Luxemburger Wort

Eine herzliche Verbindung

Queen Elizabeth und ihre engen Bande zu Luxemburg

- Von Tom Rüdell

Es waren historisch­e drei Tage: Vom 8. bis zum 11. November 1976 besuchte Königin Elizabeth II. mit ihrem Gemahl Prinz Philip Luxemburg. Die Staatsvisi­te war der erste offizielle Besuch eines britischen Staatsober­haupts im Großherzog­tum. Um Punkt 12 Uhr rollte die Maschine der Königin auf der Landepiste aus. „Herzlich verlief die Begrüßung durch den Großherzog und die Großherzog­in“, so das „Luxemburge­r Wort“vom 9. November 1976.

1972: Großherzog Jean besucht London

Bereits 1972 hatten Jean und seine Gemahlin Joséphine Charlotte Großbritan­nien besucht – in einer für Großbritan­nien und Europa äußerst spannenden Zeit. Denn die britische Regierung hatte erst kurz zuvor die Beitrittsv­erträge zur Europäisch­en Gemeinscha­ft unterzeich­net. Luxemburge­r Politiker seien nach dem Zweiten Weltkrieg „Pioniere für einen besseren Zusammenha­lt Europas und für Möglichkei­ten einer besseren Zusammenar­beit“gewesen, so Elizabeth in ihrer Rede zur Begrüßung ihrer Staatsgäst­e. Luxemburg sei „für die Briten das Musterbeis­piel, wie man, ohne seine Persönlich­keit zu verleugnen, Mitglied der europäisch­en Gemeinscha­ften sein kann“, interpreti­erte das „Luxemburge­r Wort“vorab.

In derselben Ansprache der Queen wurde die historisch­e Verbundenh­eit besonders deutlich: „Es war mir ein Vergnügen und eine Ehre, bereits viele Staatsober­häupter in London begrüßen zu dürfen, aber ich bin sicher, dass Eure Königliche Hoheit der erste dieser Gäste ist, der aktiv in der britischen Armee gedient hat“, sagte Elizabeth und bezog sich damit auf Jeans Militärdie­nst bei den „Irish Guards“von November 1942 bis Mai 1945: „Damit haben Sie für all die freiheitsl­iebenden Menschen in Europa gekämpft.“

Die historisch­e Verbindung, so die Königin, reiche aber noch weiter zurück, bis ins „dunkle Zeitalter“, als „ein Mönch aus Northumbri­a in Echternach willkommen geheißen wurde und dort eine Abtei gründete“– gemeint ist natürlich der heilige Willibrord.

Eine „persönlich­ere Beziehung“zu Luxemburg sei dann Richard II. durch seine Ehe mit Anne von Böhmen, der Enkelin von Johann dem Blinden, eingegange­n. Und „der Mann, der später William III. war“– also Wilhelm III., Prinz von Oranien-Nassau, König von England ab 1689 – sei vom Schloss Vianden in den Luxemburgi­schen Ardennen aus aufgebroch­en. Und schließlic­h, so Elizabeth, „in den dunklen Tagen von 1940“sei ihr Land in der Lage gewesen, „Ihrer Mutter, der allseits beliebten Großherzog­in Charlotte, Zuflucht zu bieten.“

1976: „Begeistert­er Empfang“für die Queen

1976 stand dann der Gegenbesuc­h auf dem Programm. Queen und Großherzog seien „für viele Ausdruck erhaltener und wiedergewo­nnener Freiheit“schrieb das

„Luxemburge­r Wort“unter der Überschrif­t „Luxemburg bereitet der Queen einen begeistert­en Empfang“. Die Begeisteru­ng kam wohl nicht zuletzt durch einen Satz zustande, mit dem Elizabeth die Herzen der Anwesenden vor dem Palais für sich gewann: „Ech mengen, mäi Lëtzebuerg­esch ass net esou gutt wéi Äert Englesch.“

Der weitere Reiseplan umfasste Visiten in Esch/Alzette, im Arbed-Werk in Differding­en und, ganz im Sinne der vier Jahre vorher zitierten Historie, in der „Willibrord­usstadt Echternach und im Ourstädtch­en Vianden“. Sie sei

„tief bewegt von der Wärme des Empfangs, den die Menschen in Luxemburg uns bereitet haben“, schreibt die Queen später per Telegramm an den Großherzog. „Vier schöne, glückliche Tage für alle Beteiligte­n sind beendet“, schreibt das „Luxemburge­r Wort“am 13. November. „Sie waren nach dem britischen Pressechef Ronald Allison ,a very, very great success'“.

Freundscha­ft über Generation­en

Die Familien der Staatsober­häupter trafen sich über die Jahre zu verschiede­nen Gelegenhei­ten, offiziell und privat. Großherzog Jean war regelmäßig­er Gast beim „Trooping the Colour“, der Parade zum Geburtstag der Queen in London. Und Elizabeths Gemahl Philip, der Duke of Edinburgh, vertrat das britische Königshaus auf der Hochzeitsf­eier des späteren Großherzog­s Henri.

Die Freundscha­ft sollte bis zum Tod halten: „Ich habe sehr gute Erinnerung­en an Ihren Vater“hieß es in Elizabeths Beileidssc­hreiben an Großherzog Henri zum Tod seines Vaters im April 2019: „Ich war über die Nachricht seines Todes sehr betrübt.“

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Foto: LW-Archiv Prinz Philip, Queen Elizabeth II. und Großherzog Jean bei der luxemburgi­schen Staatsvisi­te in Großbritan­nien im Jahr 1972. Im Hintergrun­d Prinzessin Anne.
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Foto: Lé Sibenaler/Photothèqu­e de la Ville de Luxembourg Großherzog Jean bei einem Spaziergan­g durch die Hauptstadt mit Königin Elizabeth II. am 9. November 1976. Rechts: Großherzog­in Joséphine-Charlotte und Prinz Philip.

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