„Gleich einen Dämpfer verpassen“
Ben Weyer und Berchem setzen im Europapokal auf eine physisch starke Abwehr und kontrollierte Angriffe
Während an diesem Wochenende für die meisten Mannschaften die Handball-Meisterschaft der Männer wieder losgeht, tritt der HC Berchem an diesem Samstag (18 Uhr in Crauthem) vor heimischem Publikum im European-Cup gegen Drenth Groep Hurry-Up (NL) an. „Vor uns steht eine harte Woche“, ist sich Ben Weyer bewusst, binnen acht Tagen zweimal im Europapokal (Rückspiel am 17. September) zu spielen. Dazwischen startet man am kommenden Mittwoch verspätet gegen Rümelingen in die Meisterschaft.
Der Kreisläufer sieht seine Mannschaft aber gut auf das anstehende Abenteuer im EuropeanCup vorbereitet – und dies trotz eines Wechsels auf der Position des Cheftrainers. „Marko Stupar war vergangene Saison unser CoTrainer. Er kennt unsere Mannschaft bestens,“so der 25-Jährige. „Außerdem konnten wir unseren Kader weitgehend zusammenhalten.“Lediglich Dany Scholten, der sich eine Auszeit nimmt, um auf Weltreise zu gehen, verließ das
Nach dem Anstoß müssen wir sofort foulen, um schnelle Angriffe zu unterbinden. Raphaël Guden
Team. „Mit der Verpflichtung von Philipp Leist von der HG Saarlouis konnten wir Danys Abgang adäquat kompensieren. Philipp ist perfekt integriert. Es hilft natürlich, dass er neben Deutsch noch Englisch, Französisch und ein bisschen Luxemburgisch spricht.“
Dass der Gegner aus den Niederlanden erst seit vier Wochen im Training ist, könnte sich als kleiner Vorteil für die Luxemburger entpuppen, die Ende Juni mit ihrer Vorbereitung starteten. Immerhin hat Drenth Groep Hurry-Up am vergangenen Samstag bereits sein erstes Spiel in der BENE-League absolviert, ein 25:23-Auswärtssieg bei Meister HC Visé BM.
Das Tempo drosseln
„Die Niederländer haben eine gute Mannschaft und Spieler mit Bundesliga-Erfahrung. Sie gehen mit großen Ambitionen in die neue Saison. Wir wollen ihnen gleich einen Dämpfer verpassen“, gibt der Abwehrchef die Marschroute vor. „Ich glaube nicht, dass Drenth Groep Hurry-Up die absolute Übermannschaft ist“, pflichtet Rückraumspieler Raphaël Guden seinem Teamkameraden bei. „Wir brauchen eine starke Teamleistung und die richtige Taktik. Dann rechnen wir uns schon etwas aus.“
Aus den Videoanalysen weiß man, dass die Niederländer das Spiel gerne schnell machen. Die neue Regel am Mittelkreis, wonach der anstoßende Spieler nicht mehr mit einem Fuß die Linie berühren muss, spielt dem Gegner dabei in die Karten. „Nach dem Anstoß müssen wir sofort foulen, um schnelle Angriffe zu unterbinden“, sagt Guden, der erst Ende Januar vom deutschen Drittligisten Dansenberg zu seinem Heimatverein zurückkehrte.
Ein zweiter Schlüssel zum Erfolg wird die Defensive sein. „Wir sind physisch stark in der Abwehr. Mit unserer Kompaktheit wollen wir den Gegner zu langen Pässen zwingen und zu ungünstigeren Positionen beim Torabschluss drängen“, erklärt Weyer. „Von diesen dürfen die Niederländer den Abschluss wagen – zumindest eher, als dass wir durch ungeschicktes Verteidigen von der Seite, das Risiko einer Zeitstrafe eingehen.“Im besten Fall finden so durch die „ungefährlicheren“Würfe die beiden Torhüter Szilveszter Liskai und Scott Meyers schnell in die Partie.
Im Spiel nach vorne setzt die Mannschaft von Neu-Trainer Stupar auf einen gezielten und kontrollierten Spielaufbau. Zur Not soll dabei das Tempo gedrosselt werden, technische Fehler und schnelle Tempogegenstöße gilt es unbedingt zu vermeiden. „Technische Fehler in der zweiten Welle müssen wir auf ein Minimum reduzieren. Der Gegner hat genügend Qualität, sowas direkt zu bestrafen“, weiß Guden.
Das sieht auch Weyer so. „Wir dürfen uns im Angriff keine leichten Fehler erlauben, sonst wird es schwer für die Defensive. In den passenden Spielsituation werden wir natürlich schon schnell umschalten“, so der Abwehrchef, der den Niederländern keine leichten Treffer ermöglichen will. Entscheidend über Erfolg oder
Misserfolg ist auch die Chancenverwertung der Luxemburger Handballer. „Drenth Groep Hurry-Up hat einen starken Torwart, den wollen wir nicht ins Spiel kommen lassen“, meint der 21-jährige Guden. Zu viele Fehlwürfe darf sich der HC Berchem daher nicht erlauben.
Eine schwere Hypothek
Einer, der genau weiß, wo das Tor steht, ist Berchems Toptorjäger Christos Tsatsos. Dieser fällt nach einer Trainingsverletzung jedoch mehrere Wochen aus und ist heute nur als Zuschauer in der Halle. Trotz dieser Hypothek ist man im Luxemburger Lager fest davon überzeugt, den Ausfall des Griechen auffangen zu können, insbesondere weil die Mannschaft im Vergleich zur Vorsaison nicht an Qualität eingebüßt, aber an Erfahrung hinzugewonnen hat.
Sollte es am Ende wirklich gelingen, die leicht favorisierten Niederländer aus dem Wettbewerb zu werfen, würde in der zweiten Runde des Europapokals mit AEK Athen ein echtes Topteam warten. Die Griechen gewannen den European-Cup bereits in der Saison 2020/21. Trainer Stupar und seine Mannschaft würden sich der Herausforderung trotzdem stellen.