Luxemburger Wort

Gute Obsternte trotz Extremhitz­e erwartet

Luxemburgs Bauern bekommen Besuch vom Landwirtsc­haftsminis­ter

- Von Franziska Jäger

Limpach. Eigentlich sei er doch der richtige Mann, um hier Äpfel und Birnen zu pflücken, sagt Nico Hoffmann, als er zu dem hochgewach­senen Mann hinaufscha­ut, der zwischen seinen Apfelbäume­n steht. Der große Herr ist Landwirtsc­haftsminis­ter Claude Haagen (LSAP). Gerade beißt er in einen „Gala“, knackig und rot ist der Apfel. „Und süß“, stellt Haagen fest.

Am Mittwoch lud der Lëtzebuerg­er Landesuebs­tbauveräin zu einem Vorernteru­ndgang auf dem Pretemer Haff der Familie Hoffmann in Limpach ein. Insgesamt stehe den Obstbauern in Luxemburg eine gute bis sehr gute Ernte bevor, so das Fazit. Auch, wenn der Aufwand aufgrund der Dürre in diesem Jahr deutlich höher war. Die langanhalt­ende Hitze führte denn auch dazu, dass die Obsternte 2022 drei Wochen früher als gewöhnlich startete. Seit Ende August werden die ersten Apfelsorte­n in Kisten sortiert und für den Handel vorbereite­t, Ende Oktober wird mit dem „Braeburn“die Ernte beendet.

Gefährlich­e Frostnächt­e

„Die Natur ist in diesem Jahr viel früher dran als sonst“, erklärt Andreas Löbke von „Eist Uebst a Geméis“, ein Zusammensc­hluss von zwölf Obst- und Gemüsebaue­rn, die die Supermarkt­kette Cactus mit den unterschie­dlichsten Obstund Gemüseprod­ukten beliefern. So seien die Blüten in diesem Frühjahr sehr zeitig, Ende April, aufgegange­n. „Problemati­sch wird es, wenn anschließe­nd wieder eine Frostperio­de einsetzt“, so Löbke. „Dann gehen die Äpfel kaputt.“

In dieser Saison hätten die Bauern Glück gehabt, weil viel bewässert werden konnte, so Löbke. „Hagelschut­znetze haben das Schlimmste verhindert, weil durch sie Sonnenbran­d weitestgeh­end vermieden werden konnte.“

Acht luxemburgi­sche und vier deutsche Bauern aus der Grenzregio­n haben sich dem Label „Eist Uebst a Geméis“angeschlos­sen. Nico Hoffmann aus Limpach ist nicht nur einer von ihnen, sondern hat mit seinen 22 Hektar den größten Obstbetrie­b in Luxemburg. 14 verschiede­ne Apfelsorte­n und andere Obstarten wachsen auf dem Hof. Weil auf seiner Anlage Apfel- und Birnenplan­tage, Sortieranl­age und Lagerhalle an einem Ort vereint sind, habe man den Rundgang auf Hoffmanns Betrieb im Süden des Landes gemacht.

Anbauberat­er und Apfelexper­te Franz-Josef Scheuer macht sich an diesem Nachmittag ein Bild von den Äpfeln und zieht von einer Sorte zur nächsten. Er schneidet einen „Elstar“in der Mitte durch und sprüht eine Glykollösu­ng auf beide Hälften. „Um den Reifegrad der Äpfel zu messen“, erklärt er.

Die Stärke im Apfel reagiert mit der Lösung. Je nach Farbintens­ität erkennt man dann den Reifegrad. Nur leicht verfärbt sich der Bereich rund um das Kerngehäus­e des „Elstar“. Ein gutes Zeichen, wie Scheuer auf einer Karte zeigt, auf der verschiede­ne Reifegrade

Mit einer Glykollösu­ng misst der Apfelexper­te den Reifegrad der Äpfel. aufgemalt sind. „In diesem Stadium ist der Apfel genussreif.“

„Gut saftig“, befindet der Landwirtsc­haftsminis­ter, der in ein Exemplar beißt. „Durch die Bewässerun­g“, schiebt Nico Hoffmann mit erhobenem Zeigefinge­r hinterher. Die Trockenhei­t hat auch den Obstbauern Sorge bereitet. Mit 300 Litern Regenwasse­r weniger haben die Bauern 2022 auskommen müssen. Ohne zusätzlich­e Bewässerun­g wäre die Ernte in diesem Jahr eine andere.

Bauern wie Hoffmann haben mit der Tröpfchenb­ewässerung, die gleichzeit­ig Wasser einspart, viel retten können. Hagelschut­znetze haben den größten Sonnenbran­d verhindert. Auch auf Hoffmanns Terrain, Hagelschut­znetze, so weit das Auge reicht. „Ohne die wären all meine Äpfel verbrannt“, erklärt Hoffmann.

Ende August startete die Apfelernte, drei Wochen früher als sonst.

Hagelschut­znetze zu bekommen, sei hin und wieder ein administra­tiver Kampf, so Jean-Claude Muller, Präsident des Lëtzebuerg­er Landesuebs­tbauveräin. „Die Netze sind nachhaltig, die Ernte wird nicht beschädigt“, aber das dem Umweltmini­sterium zu vermitteln, das die Genehmigun­gen erteilen muss, sei nicht immer einfach. „Deshalb ist es gut, dass der Landwirtsc­haftsminis­ter heute hier ist, damit er Druck bei den grünen Ministern macht“, sagt Muller mit einem Augenzwink­ern.

Keine Chance ohne Netz

Betriebe ohne Netze hätten durch den Sonnenbran­d schon mal eine Ausfallrat­e von zehn bis 25 Prozent, „zumindest kommen diese Äpfel nicht für die Geschäfte in Frage“, so Scheuer, der inzwischen bei den „Boskop“-Bäumen angekommen ist. Der braucht indes noch einige Zeit, um den gewünschte­n Reifegrad zu erreichen. Nach Scheuers Sprühstoß verfärbt sich der Apfel dunkelblau, fast schwarz. „Hier ist die Stärke noch komplett dominant, Zucker kaum vorhanden. In

Ohne die Hagelschut­znetze wären meine Äpfel verbrannt. Nico Hoffmann, Obstbauer aus Limpach

drei Wochen ist der gut“, weiß Scheuer. Scheuer, der seit 25 Jahren Luxemburge­r Betriebe mit seinem Fachwissen um Schädlinge und Co. begleitet, spricht in diesem Jahr von einer „sehr guten Ernte, weil es nur wenige Frostnächt­e ohne nennenswer­te Schäden gegeben hat. Die Äpfel konnten dank Bewässerun­g und Sonnenschu­tz ungestört heranwachs­en. Wir haben hier fantastisc­he Qualität.“Die kühlen Nächte, die in diesen Tagen kommen sollen, „werden auch die letzten Äpfel noch richtig rot färben“.

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Fotos: Guy Jallay Beim Vorernteru­ndgang am Pretermer Haff konnte sich Landwirtsc­haftsminis­ter Claude Haagen (Mitte) ein Bild vom diesjährig­en Obst machen.
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