Blaulicht zum Anfassen
Nationaler Tag des Zivilschutzes und World Rescue Challenge locken zahlreiche Besucher an
Luxemburg. Es ist ein Szenario wie im Film und doch gehört es zum Alltag der Feuerwehr- und Rettungskräfte: Bei einem Unfall kommt es zu einer Frontalkollision mit zwei Fahrzeugen. Ein Fahrzeug bleibt auf der Seite liegen, das andere landet quer darüber.
Eine Person wird leicht verletzt, eine andere befindet sich in einem kritischen Zustand. Für die Einsatzkräfte ist schnelles und richtiges Handeln gefragt. Dies ist nur eine der Aufgaben, welche sich die Teilnehmer der World Rescue Challenge (WRC), die seit Donnerstag bis gestern auf dem Gelände des Centre National d’Incendie et de Secours (CNIS) ausgetragen wurde, stellen mussten.
Leuchtende Kinderaugen
Im Zuge dieses Wettbewerbs lud das Corps grand-ducal d’incendie et de secours (CGDIS) gleichzeitig zum zweiten nationalen Tag des Zivilschutzes ein und erlaubte den Besuchern einen Blick hinter die Kulissen der Einsatzkräfte.
Neben den unterschiedlichen Ateliers und Einsatzwagen aus dem In- und Ausland erhielten die Besucher unter anderem Details über die Organisation bei Großveranstaltungen, etwa dem INGMarathon in der Hauptstadt, über den Einsatz und die Funktionsweise der Drohnen oder die Arbeit der Hundestaffel. Leuchtende Augen gab es insbesondere bei den jüngeren Besuchern, hatten sie doch die Gelegenheit, einmal auf ein Motorrad der Motorradstaffel, in das Boot des CGDIS oder gar hinter das Lenkrad des Panthers – dem Flughafenlöschfahrzeug – zu steigen. Geschicklichkeit war indes auf dem Parcours der Jugendfeuerwehr gefragt, wo sie an mehreren Stationen diverse Aufgaben, etwa Minigolf oder Feuerlöschen, bewältigen mussten.
Da der nationale Tag des Zivilschutzes mit dem Jahrestag der Attentate vom 11. September 2001 in New York zusammenfiel, ließen die Verantwortlichen sich etwas Besonderes einfallen: Oben im Schlauchturm wurde eine Glocke installiert. Im Gedenken an die 343 verstorbenen Feuerwehrleute und der insgesamt 2977 Todesopfer dieser Attentate konnten die Besucher den 37 Meter hohen Turm hinaufsteigen und die Glocke läuten. Auch Innenministerin Taina Bofferding, die am Vormittag gemeinsam mit Großherzog Henri die Veranstaltung besucht hatte, war die Treppen hochgestiegen. Hinunter kam sie auf unkonventionelle Weise: Mit ihrer Hilfe wurde die Seilrettung entlang der Außenwand des Turms demonstriert.
In direkter Nähe zum Turm traten die 72 an der WRC teilnehmenden Teams, die aus über 20 Ländern, etwa Taiwan, Brasilien, Australien oder diversen europäischen Ländern angereist waren, in den einzelnen Kategorien an. Auch sieben Luxemburger Mannschaften
Die gewaltigen Maschinen ließen nicht nur Kinderaugen leuchten.
mit insgesamt 20 Einsatzkräften stellten ihr Können bei dem Wettbewerb unter Beweis. Ein Team, das per Wildcard teilnahm und aus jeweils zwei Luxemburgern, Belgiern und Franzosen sowie einem Deutschen bestand, trat erstmals gemeinsam bei den einzelnen Aufgaben an.
Retten nach Punkten
Bereits seit Donnerstag mussten die Teams unterschiedliche Aufgaben erfüllen, die von einer Jury bewertet wurden. So stand bei der Trauma Challenge unter anderem die Rettung einer oder mehrerer verunfallten Personen im Mittelpunkt – etwa nach einem Sturm oder bei der Arbeit in der Landwirtschaft. Die Rescue Challenge unterdessen war noch einmal in drei Unterkategorien unterteilt. Dabei wurden diverse Szenerien mit Autounfällen nachgestellt, wobei es galt, die Opfer binnen zehn, 20 und 30 Minuten aus den Gefährten zu bergen und in Sicherheit zu bringen. Dabei wurde jeder Schritt von der Jury genau beobachtet und benotet.
Die Mannschaft mit der besten Punktezahl wird schließlich zum neuen Weltmeister ernannt – die Verkündung des Gewinners sollte erst am Sonntagabend nach 23 Uhr bekannt gegeben werden.
An den vier Tagen wurden insgesamt 140 Fahrzeuge für die einzelnen Szenarien eingesetzt. Einige dieser Autos hatten schon CrashTests hinter sich, andere stammen von Versicherungen oder der Polizei. „In mehreren Nächten wurden jeweils 30 Autos mit Baggern zusammengedrückt, sodass sie aussehen wie bei einem echten Unfall“, erklärt Steve Meyer vom Organisationsvorstand der WRC.
Auch auf dem Gelände des CNIS wurde alles bis ins letzte Detail geplant. So wurde bereits vor fast zwei Wochen mit den Vorbereitungen des Areals begonnen.
Jedes einzelne Unfallszenario wurde abgesprochen. „Diese sollen nicht nur eine Herausforderung für die Teams darstellen, sondern auch für die ,Opfer‘ sicher sein“, sagt Meyer. Damit die Weltmeisterschaft reibungslos verlaufen konnte, waren allein an diesen vier Tagen 200 Personen im Einsatz.