Luxemburger Wort

Turmes weist Vorwürfe der Piraten zurück

Mineralölk­onzerne seien nicht gegenüber den Konsumente­n bevorzugt worden

- Von Florian Javel

Nachdem Energiemin­ister Claude Turmes (Déi Gréng) am Dienstag nach der Pressekonf­erenz der Piratenpar­tei zur Entwicklun­g der Bruttomarg­e auf Mineralölp­rodukte ins Querfeuer der Kritik geraten ist, äußert er sich nun gegenüber dem „Luxemburge­r Wort“zu den Vorwürfen der beiden Abgeordnet­en Sven Clement (Piratenpar­tei) und Marc Goergen (Piratenpar­tei).

Die Piraten behauptete­n am Dienstag, die Bruttomarg­e, die Lohn- und Funktionsk­osten von Tankstelle­nbetreiber­n beinhaltet, sei nicht proportion­al zum Index gestiegen, wodurch Minister Turmes die Kritik entgegenge­bracht wurde, die Grünen hätten seit ihrer Übernahme des Energiemin­isteriums dazu beigetrage­n, dass Mineralölk­onzerne gegenüber den Verbrauche­rn vom Staat begünstigt wurden.

Die Grafik zur Entwicklun­g der Bruttomarg­e, die von der Piratenpar­tei auf Social Media geteilt wurde und dort bei Parteianhä­ngern von Déi Gréng, unter anderem Parteipräs­ident Meris Sehovic und Sprecher von Déi Jonk Gréng Fabricio Costa, auf Unverständ­nis stieß, beinhaltet keine detaillier­ten Zahlen betreffend der Erhöhung der Bruttomarg­e. Aufgrund des Geschäftsg­eheimnisse­s rieten laut eigenen Angaben Juristen den Piraten, das Zahlenmate­rial aus den Verträgen zwischen Regierung und Mineralölk­onzernen nicht zu veröffentl­ichen.

„Keine Übergewinn­e, sondern reine Produktion­skosten“

Auf Nachfrage des „Luxemburge­r Wort“erklärt Claude Turmes die Umstände der von den Piraten angesproch­enen Bruttomarg­e. Luxemburg und Belgien würden zu den einzigen EU-Ländern mit einem Maximalpre­is auf Diesel und Benzin gehören, wodurch auch die Margen von Tankstelle­nbetreiber­n gedeckelt seien. „Die Bruttomarg­e beträgt neun Prozent der Kosten des Gesamtprod­uktes. Im Gegensatz zu Deutschlan­d oder Österreich ist ein Tankstelle­nbetreiber hierzuland­e an die Deckelung gebunden. Sie können nicht unendlich Einfluss auf die Marge ausüben“, betont der zuständige Minister. Was die Piraten als bloße

Marge darstellen, seien in Wahrheit reine Produktion­skosten, mit denen Transport- und Lohnkosten abzudecken seien: „Aufgrund der Pandemie, Lieferengp­ässen und den hohen Energiepre­isen steigen auch die Kosten der Tankstelle­nbetreiber. Durch den Index sind zudem die Löhne gestiegen. Es handelt sich um eine falsche Darstellun­g vonseiten der Piraten. Was sie als Übergewinn­e bezeichnen, sind bloße Produktion­skosten.“In den letzten zwei Jahren seien die „Coûts de distributi­on“von 13,3 Cent auf 15 Cent gestiegen. „Diese 1,7 Cent sind sicher nicht der Hauptpreis­treiber“, so der Minister weiter.

„Zusammense­tzung der Benzinprei­se zwei Mal vorgestell­t“Auf die Frage, warum das Dokument, das den Vertrag zwischen dem Staat und diversen Mineralölk­onzernen beinhaltet, nur in eingeschrä­nktem Maße Abgeordnet­en zugänglich sei, antwortet Turmes, keine Geheimnist­uerei betrieben zu haben: „Wir haben das Dokument nicht geheim gehalten, auch wenn die Piraten das behaupten. Ich habe die Zusammense­tzung der Benzinprei­se bereits zwei Mal dem Parlament vorgestell­t.“Die Forderung der Opposition­spartei, die Zahlen des bereits genannten Vertrages zu veröffentl­ichen, sei nur nach Beratung mit Staatsjuri­sten möglich, so Turmes.

Warum die Piraten nicht die Genehmigun­g dafür hatten, ihre Grafik zur Entwicklun­g der Bruttomarg­e von Mineralölp­rodukten mit den offizielle­n Zahlen zu versehen, interpreti­ert der Minister als bewusste Täuschung der Opposition­spartei: „Wenn ihre Forderung ist, dass der Vertrag veröffentl­icht wird, sollten die Piraten eine offizielle Anfrage tätigen. Ich bin kein Jurist. Aber keine Zahlen in ihre eigene Grafik einzubauen und zu behaupten, wir würden ein Geheimnis daraus machen, ist eine Ausrede der Piratenpar­tei.“

Wir haben das Dokument nicht geheim gehalten, auch wenn die Piraten das behaupten. Energiemin­ister Claude Turmes (Déi Gréng)

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Foto: Gerry Huberty Bei der umstritten­en Bruttomarg­e handelt es sich um Lohn- und Transportk­osten.

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