Luxemburger Wort

„Musste bis zum letzten Meter kämpfen“

Rennfahrer Dylan Pereira hat nach seinem Supercup-Triumph keine Verschnauf­pause

- Interview: Jan Morawski

Viel Zeit zum Feiern hat Dylan Pereira nicht. Der 25 Jahre alte Rennfahrer sitzt bereits am übernächst­en Wochenende wieder im Porsche. Dennoch lässt der Luxemburge­r seinen sensatione­llen Gesamtsieg im Supercup Revue passieren. Im Interview spricht Pereira über seine Entwicklun­g, den Schlüssel zum Erfolg und die Wette um eine ganz besondere Haarfarbe.

Dylan Pereira, konnten Sie Ihren Triumph schon gebührend feiern?

Nicht allzu viel. Es gab einen Empfang am Flughafen, anschließe­nd haben wir ein bisschen mit Freunden und der Familie gefeiert. Wir waren etwas essen und danach gab es ein bisschen Musik.

Auf Fotos und Videos ist zu sehen, dass Sie sich die Haare rosa gefärbt haben, in der gleichen Farbe wie Auto und Rennanzug. Wie kam es dazu?

Das war eine Wette mit meinem Mechaniker und meinem Vater, für den Fall, dass ich Meister werde. Der Mechaniker hat sich die Haare richtig gefärbt, bei allen anderen geht die Farbe beim Waschen wieder raus.

Wie fühlt sich der Erfolg nun mit etwas Abstand an?

Es ist noch immer schwierig zu erklären. Ein Traum ist in Erfüllung gegangen. Ich habe viele Jahre dafür gekämpft. Mir ist auch ein Stein vom Herzen gefallen, weil ich es endlich geschafft habe.

Jetzt haben Sie Ihr Können nicht nur angedeutet, sondern bewiesen, dass Sie ein Champion sind. Ist das ein wichtiger Schritt gewesen?

Definitiv. Ich musste sehr hart für diesen Erfolg kämpfen und mich langsam hocharbeit­en. In den vergangene­n drei Jahren war ich schon gut dabei, 2020 war ich sogar sehr nah am Titel dran. Und dieses Jahr hat es endlich geklappt. Es ist schön zu sehen, dass die Arbeit nicht umsonst war. Ich hoffe, dass mir der Erfolg nun weitere Türen öffnet.

Was meinen Sie damit?

Ich muss schauen, dass ich neue Verträge bekomme. Optimalerw­eise, um selbst kein Geld mehr reinstecke­n zu müssen. Ein Werksvertr­ag wäre traumhaft. Dafür muss ich irgendwie an die richtigen Leute herankomme­n. Jetzt kann ich aber mit dem Titel argumentie­ren.

Stehen die Interessen­ten beim neuen Supercup-Sieger nicht bereits Schlange?

Leider nicht, nein. Es wird von heute auf morgen niemand anrufen und mir einen Werksvertr­ag anbieten. Es gibt so viele Fahrer auf der Welt, die für solche Plätze teilweise auch Geld mitbringen.

Was wünschen Sie sich?

Besonders toll wäre, wenn ich einen Werksvertr­ag für LMDh (Le Mans Daytona Hybrid, Anm. d. Redaktion) bekommen würde. Vielleicht klappt das in ein paar Jahren. Das wäre dann der nächste Traum.

2016 sind Sie Ihre erste richtige Saison im Porsche-Supercup gefahren. Wie hat sich der Rennfahrer Dylan Pereira seitdem verändert?

Vor allem als Person habe ich mich weiterentw­ickelt. Man muss sich selbst kennenlern­en und verstehen, was man tun muss, um möglichst nah an die 100 Prozent zu kommen. Außerdem muss man sich nach und nach ins Team arbeiten, damit die Leute alles so einstellen können, wie man es gerne hätte.

Wie stark ist Ihr Selbstvert­rauen mit den Jahren gestiegen?

Ich konnte damals schon fahren. Aber ich bin ruhiger geworden, und natürlich auch selbstbewu­sster. Dabei hat mir geholfen, dass der Support immer mehr wurde. Wichtig war außerdem, wie ich auf verschiede­ne Einflüsse reagiere: auf Rückschläg­e, Kritik, Meinungen anderer Leute. Ich weiß, dass ich damit umgehen kann und diese Dinge keinen oder sogar einen positiven Einfluss auf meine Leistung haben.

Was waren in dieser SupercupSa­ison die entscheide­nden Faktoren für den Erfolg?

Das Testprogra­mm vor der Saison war besonders wichtig. Dadurch haben wir viel über das Auto gelernt. Letztes Jahr haben wir keine Tests gemacht, da waren die Rennen schwierig zu fahren. Dass wir nun mehr Geld in die Vorbereitu­ng investiert haben, hat uns am Ende sehr geholfen.

Wie äußert sich das?

Wir haben das Auto besser verstanden und waren dann erfolgreic­her im den Qualifying. Ich habe häufiger auf der Pole-Position gestanden und konnte mehr Rennen gewinnen. Das hat uns sehr viele Punkte eingebrach­t. Auch das gehört zu meiner Entwicklun­g dazu.

Gab es einen Moment in der Saison, an dem Sie wussten, dass es in diesem Jahr mit dem Titel klappen kann?

Das war mein Sieg in Spa Ende August, bei dem ich meine Führung

in der Gesamtwert­ung ausgebaut habe. Ich wusste, dass es zum Titel reichen kann, wenn ich bis zum Ende konzentrie­rt bleibe und keine Fehler mache. Trotzdem musste ich bis zum letzten Meter kämpfen. Diese Erkenntnis nehme ich jetzt auch für den Carrera-Cup mit.

Im Porsche-Carrera-Cup Deutschlan­d stehen noch zwei Rennwochen­ende bevor. Sie sind insgesamt Dritter. Was ist möglich?

Es wird schwierig, da noch etwas zu holen. Leider bin ich einmal ausgefalle­n (Ende Juni in Zandfoort, Anm. d. Red.), das hat mich zurückgewo­rfen. Aber wie man immer wieder sieht, kann es ganz schnell gehen. Meine Motivation ist hoch, dass ich so gut wie möglich abschneide. Ich werde weiterkämp­fen.

Sind Sie froh, dass es schon am übernächst­en Wochenende mit dem nächsten Rennen weitergeht oder hätten Sie sich ein bisschen mehr Pause zum Feiern gewünscht?

Ich bin motiviert und will den Schwung mitnehmen. Ich bin ja das ganze Jahr Meister, das nimmt mir niemand mehr weg. Ich kann später immer noch darauf anstoßen und werde sicherlich eine Gelegenhei­t finden, um zu feiern und das alles zu genießen. Es ist ein Erfolg, den ich nie vergessen werde.

Es gibt so viele Fahrer auf der Welt, die für solche Plätze teilweise auch Geld mitbringen.

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Fotos: ATP Unmittelba­r nach dem Rennen in Monza kann Dylan Pereira die Faust ballen.
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Die zusätzlich­en Testfahrte­n zahlen sich am Ende aus.

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