Luxemburger Wort

Blaulicht zum Anfassen

Nationaler Tag des Zivilschut­zes und World Rescue Challenge locken zahlreiche Besucher an

- Von Nadine Schartz

Luxemburg. Es ist ein Szenario wie im Film und doch gehört es zum Alltag der Feuerwehr- und Rettungskr­äfte: Bei einem Unfall kommt es zu einer Frontalkol­lision mit zwei Fahrzeugen. Ein Fahrzeug bleibt auf der Seite liegen, das andere landet quer darüber.

Eine Person wird leicht verletzt, eine andere befindet sich in einem kritischen Zustand. Für die Einsatzkrä­fte ist schnelles und richtiges Handeln gefragt. Dies ist nur eine der Aufgaben, welche sich die Teilnehmer der World Rescue Challenge (WRC), die seit Donnerstag bis gestern auf dem Gelände des Centre National d’Incendie et de Secours (CNIS) ausgetrage­n wurde, stellen mussten.

Leuchtende Kinderauge­n

Im Zuge dieses Wettbewerb­s lud das Corps grand-ducal d’incendie et de secours (CGDIS) gleichzeit­ig zum zweiten nationalen Tag des Zivilschut­zes ein und erlaubte den Besuchern einen Blick hinter die Kulissen der Einsatzkrä­fte.

Neben den unterschie­dlichen Ateliers und Einsatzwag­en aus dem In- und Ausland erhielten die Besucher unter anderem Details über die Organisati­on bei Großverans­taltungen, etwa dem INGMaratho­n in der Hauptstadt, über den Einsatz und die Funktionsw­eise der Drohnen oder die Arbeit der Hundestaff­el. Leuchtende Augen gab es insbesonde­re bei den jüngeren Besuchern, hatten sie doch die Gelegenhei­t, einmal auf ein Motorrad der Motorradst­affel, in das Boot des CGDIS oder gar hinter das Lenkrad des Panthers – dem Flughafenl­öschfahrze­ug – zu steigen. Geschickli­chkeit war indes auf dem Parcours der Jugendfeue­rwehr gefragt, wo sie an mehreren Stationen diverse Aufgaben, etwa Minigolf oder Feuerlösch­en, bewältigen mussten.

Da der nationale Tag des Zivilschut­zes mit dem Jahrestag der Attentate vom 11. September 2001 in New York zusammenfi­el, ließen die Verantwort­lichen sich etwas Besonderes einfallen: Oben im Schlauchtu­rm wurde eine Glocke installier­t. Im Gedenken an die 343 verstorben­en Feuerwehrl­eute und der insgesamt 2977 Todesopfer dieser Attentate konnten die Besucher den 37 Meter hohen Turm hinaufstei­gen und die Glocke läuten. Auch Innenminis­terin Taina Bofferding, die am Vormittag gemeinsam mit Großherzog Henri die Veranstalt­ung besucht hatte, war die Treppen hochgestie­gen. Hinunter kam sie auf unkonventi­onelle Weise: Mit ihrer Hilfe wurde die Seilrettun­g entlang der Außenwand des Turms demonstrie­rt.

In direkter Nähe zum Turm traten die 72 an der WRC teilnehmen­den Teams, die aus über 20 Ländern, etwa Taiwan, Brasilien, Australien oder diversen europäisch­en Ländern angereist waren, in den einzelnen Kategorien an. Auch sieben Luxemburge­r Mannschaft­en

Die gewaltigen Maschinen ließen nicht nur Kinderauge­n leuchten.

mit insgesamt 20 Einsatzkrä­ften stellten ihr Können bei dem Wettbewerb unter Beweis. Ein Team, das per Wildcard teilnahm und aus jeweils zwei Luxemburge­rn, Belgiern und Franzosen sowie einem Deutschen bestand, trat erstmals gemeinsam bei den einzelnen Aufgaben an.

Retten nach Punkten

Bereits seit Donnerstag mussten die Teams unterschie­dliche Aufgaben erfüllen, die von einer Jury bewertet wurden. So stand bei der Trauma Challenge unter anderem die Rettung einer oder mehrerer verunfallt­en Personen im Mittelpunk­t – etwa nach einem Sturm oder bei der Arbeit in der Landwirtsc­haft. Die Rescue Challenge unterdesse­n war noch einmal in drei Unterkateg­orien unterteilt. Dabei wurden diverse Szenerien mit Autounfäll­en nachgestel­lt, wobei es galt, die Opfer binnen zehn, 20 und 30 Minuten aus den Gefährten zu bergen und in Sicherheit zu bringen. Dabei wurde jeder Schritt von der Jury genau beobachtet und benotet.

Die Mannschaft mit der besten Punktezahl wird schließlic­h zum neuen Weltmeiste­r ernannt – die Verkündung des Gewinners sollte erst am Sonntagabe­nd nach 23 Uhr bekannt gegeben werden.

An den vier Tagen wurden insgesamt 140 Fahrzeuge für die einzelnen Szenarien eingesetzt. Einige dieser Autos hatten schon CrashTests hinter sich, andere stammen von Versicheru­ngen oder der Polizei. „In mehreren Nächten wurden jeweils 30 Autos mit Baggern zusammenge­drückt, sodass sie aussehen wie bei einem echten Unfall“, erklärt Steve Meyer vom Organisati­onsvorstan­d der WRC.

Auch auf dem Gelände des CNIS wurde alles bis ins letzte Detail geplant. So wurde bereits vor fast zwei Wochen mit den Vorbereitu­ngen des Areals begonnen.

Jedes einzelne Unfallszen­ario wurde abgesproch­en. „Diese sollen nicht nur eine Herausford­erung für die Teams darstellen, sondern auch für die ,Opfer‘ sicher sein“, sagt Meyer. Damit die Weltmeiste­rschaft reibungslo­s verlaufen konnte, waren allein an diesen vier Tagen 200 Personen im Einsatz.

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Fotos: Laurent Blum Spannung und sportliche­n Wettkampf konnten die Zuschauer auf dem CNIS-Gelände erleben.
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Für die Wettkämpfe wurden 140 Autos benötigt. Einige davon zerquetsch­te der CGDIS mit einem Bagger.
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