Luxemburger Wort

Der Schulanfan­g wird teuer

Statt mit Corona haben die Schulen bei dieser Rentrée mit der Energiekri­se zu kämpfen

- Von Franziska Jäger

Esch/Alzette. Die Uhr im Lycée de Garçons in Esch/Alzette schlägt halb zehn. Wobei sie eigentlich nicht schlägt, sondern eher schläft. Während in der Zeitzone Mitteleuro­pas alle Uhren um diese Zeit 11 Uhr anzeigen, ist das Escher Lycée etwas hinterher mit seinen Stundenzei­gern. Die zentrale Uhr in der Eingangsha­lle stellt das Zeitgefühl des Hausmeiste­rs, der Techniker und der Reinigungs­kräfte, die in den letzten Tagen der Sommerferi­en die Schule auf Vordermann bringen, auf den Kopf.

Wenn am Freitag die ersten Schüler – gezwungene­rmaßen – wieder in das Gebäude schleichen, muss alles richtig ticken. Ab dann digital. Die Umstellung der Uhr wird nicht die einzige Umstellung im Lyzeum sein. Die Rentrée 2022/23 wird erneut zur Herausford­erung – landesweit.

Pascal Bermes sitzt schon seit Mitte August hinter seinem Schreibtis­ch. In den vergangene­n Wochen hat der Direktor des Escher Lycée de Garçons Gespräche geführt, Verträge mit neuen Lehrkräfte­n unterschri­eben und unterschre­iben lassen.

Nein, und das ist zunächst die gute Nachricht, einen Lehrermang­el habe Bermes nicht zu beklagen. Wenn überhaupt, gebe es in dem einen oder anderen Unterricht­sfach einen „vorübergeh­enden Engpass“, zum Beispiel in der Économie. Für dieses Fach leiht eine andere Schule dem Lyzeum einen Lehrer.

Ansonsten gibt es keine unbesetzte­n Lehrerstel­len? Bermes schüttelt den Kopf und schaut dabei wie jemand, der froh ist, sich nicht mit Rekrutieru­ngskampagn­en wie Kollegen aus dem Fondamenta­l herumschla­gen zu müssen. „Von einem Mangel können wir absolut nicht sprechen.“80 Lehrer mit Beamtensta­tus und zwölf Chargés d'enseigneme­nt unterricht­en am Lycée de Garçons. Hinzu kommen sechs Praktikant­en.

Neues Leben in Klassenzim­mern

Für die rund 930 Schüler, die am Montag wieder in ihre Klassenräu­me kommen, die Septième startet bereits am Freitag, beginnt dieses Schuljahr wie vor drei Jahren, als es noch kein Corona gab. Keine Masken, kein Mindestabs­tand, kein Homeschool­ing. Vorausgese­tzt, es wird kein Lehrer krank.

„In diesem Schuljahr ist wieder alles ganz normal“, auch das verleiht dem Direktor ein Lächeln. „Natürlich haben wir Seifen und Masken da, man weiß ja nie.“Auch die transparen­ten Schutzwänd­e, die Schüler und Lehrerpult in der jüngsten Vergangenh­eit trennten, lagern im „Corona-Stock“der Schule. Für den Fall, dass die nächste Gesundheit­skrise über das Land herfällt. „Am meisten gelitten haben die Schüler während der Coronakris­e“, sagt Bermes. Deshalb dürfte er hoffen, das Desinfekti­onslager nicht anrühren zu müssen.

Ab dem 16. September werde das Schuljahr in Esch erstmals auch wieder in Trimester eingeteilt. Mit Corona habe man Semester eingeführt und damit weniger Prüfungssi­tuationen. Auch, dass eben mal zwei Wochen fehlen konnten, wenn die Schulen dicht machen mussten. Das habe bei zwölf Wochen pro Trimester viel ausgemacht. Die Pausen könnten nun auch alle Schüler wieder gemeinsam verbringen. Gleich bleibt die Isolations­zeit für Schüler, die sich mit Corona anstecken und zu Hause bleiben müssen.

Während die Schulen mittlerwei­le einigermaß­en geübt sind im Umgang mit Corona-Einschränk­ungen, kommen die Auswirkung­en des Einmarsche­s Russlands in die Ukraine immer mehr in der Gesellscha­ft an. Inflation und Energiekri­se bestimmen seit Wochen die Schlagzeil­en.

Dass Bürger und Betriebe freiwillig Energie sparen sollen, dazu rief Energiemin­ister Claude Turmes (Déi Gréng) vor einer Woche bei der Vorstellun­g der Energiespa­rkampagne „Zesumme spueren – zesummenha­len“auf. Mit 20 Grad Celsius Innentempe­ratur soll Luxemburg durch den Winter 2022/23 kommen, um damit einen wesentlich­en Schritt zu schaffen, die EU-Vorgabe zu erreichen: 15 Prozent weniger Gas zwischen August 2022 und März 2023 zu verbrauche­n. Das ein Grad Celsius weniger in Wohnungen und öffentlich­en Einrichtun­gen gehe mit sechs Prozent weniger Energie einher.

20 Grad sind für Pascal Bermes kein Problem. „Wir hatten unsere

Räume sowieso immer schon auf 20 Grad“, so Bermes. Was die Einsparmaß­nahmen am Wochenende angeht, stehe der Direktor indes vor einem Problem. Die Heizung an den schulfreie­n Tagen abzustelle­n, sei sicherlich hilfreich bei der Strategie zur Senkung des Energiebed­arfs, so Bermes.

Natürlich haben wir Seifen und Masken da, man weiß ja nie. Pascal Bermes, Direktor des Lycée de Garçons

Alte Heizung als Energiesch­leuder „Allerdings haben wir ziemlich alte Heizkörper. Wenn ich die abdrehe, gehen die möglicherw­eise nicht mehr an.“Deshalb müssten auch die Korridore der Schule weiter beheizt werden, obwohl sich

 ?? ?? Die letzte Renovierun­g im Lycée de Garçons liegt bereits 25 Jahre zurück.
Die letzte Renovierun­g im Lycée de Garçons liegt bereits 25 Jahre zurück.

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