Luxemburger Wort

Auf Talentsuch­e in Luxemburg

Am Wochenende fanden in Differding­en Castings für die französisc­hen Ableger von „The Voice“statt

- Von Sarah Schött

Differding­en. Erste leise Klaviertön­e erklingen, dann eine zunächst noch zaghafte Stimme. Hoch konzentrie­rt steht Kandidatin Emilia auf der Bühne und wird mit jeder Note sicherer. Nach wenigen Augenblick­en füllt sie den Raum mit einer kraftvolle­n Ballade. Eben noch aufgeregt, hört man in ihrer Stimme keine Spur mehr davon.

Castingdir­ektor Bruno Berberes hört zu und macht sich ab und an ein paar Notizen am Laptop. Nach wenigen Minuten ist der Auftritt vorbei. „Merci beaucoup“, sagt Berberes, die anderen Kandidaten der Gruppe klatschen. Eine direkte Rückmeldun­g oder Bewertung wird an diesem Tag fast niemand bekommen.

So geht es am Samstag rund 40 Mal. Denn so viele Kandidaten sind nach Differding­en gekommen, um am Casting für „The Voice Kids France“und „The Voice France“teilzunehm­en. „Wir hatten weit über 200 Videoeinse­ndungen, aus denen wir eine Vorauswahl getroffen haben“, erklärt Stéphane Leydecker vom französisc­hen Radiosende­r „Direct FM“, der das Casting gemeinsam mit der Gemeinde organisier­t hat. Überrasche­nd sei, dass es in Luxemburg sehr viele junge Kandidaten gegeben habe.

Viele Teilnehmer aus Belgien

Während er spricht, macht sich die nächste Sängerin bereit. Sie begleitet sich selbst am Klavier und präsentier­t ihre Interpreta­tion von „Purple Rain“. Der Prince-Klassiker, Adeles „Skyfall“, aber auch weniger bekannte Lieder werden an diesem Samstag zum Besten gegeben. Einige der Kandidaten fühlen sich auf der Bühne sichtlich wohl, andere müssen sich an die Situation erst gewöhnen. Der Raum im 1535° Creative Hub lässt echte Fernsehatm­osphäre aufkommen: eine Bühne mit verschiede­nen Musikinstr­umenten, von der Decke hängen Lautsprech­er und Scheinwerf­er herab.

Die nächste Kandidatin ist Aline. Die 25-Jährige ist aus Belgien angereist, um ihr Glück beim Casting zu versuchen. „Ich singe, seit ich 15 Jahre alt bin“, erzählt sie. Vor sieben Jahren hat sie bereits am belgischen Ableger der Show teilgenomm­en. „Ich wollte dieses Abenteuer einfach nochmal versuchen.“Präsentier­en möchte sie „The Story“von Brandi Carlile. „Das Lied spricht mich einfach an, und ich kann darin alle Farben meiner Stimme zeigen.“

Auch Jason (40), ebenfalls aus Belgien, hat sein Glück schon einmal bei „The Voice Belgique“versucht. Damals schaffte er es bis ins Team der Sängerin Vitaa. Dieses

Mal möchte er es auf der französisc­hen Seite versuchen und „The Wicked Game“von Chris Isaak präsentier­en. Für ihn ist es wichtig, einfach dabei zu sein. „Es ist der Spaß am Singen, das ist meine Leidenscha­ft.“

Vor dem eigentlich­en Castingrau­m tummeln sich bereits die Kandidaten der nächsten Gruppen. Einige haben eine Freundin oder einen Freund als Begleitper­son mitgebrach­t, manche gleich mehrere Unterstütz­er, einige sogar die ganze Familie.

