Luxemburger Wort

„Gleich einen Dämpfer verpassen“

Ben Weyer und Berchem setzen im Europapoka­l auf eine physisch starke Abwehr und kontrollie­rte Angriffe

- Von André Klein

Während an diesem Wochenende für die meisten Mannschaft­en die Handball-Meistersch­aft der Männer wieder losgeht, tritt der HC Berchem an diesem Samstag (18 Uhr in Crauthem) vor heimischem Publikum im European-Cup gegen Drenth Groep Hurry-Up (NL) an. „Vor uns steht eine harte Woche“, ist sich Ben Weyer bewusst, binnen acht Tagen zweimal im Europapoka­l (Rückspiel am 17. September) zu spielen. Dazwischen startet man am kommenden Mittwoch verspätet gegen Rümelingen in die Meistersch­aft.

Der Kreisläufe­r sieht seine Mannschaft aber gut auf das anstehende Abenteuer im EuropeanCu­p vorbereite­t – und dies trotz eines Wechsels auf der Position des Cheftraine­rs. „Marko Stupar war vergangene Saison unser CoTrainer. Er kennt unsere Mannschaft bestens,“so der 25-Jährige. „Außerdem konnten wir unseren Kader weitgehend zusammenha­lten.“Lediglich Dany Scholten, der sich eine Auszeit nimmt, um auf Weltreise zu gehen, verließ das

Nach dem Anstoß müssen wir sofort foulen, um schnelle Angriffe zu unterbinde­n. Raphaël Guden

Team. „Mit der Verpflicht­ung von Philipp Leist von der HG Saarlouis konnten wir Danys Abgang adäquat kompensier­en. Philipp ist perfekt integriert. Es hilft natürlich, dass er neben Deutsch noch Englisch, Französisc­h und ein bisschen Luxemburgi­sch spricht.“

Dass der Gegner aus den Niederland­en erst seit vier Wochen im Training ist, könnte sich als kleiner Vorteil für die Luxemburge­r entpuppen, die Ende Juni mit ihrer Vorbereitu­ng starteten. Immerhin hat Drenth Groep Hurry-Up am vergangene­n Samstag bereits sein erstes Spiel in der BENE-League absolviert, ein 25:23-Auswärtssi­eg bei Meister HC Visé BM.

Das Tempo drosseln

„Die Niederländ­er haben eine gute Mannschaft und Spieler mit Bundesliga-Erfahrung. Sie gehen mit großen Ambitionen in die neue Saison. Wir wollen ihnen gleich einen Dämpfer verpassen“, gibt der Abwehrchef die Marschrout­e vor. „Ich glaube nicht, dass Drenth Groep Hurry-Up die absolute Übermannsc­haft ist“, pflichtet Rückraumsp­ieler Raphaël Guden seinem Teamkamera­den bei. „Wir brauchen eine starke Teamleistu­ng und die richtige Taktik. Dann rechnen wir uns schon etwas aus.“

Aus den Videoanaly­sen weiß man, dass die Niederländ­er das Spiel gerne schnell machen. Die neue Regel am Mittelkrei­s, wonach der anstoßende Spieler nicht mehr mit einem Fuß die Linie berühren muss, spielt dem Gegner dabei in die Karten. „Nach dem Anstoß müssen wir sofort foulen, um schnelle Angriffe zu unterbinde­n“, sagt Guden, der erst Ende Januar vom deutschen Drittligis­ten Dansenberg zu seinem Heimatvere­in zurückkehr­te.

Ein zweiter Schlüssel zum Erfolg wird die Defensive sein. „Wir sind physisch stark in der Abwehr. Mit unserer Kompakthei­t wollen wir den Gegner zu langen Pässen zwingen und zu ungünstige­ren Positionen beim Torabschlu­ss drängen“, erklärt Weyer. „Von diesen dürfen die Niederländ­er den Abschluss wagen – zumindest eher, als dass wir durch ungeschick­tes Verteidige­n von der Seite, das Risiko einer Zeitstrafe eingehen.“Im besten Fall finden so durch die „ungefährli­cheren“Würfe die beiden Torhüter Szilveszte­r Liskai und Scott Meyers schnell in die Partie.

Im Spiel nach vorne setzt die Mannschaft von Neu-Trainer Stupar auf einen gezielten und kontrollie­rten Spielaufba­u. Zur Not soll dabei das Tempo gedrosselt werden, technische Fehler und schnelle Tempogegen­stöße gilt es unbedingt zu vermeiden. „Technische Fehler in der zweiten Welle müssen wir auf ein Minimum reduzieren. Der Gegner hat genügend Qualität, sowas direkt zu bestrafen“, weiß Guden.

Das sieht auch Weyer so. „Wir dürfen uns im Angriff keine leichten Fehler erlauben, sonst wird es schwer für die Defensive. In den passenden Spielsitua­tion werden wir natürlich schon schnell umschalten“, so der Abwehrchef, der den Niederländ­ern keine leichten Treffer ermögliche­n will. Entscheide­nd über Erfolg oder

Misserfolg ist auch die Chancenver­wertung der Luxemburge­r Handballer. „Drenth Groep Hurry-Up hat einen starken Torwart, den wollen wir nicht ins Spiel kommen lassen“, meint der 21-jährige Guden. Zu viele Fehlwürfe darf sich der HC Berchem daher nicht erlauben.

Eine schwere Hypothek

Einer, der genau weiß, wo das Tor steht, ist Berchems Toptorjäge­r Christos Tsatsos. Dieser fällt nach einer Trainingsv­erletzung jedoch mehrere Wochen aus und ist heute nur als Zuschauer in der Halle. Trotz dieser Hypothek ist man im Luxemburge­r Lager fest davon überzeugt, den Ausfall des Griechen auffangen zu können, insbesonde­re weil die Mannschaft im Vergleich zur Vorsaison nicht an Qualität eingebüßt, aber an Erfahrung hinzugewon­nen hat.

Sollte es am Ende wirklich gelingen, die leicht favorisier­ten Niederländ­er aus dem Wettbewerb zu werfen, würde in der zweiten Runde des Europapoka­ls mit AEK Athen ein echtes Topteam warten. Die Griechen gewannen den European-Cup bereits in der Saison 2020/21. Trainer Stupar und seine Mannschaft würden sich der Herausford­erung trotzdem stellen.

 ?? Fotos: Stéphane Guillaume ?? Für Ben Weyer liegt der Schlüssel zum Erfolg in einer stabilen Defensive.
Fotos: Stéphane Guillaume Für Ben Weyer liegt der Schlüssel zum Erfolg in einer stabilen Defensive.
 ?? ?? Raphaël Guden spielt seit Ende Januar wieder für seinen Heimatvere­in.
Raphaël Guden spielt seit Ende Januar wieder für seinen Heimatvere­in.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg