Luxemburger Wort

Im Kurvenraus­ch

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Am vergangene­n Wochenende kam ich endlich wieder einmal dazu, eine kleine Solotour mit meinem Roller zu fahren. Keineswegs mit dem dicken Motorrad, sondern entschleun­igend mit dem 300er-Scooter. Nichts Besonderes, sagen Sie. Das dachte ich am Freitagabe­nd auch noch. Die Idee: Einfach daraufsetz­en und losfahren, ohne Plan. Auf eine Art und Weise, die ich schon länger nicht mehr machte: spontan. Die Flucht vor den dunklen Gewitterwo­lken gab die Richtung an. Ich erinnere mich sehr gut an eine Weisheit eines alten Freundes und Fahrlehrer­s. Denn als ich vor 18 Jahren meinen Motorradsc­hein bei ihm machte, war sein Rat: „Fahr einfach! Alles, was du brauchst,

Warum mache ich sowas nicht öfters?

ist dein Bike, Zahnbürste, Unterhose und deine Kreditkart­e. Damit steht dir die Welt offen.“Das brannte sich mir bereits damals in den Kopf ein. So einfach, so unkomplizi­ert. Aber es stimmt. Mit dem Motorrad hat man sowieso nie wirklich das Gefühl, alleine zu sein. Es finden sich überall Gleichgesi­nnte. Irgendwie hatte sich auch die Rollerfahr­t zu solch einer Tour entwickelt. Im Kurvenraus­ch flogen die Kilometer nur so dahin. Ursprüngli­ch wollte ich ja abends wieder zu Hause sein, doch die Abenteuerl­ust, nicht zu wissen, wo man landet, war dann doch größer. Am ersten Stopp an einem Bikertreff wurde bei einem leckeren Stück Kuchen kurz mal nach Hotels geschaut. Die auserwählt­e Herberge gab die neue Richtung an. Dann kamen die nächsten Kurven unter die Räder. Als ich dann abends beim Sonnenunte­rgang im Garten des Hotels saß und mein wohlverdie­ntes Kaltgeträn­k genoss, überkam mich so eine innere Ruhe und Zufriedenh­eit. Warum mache ich so etwas nicht öfters, fragte ich mich. Spontan und ohne Ziel mit dem Bike verreisen, ist befreiend. Und wirklich alleine ist man unter Bikern eh nie. Jeff

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