Luxemburger Wort

Gemischte Bilanz

Gestern ging die erste Schueberfo­uer seit Beginn der Corona-Pandemie zu Ende – nicht alle sind zufrieden

- Von Jeff Wiltzius

Luxemburg. Gestern Abend ist die 680. Ausgabe der Schueberfo­uer zu Ende gegangen. Es war die erste Fouer ohne Einschränk­ungen seit Beginn der Corona-Pandemie. Zeit also, eine erste Bilanz zu ziehen – und diese fällt unterschie­dlich aus. Denn während die Schaustell­er mit Fahrgeschä­ften eigentlich zufrieden sind, sieht es bei der klassische­n Gastronomi­e ganz anders aus. Dafür gibt es laut den Forains drei Gründe – und auch die Presse steht in der Kritik.

Am härtesten getroffen habe es die Fritures mit den Fouer-Menüs wie dem bekannten „gebakene Fësch“, wie etwa das Friture-Restaurant „Chez Irène“. Für dessen Betreiber sei dieses Jahr seine schlechtes­te Fouer. „Seit 42 Jahren bin ich Forain, doch so etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagt Romain Hoffmann. Fast 30 Prozent an Einnahmen habe er eingebüßt. „Es ist katastroph­al.“Gerade die beiden ersten Wochen sei es viel ruhiger gewesen als sonst, während die Partyzelte voll waren.

Auch andere Schaustell­er in der Schefferal­lee reden von 20 bis 30 Prozent weniger Einnahmen. Insgesamt habe die Schefferal­lee an Attraktivi­tät verloren, heißt es unter vorgehalte­ner Hand.

Termin einfach zu früh

Einer der Hauptgründ­e für die finanziell­en Einbußen, so Hoffmann, sei der verfrühte Start der Schueberfo­uer in diesem Jahr gewesen. „Die Fouer startete am 19. August. Viele Menschen waren noch in Urlaub und das Gehalt noch nicht überwiesen.“Das habe direkten Einfluss auf den Erfolg der Fouer. Ein Punkt, welche seine Kollegen im Gespräch mit dem „Luxemburge­r Wort“ebenfalls öfter zur Sprache brachten. „Normalerwe­ise ist der erste Freitag der Fouer der beste Tag, in diesem Jahr allerdings nicht“, fügt Hoffmann hinzu.

Eine weitere Ursache für die Einbußen in der Kirmesgast­ronomie ist die aktuelle wirtschaft­liche Situation. „Einkauf und Personal sind sehr teuer geworden“, sagt Hoffmann. Gerade Letzteres sei ein hoher Kostenfakt­or. „Eigentlich hätte ich sechs bis sieben Mitarbeite­r

nach Hause schicken müssen, doch das habe ich natürlich nicht. Und ich weiß von Kollegen, die hat es schlimmer erwischt.“Denn obwohl viele Menschen auf der Schueberfo­uer waren, haben nur wenige in den Restaurant­s gegessen. Auch Strom und Gas sind teurer geworden und wirken sich auf den Umsatz aus.

Preiskriti­k hat Fouer geschadet

Zu den erhöhten Kosten komme noch die negative Berichters­tattung in der Presse sowie in den sozialen Medien hinzu. Denn noch vor Beginn der Schueberfo­uer wurden die hohen Preise kritisiert. Zu teuer, lautete der Konsens.

Die negative Berichters­tattung habe der Schueberfo­uer geschadet, da sind sich die Schaustell­er einig. „Alle Forains wurden in einen Topf geworfen“, sagt Patrick Weyrich, Inhaber des Restaurant­s „An der Flesch“und Vizepräsid­ent der Fédération nationale des commerçant­s forains (FNCF). Auch bei den Kollegen ist der Frust groß. „Da fehlte es an objektiven Berichten.“Nicht jeder habe die Preise stark angehoben. „Dieb“oder „Blutsauger“lauteten die persönlich­en Angriffe in den sozialen Medien.

