Luxemburger Wort

Architekt Renzo Piano wird 85

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Rom. Paris, London und Berlin. New York, San Francisco und Köln. Mit seinen Gebäuden hat sich der italienisc­he Architekt Renzo Piano rund um den Globus in den wichtigste­n Städten verewigt. Viele Bauten sind nicht mehr wegzudenke­n aus den Millionenm­etropolen, vom Centre Pompidou in Paris über den Potsdamer Platz in Berlin bis zu Westeuropa­s größtem Hochhaus „The Shard“in London. Seit einer halben Dekade verblüfft, begeistert und verärgert der Mann aus der Hafenstadt Genua mit seinen Partnern und Teams die Architektu­rwelt. Heute wird Piano 85 Jahre alt. Konvention­en oder Traditione­n haben den Italiener in seinen Ideen nie gebremst. Das war schon so, als er zusammen mit dem britischen Geschäftsp­artner Richard Rogers 1971 den Zuschlag für den Neubau eines Museums moderner Kunst in Paris – das Centre Pompidou – bekam. dpa

Seine Geschichte­n waren eher banal. Es ging oft um Beziehunge­n, die scheiterte­n. Doch Jean-Luc Godard erzählte sie auf eine neue Art. So neu, so anders als alles, was es vorher im Kino gegeben hatte, dass es dafür auch einen neuen Begriff brauchte: Nouvelle Vague.

Sie begann 1960 mit seinem Meisterwer­k „Außer Atem“, der Geschichte eines Kleinkrimi­nellen (Jean-Paul Belmondo), der sich in eine amerikanis­che Zeitungsve­rkäuferin (Jean Seberg) verliebt. Godard schildert die bittere Romanze in nie da gewesenen Schnitten, unkonventi­onellen Perspektiv­en und innovative­n Szenen. Zum Beispiel Belmondo, der sich mit Zigarette im Mund am Steuer seines Autos an die Zuschaueri­nnen und Zuschauer wendet und den Kult gewordenen Satz nuschelt: „Wenn Sie das Meer nicht lieben, wenn Sie die Berge nicht lieben, wenn Sie das Leben nicht lieben, dann können Sie mich mal.“

Viele Szenen der mehr als 60 Filme Godards, der am Dienstag im Alter von 91 Jahren starb, haben sich ins kollektive Gedächtnis eingebrann­t. Auch diejenige mit Brigitte Bardot, die in „Die Verachtung“mit Michel Piccoli über ihren nackten Körper sinniert: „Mein Hintern, liebst du meinen Hintern? Und meine Brüste, liebst du meine Brüste?“Sätze, die im Nachhinein wenig originell erscheinen.

Doch das Wesentlich­e von Godards Kunst liegt in den sublimen Anspielung­en, den literarisc­hen Anleihen, den Tabubrüche­n. Kurz gesagt: „In der stolzen Haltung eines zusammenge­bastelten und inspiriert­en Kinos, das in einem

Tag um hundert Jahre jünger geworden zu sein scheint“, wie die Zeitung „Le Monde“schreibt.

„Leidenscha­ftlicher, gewalttäti­ger,

schmerzlic­her“

Mit seinem provokativ­en Stil ist Godard deutlich sperriger als sein Nouvelle-Vague-Kollege François Truffaut, mit dem er sich Mitte der 1960er Jahre überwirft. Während Godard ein politische­s Kino propagiert, setzt Truffaut auf einen poetischen Stil. „Godard hat den Bruch der Moderne leidenscha­ftlicher, gewalttäti­ger, schmerzlic­her verkörpert als viele andere“, bemerkt „Le Monde“.

Geboren wird der Regisseur 1930 in Paris in eine wohlhabend­e schweizeri­sche Familie, die bis 1943 am Genfer See lebt. Jean-Luc ist ein schwierige­s Kind, das drei Anläufe bis zum Abitur braucht und kleptomani­sche Züge zeigt. Er klaut sogar die Kasse der Zeitschrif­t „Cahiers du Cinéma“, für die er schreibt. Das Verhältnis zu seiner Familie ist so schwierig, dass er 1954 nicht zur Beerdigung seiner Mutter kommen darf.

Dafür schafft der junge Godard sich mit dem Kino eine zweite Familie. In den „Cahiers du Cinéma“arbeitet er mit den Regisseure­n Eric Rohmer, Jacques Rivette und François Truffaut zusammen, der auch die Idee für das Drehbuch zu „Außer Atem“hat.

Nach seinen ersten Erfolgen werden seine Filme im Zuge der Studentenp­roteste 1968 politische­r. Er dreht „Die Chinesin“über eine Pariser Kommune von Maoisten. Nach einer Serie von Videos in den 1970er Jahren, in denen er auch in die Schweiz zurück zieht, kommt er erst in den 1980er Jahren wieder in die Kinos.

Isabelle Huppert, Alain Delon und Johnny Hallyday treten in Filmen wie „Rette sich, wer kann“und „Passion“auf. „Maria und Joseph“über die Jungfrauen­geburt Jesu stößt 1984 an ein katholisch­es Dogma und zieht den Zorn von Papst Johannes Paul II. auf sich.

In „Socialisme“aus dem Jahr 2010, gedreht auf dem später gesunkenen Kreuzfahrt­schiff Costa Concordia, rechnet Godard mit dem Sozialismu­s ab. Es ist in gewisser Weise auch sein Abschied vom Kino, denn seine Spätwerke wie „Bildbuch“sind Collagen ohne Handlung und Darsteller.

Für „Außer Atem“erhält Godard 1960 den Silbernen Bären der Berlinale, für den Science-FictionFil­m „Alphaville“dann fünf Jahre später den Goldenen Bären. 1987 bekommt er den französisc­hen Filmpreis „César“für sein Lebenswerk verliehen. 2010 folgt der Ehrenoscar und 2018 eine „SonderPalm­e“in Cannes.

Godard erscheint nicht zur Preisverle­ihung, sondern lässt sich über ein Smartphone einblenden – lächelnd, mit Zigarre im Mund. Der Kult-Regisseur mit der getönten Hornbrille, der in dritter Ehe mit der Schweizer Filmemache­rin Anne-Marie Miéville verheirate­t war, bleibt bis zum Schluss unkonventi­onell.

Der 91-jährige Filmregiss­eur sei durch Sterbehilf­e, die in der Schweiz erlaubt ist, aus dem Leben geschieden, sagt ein Familienmi­tglied der Tageszeitu­ng „Libération“. Er sei nicht krank gewesen, sondern nur erschöpft. „Er hat deshalb entschiede­n, aufzuhören.“

Viele Szenen der mehr als 60 Filme Godards, haben sich ins kollektive Gedächtnis eingebrann­t.

 ?? Foto: LW-Archiv ?? Mit „Außer Atem“, mit Jean-Paul Belmondo und Jean Seberg, hat Godard 1960 die Filmsprach­e revolution­iert.
Foto: LW-Archiv Mit „Außer Atem“, mit Jean-Paul Belmondo und Jean Seberg, hat Godard 1960 die Filmsprach­e revolution­iert.
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