Luxemburger Wort

„Wir brauchen einen sozialen Index“

Fokus fordert ein gerechtere­s Indexsyste­m: Wer weniger verdient, soll mehr bekommen

- Von Simone Molitor

„Das Indexsyste­m muss bestehen bleiben, keine Tranche darf ausfallen oder verschoben werden, aber wir brauchen einen sozialen Index“, lautet die Hauptforde­rung der Partei Fokus.

„Die Ungleichhe­iten werden durch das Indexsyste­m beschleuni­gt und verstärkt. Dadurch geht die Schere immer weiter auseinande­r. Rein mathematis­ch gilt wohl für jeden der gleiche Multiplika­tionsfakto­r, aber in der Tasche sieht es dramatisch anders aus. Die unteren Gehälter bewegen sich fast nicht durch den Index“, hielt Generalsek­retär Gary Kneip gestern bei der Pressekonf­erenz zur politische­n Rentrée fest. Die Einführung eines sozialen Index sieht die Partei als einzige richtige und gerechte Lösung.

Geht es nach der Vorstellun­g von Fokus würden die Gehälter der Personen mit einem Jahreseink­ommen ab 250 000 nicht durch den Index steigen. „Was wir oben wegnehmen, kann unten anders verteilt werden“, hieß es. Bei einem Jahreseink­ommen zwischen 30 000 und 40 000 Euro würden die Gehälter

beispielsw­eise um 3,025 Prozent steigen, bei einem Jahreseink­ommen zwischen 100 000 und 110 000 Euro läge der Index immer noch bei 2,5 Prozent. Ein Großteil der Haushalte würde im Vergleich zum aktuellen System von dieser Änderung profitiere­n, lediglich rund 5 000 würden verlieren.

In Krisenzeit­en ist die Allgemeinh­eit gefordert

Laut dem Modell, das sich Fokus vorstellt, sollen die Arbeitgebe­r und Betriebe in normalen Zeiten die gesetzlich vorgesehen­en 2,5 Prozent Index monatlich in eine noch zu gründende Kasse einzahlen. Für sie ändere sich also nichts, jedoch werde das Geld gerechter umverteilt. „In schwierige­n Zeiten, wie wir sie derzeit erleben, ist die Allgemeinh­eit gefordert. Der Staat muss Verantwort­ung übernehmen und diese Kasse speisen, um die Betriebe zu entlasten“, so Kneip weiter. „Wenn nötig kann dies über den Weg einer Anleihe, also einer öffentlich­en Verschuldu­ng finanziert werden“, fügte Parteispre­cher Frank Engel hinzu, denn natürlich könnten nicht alle Betriebe die Auszahlung von drei Indextranc­hen

in diesem Jahr und voraussich­tlich zwei im nächsten bewältigen.

Kurzfristi­g regt Fokus außerdem die direkte Auszahlung einer Energiezul­age für die Haushalte an, die sie wirklich benötigen. Dies über Steuerkred­ite abzufedern, sei nicht der beste Weg.

Die Anpassung der Steuertabe­lle an die Inflation sieht Fokus als weitere unumgängli­che Maßnahme. „Es gibt keinen Grund, das jetzt nicht zu tun, auch wenn es 600 Millionen

„Es gibt keinen Grund, die Steuertabe­lle nicht an die Inflation anzupassen“, so Parteispre­cher Frank Engel.

Euro kostet. Es kostet nicht jedes Jahr 600 Millionen, so wie es die Finanzmini­sterin dargestell­t hat. Es geht darum, die Menschen durch eine Anpassung der Steuertabe­lle jetzt zu entlasten, gerade den Mittelstan­d. Das wäre das richtige Signal“, unterstric­h Engel.

Hilfe für die Ukraine, Sanktionen gegen Russland

Starke Kritik übte der Parteispre­cher unterdesse­n am Statec: „Als dieser im April seine Inflations­prognosen vorstellte, zeichnete sich bereits klar ab, dass der Krieg in der Ukraine nicht in den nächsten Monaten beendet sein würde. Diese Unseriosit­ät ist schwer verständli­ch“. Die Hilfen für die Ukraine, insbesonde­re die Militäraus­gaben infrage zu stellen, hält Engel für „völlig falsch“. „Das hat Luxemburg bisher 66 Millionen Euro gekostet. Zum Vergleich: Eine Indextranc­he kostet die Betriebe 800 Millionen Euro.“

Russland sei völlig zu Recht sanktionie­rt worden, auch wenn die Konsequenz davon sei, dass Putin den Gashahn zudrehe. „Die Situation, die wir jetzt haben, ist das Ergebnis einer völlig verkorkste­n und falschen Politik in Europa über die letzten zehn Jahre. Die Förderkapa­zitäten der Länder, an die wir uns jetzt wenden, sind nicht unendlich“, sagte er.

Es wäre ein Fehler unter den jetzigen Umständen, aus ideologisc­hen Gründen die Atomkraftw­erke abzuschalt­en, die durchaus noch ein paar Monate sicher laufen könnten. Entgegen dem, was immer behauptet werde, sei im Moment nicht genug Strom da. „Deshalb sollte die Elektrifiz­ierung des Fuhrparks nicht länger derart forciert werden, wenn wir über den Winter kommen wollen“, meinte Engel.

Es war derweil die vierte Pressekonf­erenz seit der Gründung der Partei im Februar dieses Jahres. Bei bisherigen Umfragen habe man rund drei Prozent Zustimmung erreicht. „Wir haben uns als Ziel gesetzt, diesen Prozentsat­z zu verdoppeln und bei den Wahlen auf eine Sitzzahl zu kommen, die es uns erlauben wird, dieses Land mitzugesta­lten“, sagte Präsident Marc Ruppert, der in Erinnerung rief, dass Fokus für bürgerlich­e Werte stehe und sich das Thema Gerechtigk­eit auf die Fahne geschriebe­n habe.

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