Quereinsteiger mit viel Leidenschaft
Bob Molling baut sich ein eigenes Weingut auf
Niederdonven. Wenn Bob Molling in diesen Tagen kurz nach Sonnenaufgang aufsteht und zur Traubenlese in seine Weinberge fährt, hat er für einen Winzer einen ungewöhnlichen Arbeitsweg. Er wohnt nämlich in Bettemburg, wo weit und breit keine Rebstöcke wachsen.
Aufgewachsen in der Eisenbahnergemeinde, hatte er schon immer ein Herz für den Weinbau und so entschloss er sich 2019 für das Wagnis, seinen eigenen Winzerbetrieb aufzubauen. Nun braucht man zur Produktion der edlen Tropfen erst einmal Rebflächen, weshalb der klassische Weg als Jungwinzer darin besteht, den elterlichen Betrieb fortzuführen.
Bei Bob Molling hatten die Eltern kein Weingut, allerdings waren seine Großeltern Genossenschaftswinzer in der Gegend von Schengen, bis sie 2005 ihren Betrieb
aus Altersgründen aufgaben. Vor vier Jahren ergab sich dann die Chance: „Für einige Weinberge, die meine Großeltern verpachtet hatten, lief der Vertrag aus, sodass sie frei wurden. Ich hatte die Chance, die Weinberge zu übernehmen, die sie 1974 angepflanzt hatten. Wer würde da Nein sagen?“, meint Bob Molling rückblickend.
Über die Jahre hinweg ist es dem Jungwinzer gelungen, weitere Weinberge zu kaufen und zu pachten. Die Betriebsfläche ist dadurch auf 3,3 Hektar angewachsen – zu groß, um sie hobbymäßig zu bewirtschaften, aber zu klein, um davon zu leben. Alle Weinberge sind in der Gegend rund um Remerschen und Schengen, wo nach Bob Mollings Empfinden auch seine Familienwurzeln liegen. Nicht zufällig trägt einer seiner Weine den englischen Titel „Roots“.
Freunde und Verwandte helfen mit In der Lesezeit heißt es folglich jeden Morgen: Back to the roots. Spätestens um 7 Uhr treffen Bob Molling und seine Freundin Esther Correia im Weinberg ein. Danach legen die zwei zusammen mit den Erntehelfern – fast alle Freunde, Bekannte und Familienmitglieder – mit Schere und Eimer los. „Gerade an den warmen Tagen ist es
Ich hatte die Chance, die Weinberge zu übernehmen, die sie 1974 angepflanzt hatten. Wer würde da Nein sagen? Winzer Bob Molling
wichtig, dass die gelesenen Trauben nicht zu warm werden. Das würde zu unkontrollierter Gärung führen“, erklärt Bob Molling.
Gegen Mittag ist die Lese für diesen Tag schon abgeschlossen und der 31-jährige Winzer fährt die Boxen mit den reifen, prall gefüllten Trauben nach Niederdonven. Weil er keine eigene Halle besitzt, verarbeitet Bob Molling dort seine Trauben als Mieter in der Kellerei Duhr-Maddalon. In diesem Weingut arbeitet er das ganze Jahr über halbtags als Angestellter, die restliche Arbeitszeit ist für seine eigenen Weinberge bestimmt. Wie viele Unternehmensgründer darf Bob Molling die Stunden nicht zählen, die für seinen Betrieb draufgehen.
Wenn die Boxen mit den gelesenen Trauben um die Mittagszeit ankommen, muss er sie verarbeiten, keltern und den Most in Edelstahltanks füllen. Dazwischen kontrolliert er die Fässer, bei denen die Gärung bereits angelaufen ist – und besichtigt die Weinberge, die am nächsten Tag für die Lese vorgesehen sind. „Wenn ich Glück habe, bin ich um 23 Uhr fertig. Es hat aber auch schon mal bis 1 oder 2 Uhr gedauert“, gesteht der Jungwinzer.
Nach Feierabend im Weinberg
Ebenfalls vom Winzerfieber gepackt ist Bob Mollings Freundin