„Ich erhalte keine Vorzugsbehandlung“
LSAP-Gemeinderat Gabriel Boisante ist auch als Gastronom und Schauspieler aktiv
Gabriel Boisante ist Gastronom, Schauspieler – zum Beispiel in der Serie „Capitani“– und sitzt seit Januar 2020 für die LSAP im Gemeinderat der Hauptstadt. Zwei dieser Aktivitäten kann der 44-Jährige in unmittelbarer Nähe ausüben: Eines seiner Restaurants, das Bazaar, befindet sich nur einige Meter von der Märei entfernt auf dem Knuedler. Im LW-Interview spricht Gabriel Boisante über Lebensentscheidungen, Leidenschaft, Ängste und Scheu.
Gabriel Boisante, Sie haben einen Master-Abschluss in Biochemie. Ihre beiden Eltern sind Ärzte. War Ihr Weg zum Arzt bereits vorgezeichnet?
Meine Eltern haben mich nie in eine Richtung gedrückt. Bereits als Jugendlicher hatte ich eine Leidenschaft für die Wissenschaft. So war die Wahl für ein Biochemie-Studium eine logische.
Sie haben nach dem Studium unter anderem in der Pharma-Branche, im Versicherungswesen und bei Luxcontrol gearbeitet. Wie fanden Sie den Weg in die Gastronomie?
Als Student wollte ich meine Eltern nicht immer um Geld bitten. Darum habe ich als Kellner gejobbt. Gabriel Boisante, Unternehmer
Mein Lebensweg ist logisch. Ich habe nur zu spezifischen Momenten Entscheidungen getroffen und bin diesen Weg dann konsequent weitergegangen. Als Student wollte ich meine Eltern nicht immer um Geld bitten. Darum habe ich als Kellner gejobbt. So habe ich mich in den Job verliebt und meine Leidenschaft für die Gastronomie und das Unternehmertum hat immer mehr Überhand gewonnen.
Was hat Sie dazu bewirkt, politisch aktiv zu werden?
Dies ist eine Entwicklung, die parallel zu meinem Unternehmertum kam. Bei der Eröffnung des Bistros im Bahnhofsviertel habe ich gesehen, welchen Einfluss ich auf ein Viertel oder eine Gemeinschaft haben kann. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich in Luxemburg mit Glück gesegnet war. Ich will nun etwas von diesem Glück zurückgeben – und zwar mit meiner Zeit und meinen Ideen.
Durch die Tätigkeit in der Gastronomie und das Schauspielern sind Sie vielen Menschen bekannt. Wird Ihre politische Aktivität dadurch schwieriger oder einfacher?
Einfacher auf jeden Fall nicht. Natürlich gibt es schon mal Fragen, ob ich dieses Amt nur bekleide, um eine größere Terrasse zu bekommen. Das ist nicht der Fall: Ich erhalte keine Vorzugsbehandlung. Fakt ist aber, dass ich die Gastronomie und die Geschäftswelt aus der Hauptstadt verteidigen und repräsentieren will. Dies ist die DNS der Stadt Luxemburg. Die kleinen und mittelständischen Unternehmen müssen verteidigt werden.
Wie passt Ihre Schauspieltätigkeit mit der Gastronomie zusammen?
Die Gastronomie ist wie eine Bühne, jeder Service ist ein Auftritt. Durch Freunde erhielt ich Zugang zu der Schauspielerbranche, zuerst als Autor. Nach und nach erhielt ich dann Rollen in Filmen. So habe ich mir von der Bezahlung aus dem Film „Plan de table“2012 die ersten Anteile eines Restaurants – dem Mama loves you in Hollerich – gekauft. Auch hier war der Verlauf wieder logisch, aber erneut musste ich eine Entscheidung treffen.
Wenn Sie gefragt werden, welchen Beruf Sie ausüben, wie lautet Ihre Antwort?
Unternehmer.
Als Gastronom haben Sie viel Kontakt mit Menschen. Als Schauspieler ist dies sicherlich auch ein großer Teil des Jobs. Haben Ihnen diese Aktivitäten bei Ihrer Ausübung als Gemeinderat geholfen?
Ich gehe gerne auf Menschen zu, vor allem, um meine Scheu zu bekämpfen. Als Kind war ich sehr scheu. Und ein wenig bleibt der Charakter eines Menschen ja für immer. Der Erfolg in Gastronomie und Schauspiel kommt auch davon, dass ich gerne auf Menschen zugehe.
Scheu ist nicht der erste Charakterzug, den man Ihnen zurechnen würde …
Ich kämpfe mit meinen Ängsten. Das ist eine Frage des Charakters. So bin ich. Und wenn die Ängste im Weg zum Erfolg stehen, muss man kämpfen. Es ist eine Frage der Balance, was es kosten soll, wie sehr man leiden will und was man unter dem Strich dafür bekommt. Im Leben geht es darum, das Gleichgewicht zu finden.