Angst und Schrecken in Saskatchewan
Vier Tage nach Messerattacken in Kanada fahndet die Polizei weiter vergeblich nach dem mutmaßlichen Täter
In der kanadischen Prärieprovinz Saskatchewan läuft die Fahndung nach einem der beiden Männer, die in einer Serie von Messerattacken zehn Menschen getötet haben sollen, weiter auf Hochtouren. Nachrichten, dass der mutmaßliche Täter wieder in der indigenen Gemeinde der James Smith First Nation gesichtet worden sei, entpuppten sich als Fehlinformation, die für mehrere Stunden erneut Angst und Schrecken auslöste. Die Hintergründe der Bluttat, die Kanada schockiert, sind weiter unbekannt.
Die Bundespolizei RCMP rief die Bevölkerung der Prärieprovinz auf, weiterhin wachsam und vorsichtig zu sein. Die Polizei hatte zunächst als mutmaßliche Täter die beiden Brüder Damien und
Myles Sanderson genannt. Der 30 Jahre alte Myles ist auf der Flucht. Sein ein Jahr älterer Bruder war am Montagnachmittag tot in einem Feld nahe einem Haus in der Gemeinde der James Smith Cree Nation aufgefunden worden.
Der tote Bruder: Täter oder Opfer? Seitdem wird gerätselt, welche Rolle Damien bei der Tat überhaupt gespielt hatte. Ist er Täter oder Opfer? Hat Myles seinen Bruder getötet? Die Leiterin der RCMP in Saskatchewan, Rhonda Blackmore, erklärte, Damien habe sich die Wunden vermutlich „nicht selbst zugefügt“. Dies bedeutet, dass die Polizei offenbar nicht von einer Selbsttötung ausgeht.
In die Fahndung eingeschaltet sind auch Polizeikräfte in den Nachbarprovinzen Alberta und Manitoba. Der Polizei lagen Information
vor, wonach sich beide Männer in Saskatchewans Hauptstadt Regina, etwa 300 Kilometer südlich der Tatorte, aufgehalten haben könnten.
Die Polizei spricht von 13 Tatorten. Die Zahl der Verletzten
An der Schule der James Smith Cree Nation weht die Flagge auf Halbmast. wurde inzwischen von 15 auf 18 erhöht. Drei Verletzte seien in kritischem Zustand, hieß es am Dienstagabend. Neun der zehn Opfer der Messerattacken, die sich offenbar in den frühen Morgenstunden des Sonntags ereignet hatten, sind Angehörige der Gemeinde der James Smith Cree Nation im Norden der Provinz Saskatchewan.
Bislang wurde nicht offiziell bestätigt, dass Myles und Damien Sanderson Angehörige der First Nation sind. Aber viele Aussagen aus der Gemeinde machen deutlich, dass Myles zu dieser Gemeinde gehört. Er sei dort wegen seines gewalttätigen Verhaltens bekannt, sagten Gemeindemitglieder. Zudem spricht die Polizei davon, dass ein Teil der Opfer gezielt attackiert wurde, während andere zufällig der Bluttat zum
Opfer fielen. Auch dies deutet darauf hin, dass die mutmaßlichen Täter einige der Opfer gekannt hatten.
Myles Sanderson hat, obwohl erst 30 Jahre alt, nach Angaben kanadischer Medien eine lange Geschichte strafrechtlicher Auffälligkeiten, die in seine frühe Jugendzeit zurückreicht. Er war wegen mehrerer Gewaltdelikte – darunter familiäre Gewalt – zu einer Haftstrafe von vier Jahren und vier Monate verurteilt worden. Im Frühjahr war er nach Verbüßung von zwei Dritteln seiner Strafe unter strengen Auflagen entlassen worden, um seine Wiedereingliederung in die Gemeinde zu fördern. Er hatte aber im Mai offenbar gegen Auflagen verstoßen und wurde seitdem von der Polizei gesucht. Nun wird ihm mehrfacher Mord vorgeworfen.