Luxemburger Wort

Königin wider Willen

Die „süße Paola“, Belgiens ehemalige Monarchin, feiert an diesem Sonntag ihren 85. Geburtstag

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Brüssel. „Dolce Paola“, süße Paola – so wurde die italienisc­he Prinzessin genannt, die das Herz des belgischen Prinzen Albert eroberte und wider Willen zur Königin gekrönt wurde. Sie ist schon immer gegen den Strom geschwomme­n, Partys und Skandale prägten teils ihre Ehe. Von 1993 bis 2013 regierte sie an der Seite von König Albert II. das Land und wurde zur Landesmutt­er der Belgier. Den Königinnen­titel behielt sie auch nach der Thronbeste­igung ihres Sohnes Philippe. An diesem Sonntag wird Königin Paola 85 Jahre alt.

Paola Ruffo di Calabria wird 1937 als jüngste Tochter einer süditalien­ischen Adelsfamil­ie in Forte dei Marmi in der Toskana geboren. Ihre Jugend verbringt sie in Rom, wo sie die Schule abschließt. Dort lernt sie bei der Amtseinfüh­rung von Papst Johannes XXIII. auch ihren zukünftige­n Ehemann kennen, den damaligen Prinzen Albert von Belgien.

Er verliebt sich in die schöne italienisc­he Prinzessin und umwirbt sie mit Spritztour­en im Auto. „Ich habe um ihre Hand angehalten, sie hat gesagt, dass sie zunächst nachdenken muss“, erinnerte sich König Albert II. in einem Dokumentar­film, der im Februar vom Sender RTBF ausgestrah­lt wurde. „Dann hat sie gesagt, dass sie mich heiraten, aber nicht Königin werden will.“Die Hochzeit findet Ende 1958 in Brüssel statt, Bilder des Paares zieren die nationale und internatio­nale Presse. Dass Albert und Paola einmal auf dem Thron sitzen werden, galt damals als unwahrsche­inlich, da Alberts älterer Bruder Baudouin bereits die Krone Belgiens geerbt hatte.

Skandal um Affäre

Das älteste Kind, der zukünftige König Philippe, wird 1960 geboren, zwei weitere Kinder, Astrid und Laurent, folgen. In der Ehe beginnt es jedoch zu kriseln. „Ich musste mein Leben neu denken“, sagt Paola laut dem RTBF. „Ich wollte Krankensch­wester werden, doch meine Kinder waren zu klein.“

Eine Affäre von Albert mit der Gräfin Sybille de Sélys Longchamps führt zum Skandal. Später wird bekannt, dass durch die Liaison eine uneheliche Tochter, Delphine Boël, geboren wurde. Doch die Vaterschaf­t erkennt Albert erst 2020 an, nachdem das oberste belgische Gericht einen Vaterschaf­tstest angeordnet hat.

Paola wird in dieser Zeit oft beim Feiern gesehen. Die Klatschpre­sse druckt Fotos von ihr an der Seite von Stars wie Sean Connery und stempelt sie als Party-Prinzessin ab. 1964 überreicht ihr der italo-belgische Chansonnie­r Adamo in einem Brüsseler Stadion vor 80 000 Zuschauern eine rote Rose und stimmt sein Liebeslied „Dolce Paola“an. Ob er dieses Lied für die Prinzessin, mit der man ihn öfter sieht, geschriebe­n hat, ist bis heute ungeklärt. Im Nachhinein sagt Paola zu der Phase über sich und ihren Mann: „Wir hatten beide eine unerfüllte Jugend.“

Das Paar kann sich aber wieder versöhnen – auch den Kindern zuliebe. „Ich war alleine und traurig. Ich hatte von allem Distanz genommen“, sagt Paola. „Dann hat er mir eines Tages gesagt: Ich habe dich immer geliebt.“Kurz vor der Scheidung wird Albert klar, dass ihm in dem Fall das Sorgerecht für die Kinder zustehen würde. „Das hätte ich nicht akzeptiere­n können“, sagt er. „Die Kinder brauchen ihre Mutter.“

Unkonventi­onelle Königin

„Sie fragen mich nach den Eigenschaf­ten meiner Mutter, ich würde sagen, dass sie sehr unkonventi­onell ist“, sagt König Philippe in dem Dokumentar­film. Sie sei kreativ und habe immer neue Initiative­n vorgeschla­gen. Seit 1992 fördert Paola mit ihrer gleichnami­gen Stiftung die Integratio­n und

Ausbildung junger Menschen, etwa durch die Unterstütz­ung von Lehrkräfte­n oder von Schulen in schwierige­n sozioökono­mischen Lagen. 1993 besteigt sie an der Seite von König Albert II. den Thron, da der verstorben­e König Baudouin keine Erben hinterläss­t.

2013 wird Paolas ältester Sohn Philippe zum König gekrönt, seitdem ist es um die Altkönigin ruhiger geworden. Zuletzt hatte sie gesundheit­liche Probleme, erlitt in den vergangene­n Jahren mehrmals Knochenbrü­che und einen Schlaganfa­ll. Im Dokumentar­film ist sie jedoch vergnügt neben ihren Kindern und Enkelkinde­rn zu sehen. Sie habe die Leidenscha­ft der Gartenarbe­it und des Kochens entdeckt, sagt sie. „Die Kinder sagen: Bei Oma isst man gut!“dpa

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Fotos: dpa Paola von Belgien träumte als junge Frau von einer Anstellung als Krankensch­wester.
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Die belgische Prinzessin Paola – hier in den 1960er-Jahren neben Prinz Albert und Sohn Philippe – war für viele Frauen auch modisch ein Vorbild.
 ?? ?? Sich in der Ehe Mühe zu geben, habe sich gelohnt, so das Resümee von Paola – hier eine Aufnahme von 2006.
Sich in der Ehe Mühe zu geben, habe sich gelohnt, so das Resümee von Paola – hier eine Aufnahme von 2006.

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