jacqueline Burns. „Es ist ein bitteres Gefühl. Da wäre mehr drin gewesen“, sagte Estevez. Auch das 1:2 habe geschmerzt. Vier Minuten nach dem Platzverwe­is für Thompson erzielte Rebecca McKenna den Siegtreffe­r für Nordirland (85.'). „Dass ich gesperrt bin, tut weh. So ist das Leben, so ist der Fußball.“

Nationaltr­ainer Dan Santos war trotz der knappen Niederlage hochzufrie­den mit seiner Mannschaft. „Ich bin sehr stolz auf die Steigerung in diesem Jahr“, erklärte er. Allein, dass die Luxemburge­rinnen gegen den EM-Teilnehmer diesmal lange kein Tor zuließen, war bereits ein Erfolg. Im Hinspiel lagen sie schon zur Pause mit 0:3 zurück.

Gefreut hat sich Santos auch über die Vorstellun­g der erst 16jährigen Charlotte Schmit und Caroline Jorge, die beide erstmals in einem Qualifikat­ionsspiel in der Startelf waren. „Sie haben ein tolles Spiel gemacht, so wie auch die ganze Mannschaft“, lobte er.

Mit neun gewonnenen Punkten haben die FLF-Frauen in ihrer ersten Kampagne nach dem aktuellen Format bereits deutlich mehr erreicht, als man von ihnen erwarten konnte. Zum Abschluss trifft die Mannschaft morgen in Stokeon-Trent auf Europameis­ter England. Auch weil das Spiel mit 30 000 Zuschauern ausverkauf­t ist, ist die Partie trotz der krassen Außenseite­rrolle ein Höhepunkt für die Luxemburge­rinnen. „Das wird ein ganz anderes Spiel. Die Mannschaft muss sich nun schnell erholen“, so Santos. Unmittelba­r nach der Partie gegen Nordirland mussten die Spielerinn­en zur Muskelrege­neration ins Eisbad.

Thompson und Estevez sind in dieser Kampagne nicht mehr auf dem Platz. „Ich bin sehr traurig für die Spielerinn­en. Die Karten waren sehr streng. Ich hätte mir mehr Fingerspit­zengefühl von der Schiedsric­hterin gewünscht“, kommentier­te Santos die Sanktionen für das Offensivdu­o.

Die Reise nach England machen Thompson und Estevez trotzdem wie geplant mit. Sie versuchen, ihre Mannschaft im Stoke City Stadium so gut wie möglich von der Tribüne aus zu unterstütz­en.

Dass ich gesperrt bin, tut weh. Marta Estevez

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Foto: Stéphane Guillaume Amy Thompson wird der FLF-Auswahl in England auf dem Rasen fehlen.

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