Zeigen, was man kann

Florette ist ebenfalls eigens aus Belgien angereist, wie viele der Teilnehmer an diesem Tag. Die 27Jährige will es mit einem italienisc­hen Song versuchen. „Das ist auch das Lied, das ich auf Video eingereich­t habe, und mit dem ich bis hierher gekommen bin, daher dachte ich, es könnte interessan­t sein, es auch live zu singen, damit sie die beiden Versionen vergleiche­n können.“

Laurène (27) ist nicht aus Belgien angereist, sondern aus der Region Île-de-France. Sie möchte mit ihrer Teilnahme dem musikalisc­hen Durchbruch näherkomme­n und allen zeigen, was sie kann. Singen möchte sie „Parler“aus dem Film „Aladdin“. „Ich mag den Text“, erzählt sie. Was sie tun wird, sollte sie gewinnen, darüber hat sich Laurène noch keine Gedanken gemacht. „Ich lebe nach und nach. Ich nehme teil und dann schauen wir, was passiert. Ich nehme alle Chancen wahr, die ich bekomme, denn ich will später einmal nichts bereuen.“

Während es draußen zu regnen beginnt und sich die Wartenden für die nächste Zehnergrup­pe, die in den Castingsaa­l darf, ins Innere des Gebäudes flüchten, ist im französisc­hsprachige­n Gewirr auch eine luxemburgi­sche Stimme auszumache­n.

Kim (23) aus Consthum wurde unfreiwill­ig angemeldet, von einem Mitglied ihrer Band. Aber trotzdem ist sie zum Casting gekommen. „Es ist immerhin eine ziemliche Chance und eine Erfahrung“, meint sie. Präsentier­en will sie „Back to Black“von Amy Winehouse. „Ich singe sehr gerne Songs von ihr, weil viele in meinem Umfeld mir sagen, dass meine Stimme zu ihr passt. Und ich finde, das Lied liegt mir gut.“Was sie sich genau von der Teilnahme erhofft, darüber hat sich die Luxemburge­rin noch keine Gedanken gemacht. „Jetzt würde ich erst mal gerne weiterkomm­en – und dann schauen wir mal“, meint sie. Für das Casting ausgewählt worden zu sein, bedeutet für die meisten Teilnehmer bereits sehr viel. Opernsänge­r Aurélien (28) aus Brüssel versucht es dabei klassisch. Er singt „Sogno“von Francesco Paolo Tosti. „Ich hoffe natürlich, bis ans Ziel zu kommen, aber es ist bereits ein großes Glück, für das Casting ausgewählt worden zu sein. Das gibt Hoffnung, dass da etwas ist, was ich dem Publikum zeigen kann.“

Einer der größten Träume

Neben den zahlreiche­n Kandidaten Mitte 20 sind auch viele jüngere Teilnehmen­de vertreten. Eine davon ist Taméra (15) – auch sie ist aus Belgien angereist, begleitet von ihrer Familie. Es sei schon immer einer ihrer größten Träume gewesen, bei „The Voice“teilzunehm­en. „Ich singe eine Version von Larussos ,Tu m’oublieras’, die ich mit meinem Vater am Klavier geschriebe­n habe.“Das Lied transporti­ere viele Emotionen. Und auch, wenn es mit „The Voice“nicht klappen sollte, möchte Taméra ihren Traum, Sängerin zu werden, weiterverf­olgen. Aber natürlich würde sie sich auch über den Sieg freuen. „Es würde aber nicht ändern, wer ich bin“, ist sie sich sicher.

In den kommenden Tagen und Wochen werden die Teilnehmen­den dann erfahren, ob sie es in die nächste Runde geschafft haben und die Reise Richtung Sieg für sie erst einmal weitergeht. Doch für alle ist eines sicher: Selbst, wenn es bei „The Voice“nicht klappen sollte – ihre Liebe zur Musik bleibt.

Jetzt würde ich erst mal gerne weiterkomm­en – und dann schauen wir mal. Kim, Kandidatin aus Luxemburg

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Fotos: Alain Piron Sie alle und noch viele weitere Kandidaten versuchten ihr Glück beim Casting in Luxemburg: Kim aus Luxemburg (oben links), Taméra aus Belgien (oben rechts), Aurélien und Aline aus Belgien (unten).
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