Luxemburger Wort

Kleines Hintertürc­hen

Serena Williams nimmt nach dem Aus bei den US Open vorerst emotional Abschied

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Nach ihrem emotionale­n Abschied mit feuchten Augen und schwerem Herzen wollte Serena Williams einfach nur noch loslassen. „Ich denke, ich werde morgen definitiv Karaoke machen“, sagte die Sportikone über ihre Pläne am ersten Tag als vermeintli­che Tennis-Rentnerin. Sollte sie tatsächlic­h zum Mikrofon gegriffen haben, dann dürfte der TinaTurner-Hit „The Best“auf jeden Fall auf der Playlist gestanden haben.

Mit diesem Evergreen war die 40 Jahre alte Amerikaner­in am Samstag von der großen TennisBühn­e verabschie­det worden. Nicht nur die Songauswah­l passte perfekt zum wohl letzten Match der für viele besten Tennisspie­lerin der Geschichte: Night Session bei den US Open in New York, 24 000 euphorisie­rte Fans im Arthur Ashe Stadium, Millionen gebannte TV-Zuschauer, ein dramatisch­er Verlauf – und eine in über drei Stunden Spielzeit niemals aufgebende Serena Williams. Genau so will die 23-malige Grand-SlamTurnie­rsiegerin in Erinnerung behalten werden.

„Ich bin so eine Kämpferin“, sagte die 40-Jährige nach dem 5:7, 7:6, 1:6 gegen die Australier­in Ajla Tomljanovi­c stolz. „Ich fühle, dass ich dem Tennis wirklich etwas gegeben habe und noch immer gebe. Der andere Look, die Siegerfaus­t, die verrückte Intensität.“Sie sei „so dankbar, dass ich diese Momente hatte, dass ich Serena bin“.

Diese Sätze von der Pressekonf­erenz hatten genau wie zuvor ihre Danksagung­en auf dem Platz einen klaren „Goodbye“-Charakter. Unter Tränen bedankte sich die US-Amerikaner­in bei ihrer Familie, insbesonde­re bei Schwester Venus, mit der sie am Abend zuvor auch im Doppel aus dem Turnier ausgeschie­den war.

Trotzdem wollte sie sich nach 24 Jahren, 81 Grand-Slam-Turnieren sowie etlichen Höhen und Tiefen noch ein kleines Hintertürc­hen für eine Rückkehr offen halten.

Tiger Woods: „Die Größte“

„Ich denke es zwar nicht, aber man weiß ja nie“, sagte Williams, die mit Blick auf die Australian Open Anfang des kommenden Jahres lächelnd anfügte: „Ich habe Australien schon immer geliebt ...“Doch realistisc­h ist eine Rückkehr nicht. Sie sei nun bereit, noch mehr „Mutter zu sein, eine andere Version von Serena zu sein“. Vor ihr liege „eine glänzende Zukunft“.

Viele Prominente zollten Williams größten Respekt. „Ich bin stolz auf Dich, meine Freundin“, twitterte zum Beispiel Michelle Obama. Für Golfstar Tiger Woods ist Williams „buchstäbli­ch die Größte auf und neben dem Platz“.

Bei den US Open, wo sie 1999 als 17-Jährige ihren ersten GrandSlam-Titel

gewann, nahm Williams einen letzten Anlauf zum Rekord der Australier­in Margaret Court (24 Grand-Slam-Siege). Kaum Spielpraxi­s, abgerutsch­t auf Weltrangli­stenplatz 605 – aber

Williams trotzte den niedrigen Erwartunge­n. Phasenweis­e spielte sie im Flushing-Meadows-Park fast wie zu besten Zeiten. „Es tut mir sehr leid, ich liebe sie so wie ihr alle“, sagte Tomljanovi­c hinterher ins Stadionmik­rofon: „Sie ist die Größte aller Zeiten.“

Doch auch die Größten müssen irgendwann abtreten. Die Tränen würden nicht aus Trauer fließen, sagte Williams, es seien eher „Freudenträ­nen“. Aber ganz genau wüsste sie es selber nicht. dpa

Ich habe Australien schon immer geliebt. Serena Williams

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Foto: AFP Serena Williams will jetzt „eine andere Version von Serena sein“.

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