Der Schulanfang wird teuer
Statt mit Corona haben die Schulen bei dieser Rentrée mit der Energiekrise zu kämpfen
Esch/Alzette. Die Uhr im Lycée de Garçons in Esch/Alzette schlägt halb zehn. Wobei sie eigentlich nicht schlägt, sondern eher schläft. Während in der Zeitzone Mitteleuropas alle Uhren um diese Zeit 11 Uhr anzeigen, ist das Escher Lycée etwas hinterher mit seinen Stundenzeigern. Die zentrale Uhr in der Eingangshalle stellt das Zeitgefühl des Hausmeisters, der Techniker und der Reinigungskräfte, die in den letzten Tagen der Sommerferien die Schule auf Vordermann bringen, auf den Kopf.
Wenn am Freitag die ersten Schüler – gezwungenermaßen – wieder in das Gebäude schleichen, muss alles richtig ticken. Ab dann digital. Die Umstellung der Uhr wird nicht die einzige Umstellung im Lyzeum sein. Die Rentrée 2022/23 wird erneut zur Herausforderung – landesweit.
Pascal Bermes sitzt schon seit Mitte August hinter seinem Schreibtisch. In den vergangenen Wochen hat der Direktor des Escher Lycée de Garçons Gespräche geführt, Verträge mit neuen Lehrkräften unterschrieben und unterschreiben lassen.
Nein, und das ist zunächst die gute Nachricht, einen Lehrermangel habe Bermes nicht zu beklagen. Wenn überhaupt, gebe es in dem einen oder anderen Unterrichtsfach einen „vorübergehenden Engpass“, zum Beispiel in der Économie. Für dieses Fach leiht eine andere Schule dem Lyzeum einen Lehrer.
Ansonsten gibt es keine unbesetzten Lehrerstellen? Bermes schüttelt den Kopf und schaut dabei wie jemand, der froh ist, sich nicht mit Rekrutierungskampagnen wie Kollegen aus dem Fondamental herumschlagen zu müssen. „Von einem Mangel können wir absolut nicht sprechen.“80 Lehrer mit Beamtenstatus und zwölf Chargés d'enseignement unterrichten am Lycée de Garçons. Hinzu kommen sechs Praktikanten.
Neues Leben in Klassenzimmern
Für die rund 930 Schüler, die am Montag wieder in ihre Klassenräume kommen, die Septième startet bereits am Freitag, beginnt dieses Schuljahr wie vor drei Jahren, als es noch kein Corona gab. Keine Masken, kein Mindestabstand, kein Homeschooling. Vorausgesetzt, es wird kein Lehrer krank.
„In diesem Schuljahr ist wieder alles ganz normal“, auch das verleiht dem Direktor ein Lächeln. „Natürlich haben wir Seifen und Masken da, man weiß ja nie.“Auch die transparenten Schutzwände, die Schüler und Lehrerpult in der jüngsten Vergangenheit trennten, lagern im „Corona-Stock“der Schule. Für den Fall, dass die nächste Gesundheitskrise über das Land herfällt. „Am meisten gelitten haben die Schüler während der Coronakrise“, sagt Bermes. Deshalb dürfte er hoffen, das Desinfektionslager nicht anrühren zu müssen.
Ab dem 16. September werde das Schuljahr in Esch erstmals auch wieder in Trimester eingeteilt. Mit Corona habe man Semester eingeführt und damit weniger Prüfungssituationen. Auch, dass eben mal zwei Wochen fehlen konnten, wenn die Schulen dicht machen mussten. Das habe bei zwölf Wochen pro Trimester viel ausgemacht. Die Pausen könnten nun auch alle Schüler wieder gemeinsam verbringen. Gleich bleibt die Isolationszeit für Schüler, die sich mit Corona anstecken und zu Hause bleiben müssen.
Während die Schulen mittlerweile einigermaßen geübt sind im Umgang mit Corona-Einschränkungen, kommen die Auswirkungen des Einmarsches Russlands in die Ukraine immer mehr in der Gesellschaft an. Inflation und Energiekrise bestimmen seit Wochen die Schlagzeilen.
Dass Bürger und Betriebe freiwillig Energie sparen sollen, dazu rief Energieminister Claude Turmes (Déi Gréng) vor einer Woche bei der Vorstellung der Energiesparkampagne „Zesumme spueren – zesummenhalen“auf. Mit 20 Grad Celsius Innentemperatur soll Luxemburg durch den Winter 2022/23 kommen, um damit einen wesentlichen Schritt zu schaffen, die EU-Vorgabe zu erreichen: 15 Prozent weniger Gas zwischen August 2022 und März 2023 zu verbrauchen. Das ein Grad Celsius weniger in Wohnungen und öffentlichen Einrichtungen gehe mit sechs Prozent weniger Energie einher.
20 Grad sind für Pascal Bermes kein Problem. „Wir hatten unsere
Räume sowieso immer schon auf 20 Grad“, so Bermes. Was die Einsparmaßnahmen am Wochenende angeht, stehe der Direktor indes vor einem Problem. Die Heizung an den schulfreien Tagen abzustellen, sei sicherlich hilfreich bei der Strategie zur Senkung des Energiebedarfs, so Bermes.
Natürlich haben wir Seifen und Masken da, man weiß ja nie. Pascal Bermes, Direktor des Lycée de Garçons
Alte Heizung als Energieschleuder „Allerdings haben wir ziemlich alte Heizkörper. Wenn ich die abdrehe, gehen die möglicherweise nicht mehr an.“Deshalb müssten auch die Korridore der Schule weiter beheizt werden, obwohl sich