Luxemburger Wort

„Ich weiß, was mir wichtig ist“

Laurent Jans greift beim deutschen Drittligis­ten Waldhof Mannheim neu an

- Interview: Bob Hemmen

Laurent Jans wechselte vor drei Wochen vom niederländ­ischen Erstligist­en Sparta Rotterdam nach Deutschlan­d zu Drittligis­t Waldhof Mannheim. Bei seinem neuen Arbeitgebe­r erwischte der 30-Jährige einen guten Start, bereitete bereits ein Tor vor und schaffte es am vergangene­n Spieltag in die Elf des Tages der renommiert­en Sportzeits­chrift „Kicker“. Im Interview spricht Jans über Umzüge, seinen neuen Verein und seinen Stammplatz bei der FLF-Auswahl.

Laurent Jans, wie haben Sie sich in Mannheim eingelebt?

Ich übernachte derzeit noch im Hotel, weil es nicht so einfach war, eine Wohnung zu finden, die alle Kriterien erfüllt. Ich habe allerdings jetzt eine Zusage, deshalb bin ich optimistis­ch. Ein Hotel ist nur für eine gewisse Zeit in Ordnung. Um sich richtig wohlzufühl­en, benötigt man einfach eine Wohnung.

Sie sind in den vergangene­n Jahren viel gewechselt und deshalb oft umgezogen. Wie gehen Sie damit um?

Ich kann mich schnell einleben. Als ich am Anfang in Belgien gespielt habe, wohnte ich immer in möblierten Wohnungen, doch seit ich meine eigenen Möbel habe, fühle ich mich direkt wohl. Schließlic­h kenne ich meinen Esstisch und die Couch. Es ist jedoch sehr stressig, mit den ganzen Möbeln umzuziehen, weil es in den Wohnungen, die man verlässt, auch Fristen gibt.

Auf dem Platz läuft es bislang richtig gut für Sie, oder?

Ja, ich bin zufrieden. Ich war gerade erst angekommen, schon stand ich im ersten Spiel gegen Dortmund II in der Startelf und habe ein Tor vorbereite­t. Danach habe ich jeweils 90 Minuten gespielt.

Hatten Sie nach dem Sehnenanri­ss keine Angst, sich wieder zu verletzen?

Ich habe mir schon leichte Sorgen gemacht, weil ich lange gefehlt habe. Bei Sparta Rotterdam verpasste ich fast die komplette Vorbereitu­ng. Ich war deshalb noch nicht bei 100 Prozent, spürte während des Spiels jedoch keine Schmerzen. Der Trainer (Christian Neidhart, Anm. d. Red.) hatte sich zuvor bei mir erkundigt, ob ich mich bereit fühlen würde.

Konditione­ll hatten Sie keine Probleme?

Ich arbeite immer viel an der Physis und Kondition, deshalb war das bei mir noch nie wirklich ein Thema. Selbst wenn ich im Verein weniger gespielt habe, ist das bei der Nationalma­nnschaft nicht aufgefalle­n. Durch meine Verletzung war ich am Anfang jedoch komplett raus, danach konnte ich im Urlaub laufen, mit dem Fahrrad fahren und schwimmen.

Als ich zurück in Rotterdam war, trainierte ich zunächst individuel­l und habe erste Übungen mit dem Ball gemacht. Ich arbeitete hart und konnte wieder ins Mannschaft­straining einsteigen. Dann kam der Wechsel.

Ab welchem Zeitpunkt wussten Sie, dass Sie Sparta verlassen würden?

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass das nicht schon länger im Hinterkopf war. Die vergangene Saison lief nicht so, wie ich mir das vorgestell­t hatte. Der neue Trainer und der neue Sportdirek­tor hatten andere

Ideen. Im Gespräch habe ich ihnen mitgeteilt, dass ich unzufriede­n bin. Weil mein Vertrag noch bis 2023 lief, mussten wir eine Lösung finden. Das ist uns gelungen.

Gab es viele Optionen?

Ich habe schon früh mit anderen Clubs geredet. Leider verpasste ich die letzten Länderspie­le aufgrund meiner Verletzung. Dort sollte ich von einigen Teams gescoutet werden. Dass ich in der Vorbereitu­ng ausfiel und am ersten

Leider verpasste ich die letzten Länderspie­le aufgrund meiner Verletzung. Dort sollte ich von einigen Teams gescoutet werden.

gungen oder die Physiother­apeuten sind. Das interessie­rt mich. Ich muss Maurice nicht fragen, wie viele Zuschauer ins Stadion passen. Das kann ich auch googeln. Ich wollte von ihm aber auch wissen, wie das Leben in Mannheim ist.

Hilft es Ihnen, dass Sie schon bei einigen Proficlubs unter Vertrag standen?

Meine Erfahrung spielt natürlich eine Rolle. Ich weiß, was mir wichtig ist. Zudem habe ich viele Kontakte im Fußball und konnte so Informatio­nen sammeln. Alles, was mir erzählt wurde, hat sich schnell bestätigt. Schon bei meinem ersten Heimspiel war die Stimmung fantastisc­h. Die Fankultur in Deutschlan­d ist etwas ganz anderes. Unsere Anhänger würden alles für den Verein machen.

Fällt es Ihnen dadurch leichter, aus einer ersten in eine dritte Liga zu wechseln?

Wenn man gegen Eindhoven oder Ajax spielt, sind das natürlich Gegner, die ein anderes Niveau haben als Vereine aus der dritten Liga Deutschlan­ds. Doch hier geht es sehr physisch zur Sache und der Unterschie­d zwischen der dritten und der zweiten Liga ist nicht riesengroß. Das ist aktuell bei Kaiserslau­tern zu sehen, weil der Verein als Aufsteiger in der 2. Bundesliga gute Resultate erzielt. Als Mannheimer darf ich über diesen Club aber eigentlich nicht reden. (lacht)

Laurent Jans setzt sich mit Mannheim gegen Bayreuth um Luke Hemmerich (l.) durch.

Ist es für Sie wichtig, endlich mal länger bei einem Verein zu bleiben?

Darüber mache ich mir überhaupt keine Gedanken, weil ich es nicht unbedingt beeinfluss­en kann. Als ich damals nach Paderborn ausgeliehe­n wurde, wäre ich gerne dort geblieben, der Verein konnte mit Metz jedoch keine Einigung erzielen.

Was wünschen Sie sich in dieser Saison?

Ich würde natürlich gerne so viel wie möglich spielen und aufsteigen.

Haben Sie das Gefühl, dass Sie sich auch im Hinblick auf Ihren Stammplatz bei der Nationalma­nnschaft neu beweisen müssen?

Ich denke nicht, dass ich jemandem etwas beweisen muss. Beweisen ist das falsche Wort. Es ist allerdings klar, dass jeder 100 Prozent geben muss, um sich zu zeigen, wenn er zur Nationalma­nnschaft kommt. Ich habe im FLF-Trikot immer Vollgas gegeben, egal ob ich Stammspiel­er in der Bundesliga war oder in der Ligue 2 auf der Bank saß.

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