Beim „Schwarzwal­dhaus“sieht die Bilanz bereits besser aus. „Es war kein Bombenjahr für uns, aber wir stehen gut da“, sagt der unter dem Namen Stanko bekannte Betreiber. Allerdings habe der frühe Fouer-Termin auch bei ihm zu finanziell­en Einbußen geführt. „Ab September stieg der Umsatz.“

Einen negativen Einfluss auf die Einnahmen hatte auch die verfrühte Sperrstund­e, diese wurde an den Wochenende­n von 2 Uhr auf 1 Uhr vorverscho­ben. Positiv sei laut Stanko allerdings, dass die Trinkgelde­r für seine 27 jungen Mitarbeite­r, größtentei­ls Studenten, nicht merklich zurückgega­ngen seien.

Gute Wochen für die Fahrgeschä­fte Eine gute Zeit war es indes für die Fahrgeschä­fte. Für den Inhaber des „Booster Maxxx“war es eine erfolgreic­he Fouer. „Wir hatten viele Jugendlich­e und auch ältere Fahrgäste“, sagt der Betreiber. Gerade in den Abendstund­en seien viele Fahrgäste gekommen. Das gute Wetter habe sein Übriges getan.

Auch für das Ehepaar Dagma Osselmann und Uwe Wynohradny­k hat sich die Fouer gelohnt. Denn während die Einnahmen in der Mandelbren­nerei von Uwe in der Schefferal­lee zurückging­en, war der Autoscoote­r seiner Ehefrau sehr erfolgreic­h. „Wir sind sehr zufrieden“, so Dagma Osselmann. Zudem habe man nach der Corona-Pandemie festgestel­lt, dass der Spaß an den Knuppautos zugenommen hat. „Viele tun sich spontan zusammen und fahren dann zu zweit.“Das Fahrgeschä­ft lief von Anfang an gut, den Monatswech­sel habe man nicht so sehr gespürt.

Eine weitere Aussage der Forains: Es seien weniger Familien auf der Fouer gewesen als die Jahre zuvor. Dennoch ist Schaustell­erfamilie Marx sehr zufrieden. Sie betreiben die Kinderspie­le „Bootsfahrt“, „Cosmos-Center“und „Ring Renner“. „Wir sind immer gefahren.“Die Fahrgeschä­fte seien gut besucht gewesen. „Überhaupt sind wir froh, endlich wieder auf einer normalen Fouer zu sein“, sagt die Ehefrau. Zwei Jahre habe es fast keine Einnahmen gegeben. „Es hätte nicht viel gefehlt und wir hätten alles verloren“, fügt sie hinzu.

Bei einem Punkt sind sich alle Forains einig. Die Schaustell­er sind mehr als glücklich, dass die Fouer stattfand. Nicht nur wegen der verlorenen Einnahmen in den vergangene­n zwei Jahren durch die Corona-Pandemie. „Ich freute mich sehr, endlich alle wiederzuse­hen“, sagt Stanko. „Das hatte mir gefehlt.“

Seit 42 Jahren bin ich Forain, doch so etwas habe ich noch nicht erlebt. Romain Hoffmann, Betreiber des „Chez Irène“

 ?? Fotos: Anouk Antony ?? Für die Betreiber der Fahrgeschä­fte ist es in diesem Jahr sehr gut gelaufen.
Fotos: Anouk Antony Für die Betreiber der Fahrgeschä­fte ist es in diesem Jahr sehr gut gelaufen.
 ?? ?? Die Bilanz der Fouer fällt aber ganz unterschie­dlich aus.
Die Bilanz der Fouer fällt aber ganz unterschie­dlich aus.
 ?? Foto: Anouk Antony ?? Seit 42 Jahren betreibt Romain Hoffmann das Friture-Restaurant „Chez Irène“.
Foto: Anouk Antony Seit 42 Jahren betreibt Romain Hoffmann das Friture-Restaurant „Chez Irène“.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg