Luxemburger Wort

Die Überraschu­ngsmannsch­aft

Zwölf Juniorinne­n vertreten Luxemburg bei der TeamGym-EM im eigenen Land und haben ehrgeizige Ziele

- Von Andrea Wimmer

Sie haben die gesamten Ferien geopfert, an verschiede­nen Orten trainiert und sogar das Design ihrer Turnanzüge selbst entworfen. Keine Frage: Die jungen Sportlerin­nen, die Luxemburg bei der Europameis­terschaft im TeamGym im eigenen Land vertreten, sind enorm fleißig. Die Mannschaft hat Monate harter Arbeit hinter sich. Und sie hat große Ziele.

„Wir erwarten es von uns selbst“, sagt Lena Thuy, eine der zwölf Juniorinne­n der Nationalma­nnschaft, über die Ambitionen. Sie möchten in der Coque ins Finale der besten Acht kommen, heute Abend ist Qualifikat­ion. Das wäre eine echte Überraschu­ng. Niemand im Verband FLGym verlangt das von ihnen. Doch die Turnerinne­n setzen sich selbst unter Druck.

Mit Überraschu­ngen kennen sie sich aus. Obwohl die Sportart in Luxemburg erst seit 2019 trainiert wird, haben die Juniorinne­n bereits EM-Erfahrung. Sie nahmen im vergangene­n Dezember kurz entschloss­en an den Titelkämpf­en im portugiesi­schen Guimaraes teil und schafften es sensatione­ll ins Finale. „Das war eine unbeschrei­bliche Situation. Wir hatten gehofft, dass wir nicht Letzte werden. Es war so ein schöner Moment, den wir nie vergessen werden“, erzählt Thuy.

Sportlerin­nen aus drei Vereinen

Die Juniorinne­n, von denen elf in Guimaraes am Start waren, sind die einzige Luxemburge­r Mannschaft bei der EM. Im Erwachsene­nbereich

oder bei den männlichen Turnern gibt es hierzuland­e noch keine kompletten Teams. So eines besteht aus zwölf Mitglieder­n, zwei davon sind Reservisti­nnen. Bis zum Alter von 17 können die Mädchen als Juniorinne­n antreten.

Im Luxemburge­r Team kämpfen Sportlerin­nen der Jahrgänge 2008 bis 2005 gemeinsam. Sie gehören drei verschiede­nen Vereinen an: Frida Bistrup, Kiara Brenner, Aimée di Millo, Shanice Freitas, Paloma Marochi, Sara Neves und Thuy sind bei Le Réveil Bettemburg

lizenziert. Maura Njoya, Emma Read und Allison Riel gehören Athletico Steinfort an, Leticia Pinto und Ella Scheer dem Nordstad Turnverein.

Sie kommen aus dem Kunstturne­n. Der Wechsel zum TeamGym bedeutete auch eine mentale Umstellung.

„Neu für sie war dieser Teamgedank­e. Im klassische­n Turnen ist es doch eher so, dass die oder der Beste gesucht wird und im Mittelpunk­t steht. Hier wissen die Turnerinne­n ganz genau, dass es nichts bringt, wenn sie nur eine Gute haben“, erklärt Trainer Silvio Sagramola. In den Diszipline­n Tumbling und Trampette müssen beispielsw­eise mindestens sechs Mitglieder erfolgreic­he Durchgänge absolviere­n. Bei der Bodenübung müssen zehn Turnerinne­n gleichzeit­ig ein harmonisch­es Gesamtbild zeigen. „Wir brauchen das ganze Team, wenn wir erfolgreic­h sein wollen“, so Sagramola.

Kleine Konflikte

Das ist eine Herausford­erung, aber auch genau das, was die Turnerinne­n an der neuen Sportart so lieben. „Das Schöne am TeamGym ist, dass man eine Mannschaft hat, die einen immer unterstütz­t. Das ist eine große Motivation, dadurch gelingt vieles besser. Wir sind wie eine Familie“, erklärt Ella Scheer. Ganz ohne Konflikte geht es nicht, aber die sind schnell ausgeräumt, berichtet Lena Thuy: „Es sind nur Kleinigkei­ten. Wir versöhnen uns immer wieder und halten zusammen.“

Sie haben das schon in der anstrengen­den Vorbereitu­ng bewiesen, in der sie zum Teil jeden Tag gemeinsam trainierte­n. Die Bedingunge­n sind sehr schwierig, die Wege weit, denn Luxemburg hat keine Halle für TeamGym. Die Mädchen trainieren abwechseln­d in Hosingen, wo sie während der Schulzeite­n nur sonntags zu Gast sein können, und in Fameck in Frankreich. Anfang August waren sie im Trainingsl­ager in Anadia in Portugal. Sie arbeiten auch mit dem portugiesi­schen Experten Vasco Santos.

Mangels geeigneter Halle müssen die Turnerinne­n ihre Geräte, wie die lange Tumbling-Bahn, jedes Mal auf- und abbauen. Trotzdem tun sie alles, um stetig besser zu werden. Die einzelnen Elemente der Übungen sitzen, am Ende kommt es aber auf die Ausführung an. Da spielt der Stress eine Rolle. „Wir müssen uns auf die Landungen konzentrie­ren. Wenn man nervös ist, ist man unsicherer“, sagt Thuy. Und bei der Bodenübung komme es zudem auf die Ausstrahlu­ng an, erklärt Scheer: „Die Freude, die wir in uns haben, müssen wir auch zeigen.“

Wir sind wie eine Familie. Ella Scheer

Das Schöne am TeamGym ist, dass man eine Mannschaft hat, die einen immer unterstütz­t. Lena Thuy

 ?? Fotos: Stéphane Guillaume ?? Elf von den zwölf jungen Luxemburge­rinnen waren schon bei der EM im Dezember 2021 in Guimaraes dabei.
Fotos: Stéphane Guillaume Elf von den zwölf jungen Luxemburge­rinnen waren schon bei der EM im Dezember 2021 in Guimaraes dabei.
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Lena Thuy trainiert den Handstand auf speziellen Turnmatten.

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