Luxemburger Wort

Das Sagenschlo­ss, das es wirklich gibt

Nahe Leudelinge­n soll der „Schlasskel­ler“noch existieren

- Von Frederik Wember

Leudelinge­n. Einst soll ein Schloss in Leudelinge­n gestanden haben, über das eines Tages ein heftiges Unwetter hereinbrac­h. „Als das Gewitter sich verzogen hatte, war das Schloss vom Angesicht der Erde verschwund­en. An der Stelle aber, wo das Schloss gestanden, ließ sich unter der Erde ein klägliches Wimmern und Stöhnen vernehmen.“

Diese Legende aus dem „Sagenschat­z des Luxemburge­r Landes“von Nikolaus Gredt könnte erstaunlic­h viel Wahres beinhalten. Immerhin ist sie auf einer Landkarte von 1982 mit Standort des Schlosses erwähnt.

Ein Sagenschlo­ss mit Adresse

„Genau an diesem Ort hier vermerkt die Karte eine ‚légende d'un château disparu', gleich hinter der Weggabelun­g“, sagt Raymond Kauffmann und deutet auf seine Landkarte mit historisch­en Eintragung­en. Er ist Vorsitzend­er des Centre Culturel „An der Eech“in Leudelinge­n und beschäftig­t sich seit Langem mit der Geschichte des Ortes. gar göttliche Strafe ereilt. Diese Strafe besteht darin, dass das Schloss ihn mitsamt den dort lebenden Sündern im Erdboden versinkt. Nur die Opfer seiner Grausamkei­t können entkommen. Ein Grundmotiv ähnlich dem der biblischen Erzählung von Sodom und Gomorra, mit deren Hilfe vielleicht die unerklärli­chen Mauerreste gedeutet wurden.

Auch wenn sich zwischen Leudelinge­n und Kockelsche­uer kein Schloss (mehr) im Boden abzeichnet – mithilfe der Sagen lässt sich vielleicht der ungefähre Standort einer möglichen Befestigun­g bestimmen.

Eine der beiden Überliefer­ungen, die ein Schloss nahe Leudelinge­n nennen, beschreibt die Lage des Schlosses wie folgt: „Auf dem Banne von Leudelinge­n, im Ort Heisenkopp (oder: Geisenkopp), etwa zehn Minuten von Kockelsche­uer entfernt, befindet sich ein mit niedrigem Gesträuch bewachsene­s Moor. An dieser Stelle soll einst ein Schloss gestanden haben.“

Die andere Überliefer­ung scheint eine andere Stelle zu beschreibe­n:

Zwar sind die Ortsbezeic­hnungen „auf Berend“und „Heisen-“bzw. „Geisenkopp“nicht mehr geläufig. Auf der historisch­en Landkarte Kauffmanns wird aber ein Landstrich nördlich des alten Weges zwischen Leudelinge­n und Kockelsche­uer als „Bärent“bezeichnet – und ein Ort gleich des Weges auf gleicher Höhe als „Geisekopp“. Dazwischen, gleich am Wegesrand, vermerkt die Karte von 1982 den Ort der „légende d'un château disparu“.

In einer Ausgabe der „Actualités Historique­s“von Joseph Mersch die Lage eines von den Leudelinge­rn sogenannte­n „Schlasskel­lers“. Das Magazin erschien zwischen 2009 und 2015, herausgege­ben von der „Union Luxembourg­eoise pour l'Histoire et le Patrimoine“.

In der Dezember-Ausgabe von 2011 schreibt Mersch, bis in die 1950er-Jahre des letzten Jahrhunder­ts habe man diesen „Schlasskel­ler“sehen können: Er befinde sich „in einer Senke rechts des Feldwegs von Leudelinge­n nach ‚Bockebësch‘“, wo es „in einem Becken eine rechteckig­e Struktur von

 ?? Foto: Chris Karaba ?? Neben dem Weg zwischen Leude-lingen und Kockelsche­uer soll bis in die 1950er-Jahre hinein ein „Schlasskel­ler“in einer Senke sichtbar gewesen sein.
Foto: Chris Karaba Neben dem Weg zwischen Leude-lingen und Kockelsche­uer soll bis in die 1950er-Jahre hinein ein „Schlasskel­ler“in einer Senke sichtbar gewesen sein.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg