Über die Mosel
Die beiden Luxemburger Michael Omosanya und Fränz Sinner stehen in Trier unter Vertrag
Am später Donnerstagnachmittag sind die Tribünen des Moselstadions leer. Bei gutem Wetter trainieren einige Leichtathleten auf der Laufbahn, als zwei junge Männer die Heimstätte der Eintracht Trier betreten. Michael Omosanya und Fränz Sinner sind gekommen, um über Fußball zu reden.
Dort, wo sonst Tausende Anhänger sitzen und ihre Mannschaft und damit auch die beiden Luxemburger anfeuern, nehmen dieses Mal sie selbst Platz. Sinner kennt das Gelände in- und auswendig, schließlich spielt er seit der U15 für Trier. „Wir haben damals mit der FLF oft Testspiele gegen die Eintracht gehabt. So kam der Kontakt zustande“, erinnert er sich. „Früher wurde immer gesagt, Vereine wie Trier oder Saarbrücken seien zwar im Ausland, aber keine wirklich großen Clubs. Mir war das egal.“
Mittlerweile ist der Innenverteidiger, der kurz vor seinem 19. Geburtstag steht, Stammspieler im Männerteam. „Auf dem Platz ist das Alter egal“, weiß er. Sinner ist in der vergangenen Saison mit Trier in die Regionalliga Südwest aufgestiegen. „Die ganze Stadt hat sich für den Verein interessiert. Zum Relegationsspiel kamen 8 300 Zuschauer. Wäre es organisatorisch möglich gewesen, hätten über 10 000 Tickets verkauft werden können. Die Fans trafen sich vier Stunden vor dem Anpfiff, um gemeinsam zum Stadion zu gehen.“
Fußballer und Schüler
Doch der Fußballer lebt auch noch ein anderes Leben, abseits des Platzes, in Luxemburg statt Trier. Im Lycée Robert Schuman ist er ein ganz normaler Schüler. „Ich stehe morgens auf, fahre zur Schule und habe danach noch kurz Zeit für Hausaufgaben, bevor es zum Training geht.“
In diesem Jahr besucht er die Première. „Ich kann damit umgehen, schließlich bin ich das schon länger gewohnt. Früher ging es nach der Schule direkt zur FLF.“Sinner wohnt im knapp 30 km von Trier entfernten Niederdonven. Normalerweise trainiert er mit seinen Eintracht-Teamkollegen einmal täglich. „Manchmal sind es auch zwei Einheiten, oder wir gehen vor dem eigentlichen Training
Früher wurde immer gesagt, Vereine wie Trier oder Saarbrücken seien zwar im Ausland, aber keine wirklich großen Clubs. Mir war das egal. Fränz Sinner
ins Fitnessstudio. Die meisten Spieler bei uns im Team arbeiten, einige studieren. Wir haben nur wenige Profis.“
Sinners Landsmann Omosanya hat derzeit einen klaren Fokus. Der Angreifer wechselte erst vor zwei Wochen von der Escher Fola nach Trier. „Aktuell konzentriere ich mich auf Fußball“, erzählt der 22Jährige, der zwei FLF-Einsätze auf dem Konto hat. Omosanya studierte in Metz, durch die erste Nationalmannschaftsberufung öffneten sich dem Angreifer im vergangenen Jahr aber neue Möglichkeiten. „Das hat mir sicherlich geholfen. Als ich nominiert wurde, war
ich selbst überrascht. Doch Luc Holtz hat mir erklärt, dass ich die nötigen Qualitäten habe, um es weiter nach oben zu schaffen.“
Während Landsmann Sinner schon früh als Talent galt, gelang Omosanya der Durchbruch erst spät. 2018/2019 spielte er noch in der 1. Divison für Remich-Bous, danach wechselte er in die Ehrenpromotion zu Monnerich, bevor 2021 der Wechsel zu Fola folgte. „Ich habe einen besonderen Weg hinter mir. Es ging immer bergauf – und ich bin noch nicht am Ende, schließlich möchte ich es so weit wir nur möglich schaffen.“
Doppelpack im Pokal
Sein Potenzial hat Omosanya im neuen Trikot bereits unter Beweis gestellt, als er beim 5:2-Sieg gegen Saartal im Rheinlandpokal zwei Treffer erzielte. „Ganz am Anfang war es nicht einfach. Doch nach den ersten Spielen habe ich angefangen, mehr mit meinen neuen Teamkollegen zu reden. Wir lernen uns immer besser kennen.“Er will bald aus Luxemburg-Stadt nach Trier ziehen.
Von der Stimmung im Moselstadion ist Omosanya begeistert. „Wir haben Fans, die uns 90 Minuten lang anfeuern. Das gibt es in Luxemburg eher selten. Die Anhänger leben für den Verein.“Dass er in Trier mit einem Landsmann zusammenspielen würde, wusste
Omosanya im Vorfeld nicht. „Ich habe Fränz erst hier kennengelernt.“Mit anderen Fußballern aus dem Großherzogtum pflegt der 22Jährige schon länger ein gutes Verhältnis. „Ich habe mir die Nationalmannschaft immer angesehen, plötzlich durfte ich mit den Spielern zusammen auf dem Platz stehen. Das musste ich erst einmal realisieren. Ich stelle den Profis bei der FLF viele Fragen und erhalte ständig Tipps. Das hilft mir enorm.“
Sinner wartet noch auf seine erste Nominierung. „Mit Luc Holtz gab es bislang keinen Kontakt. Derzeit spiele ich noch für die U21, doch es wäre ein Traum, bei der A-Nationalmannschaft dabei zu sein.“Wie es für ihn persönlich nach der aktuellen Saison weitergeht, steht in den Sternen. „Ich habe gute Noten und möchte unbedingt meinen Abschluss machen. Danach lege ich entweder eine einjährige Pause ein, in der ich mich auf den Fußball konzentriere, oder ich entscheide mich für ein Fernstudium. Wenn ich die Chance bekomme, Profi zu werden, ergreife ich sie.“
Die aktuelle Saison könnte für beide Luxemburger wichtig werden. Aufsteiger Trier hat vier der ersten fünf Ligapartien verloren. „Wir spielen gut, hatten bislang nur etwas Pech. Anders als in der BGL Ligue wird man hier für Fehler direkt bestraft“, so Omosanya. Sinner, der schon in der vergangenen Spielzeit in der Oberliga regelmäßig zum Einsatz kam, ergänzt: „Die Resultate entsprechen nicht unseren Leistungen. Am vergangenen Sonntag hatten wir gegen Mainz zahlreiche Chancen, um am Ende nach zwei Kontern mit 0:2 zu verlieren.“
Immerhin 2 400 Zuschauer waren gekommen, darunter auch Freunde und Verwandte der beiden Luxemburger. „Ich bin wirklich glücklich“, sagt Omosanya, der sich eines fest vorgenommen hat: „Ich will so viele Tore erzielen wie nur möglich, um diesen tollen Fans etwas zurückzugeben.“Auch Sinner hat Ziele: „Ich möchte so oft wie möglich spielen und dabei helfen, dass wir in der Liga bleiben.“
Dann verabschiedet sich das luxemburgische Duo. Am Abend steht noch eine Trainingseinheit an, bei der sich die Trierer auf die so wichtige Partie beim punktgleichen Bahlinger SC vorbereiten, die am Samstag (14 Uhr) stattfindet. Zum Auswärtsspiel müssen Omosanya und Sinner aber etwas weiter fahren als nur über die Grenze.
Ich habe einen besonderen Weg hinter mir. Es ging immer bergauf – und ich bin noch nicht am Ende. Michael Omosanya
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5 4 2 1 dem sechsten Spieltag, an dem seine Mannschaft am Sonntag ab 17 Uhr Mondorf empfängt.
Vor allem seine Analyse der jüngsten 0:6-Klatsche überrascht: „Spielerisch waren wir gut“, erläutert der Coach. „Wir haben aber zu viele individuelle Fehler gemacht, um ein besseres Resultat zu bekommen.“Gegen einen Gegner wie Differdingen sei seine Mannschaft
außerdem nicht aggressiv genug zu Werke gegangen.
Bereits seit fünf Jahren arbeitet Correia für die Fola, bis zu dieser Saison als Co-Trainer. Er weiß, wie Verein und Spieler ticken. „Fola hatte schon häufiger solche Zeiten“, spielt er den aktuellen Abwärtstrend herunter. „Wenn wir international gespielt hatten, mussten wir solche Rückschläge