Luxemburgs erste Wasserstoff-Tankstelle
Spätestens Anfang 2023 soll die in Bettemburg vorgesehene Station in Betrieb gehen
Das Verfahren an sich ist recht energieintensiv, der Weg dorthin erst recht. Spätestens im kommenden Frühjahr soll in Luxemburg die erste Wasserstoff-Tankstelle eröffnet werden. Was im 22. Stockwerk des Mobilitätsministeriums von dessen Minister François Bausch und Energieminister Claude Turmes zum Anlass genommen wird, dieses Ereignis anzukündigen. Wohlgemerkt: Die Tankstelle ist zwar geplant, aber eben noch nicht gebaut.
Nächste Tankstelle in Saarbrücken Allerdings hat es ja gerade Energieminister Claude Turmes in diesen Tagen nicht leicht. Ständig umgeben von steigenden Kosten und den damit verbundenen Forderungen, an dieser Situation etwas zu ändern. Da kommt die Ankündigung einer Wasserstoff-Tankstelle ganz recht. Das klingt nach Zukunft, nach Klimaschutz und ein Stück weit auch nach einer von vielen Lösungen des Problems.
Wasserstoff kostet zwar genau wie Diesel, Benzin, Heizöl oder Gas auch Geld. Doch wenn an einer Wasserstoff-Tankstelle die Preise explodieren, so sorgt das nicht für kollektive Empörung. Schon gar nicht in Luxemburg. Denn dort ist bislang höchstens eine Hand voll Autos mit Wasserstoffantrieb unterwegs. Was womöglich auch daran liegt, dass der Weg bis zur nächsten H2-Tanke recht weit ist.
Laut dem Portal H2.live sind die am nächsten liegenden Stationen in Saarbrücken, Koblenz und Aachen. In Lüttich ist eine weitere in der Umsetzung. Das war es dann auch. Wer sich hierzulande ein Wasserstoff-Fahrzeug zulegt, ist also durchaus idealistisch unterwegs. Damit sich daran was ändert, muss irgendwo ja mal der Anfang gemacht werden. Und in Luxemburg ist dafür das Centre Routier Sécurisé (CRS) in Bettemburg vorgesehen.
Der erste Partner abgesprungen
Rund 2,7 Millionen Euro soll die Wasserstoff-Tankstelle kosten. 900 000 Euro steuert davon die EU bei, weitere 800 000 das Land und die restliche Million kommt von Totalenergies, dem zukünftigen Betreiber der Station. Dass ausgerechnet Totalenergies die ordentlich subventionierte Tankstelle errichtet und nicht ein anderer Anbieter, hat laut Bausch einen ganz einfachen Grund: „Wir sind im Ministerium schon seit 2016/2017 mit diesem Vorhaben beschäftigt, aber es ist gar nicht so einfach, jemanden zu finden, der auch bereit ist, dieses Risiko einzugehen.“
So habe es zunächst Verhandlungen mit einem anderen Partner gegeben, der dann aber abgesprungen sei, erklärt der Verkehrsminister und ergänzt, dass die hohe Förderung durch Staat und EU auch notwendig sei, um das Ganze überhaupt ans Laufen zu bekommen. „Wir haben hier ein Projekt, mit dem erst mal kein großes Geld zu verdienen ist“, so Bausch.
Nur Grüner Wasserstoff im Tank
Letzteres hängt vor allem auch damit zusammen, dass die Produktion von Wasserstoff derzeit noch recht energieintensiv ist und deshalb auch nur dann als nachhaltig bezeichnet werden kann, wenn das Gas nicht mithilfe fossiler Brennstoffe, sondern aus nachhaltigen Energien erzeugt wird. Genau das soll auch für den Wasserstoff in Bettemburg gelten. Dort soll ausschließlich Grüner Wasserstoff in die Tanks gepresst werden.
Wie Turmes erklärt, werden in Europa insbesondere Spanien, Portugal und Norwegen die Vorreiter beim Grünen Wasserstoff sein. „Weil das die drei Länder sind, die günstigen Strom aus erneuerbaren Energien und auch das Potenzial haben“, so Turmes. Der dort produzierte Grüne Wasserstoff könne dann zum Beispiel mit Schiffen transportiert, in den Häfen von Rotterdam und Antwerpen gelagert und über das noch zu bauende Wasserstoffnetz über Belgien und die Niederlande nach Luxemburg gefördert werden.
Apropos fördern: Genau wie bei den Elektrofahrzeugen wird auch die Anschaffung eines Wasserstoffbeziehungsweise Brennstoffzellenfahrzeugs vom Staat mit 8 000 Euro bezuschusst. Und wäre man nicht davon überzeugt, dass
Wasserstoff eine zukunftsweisende Technologie sei, würde man das auch nicht machen, sagt Bausch.
Zwei Hersteller produzieren in Serie Bei Fahrzeugen, die mit Wasserstoff betrieben werden, gibt es im Grunde zwei Möglichkeiten. Entweder wird der getankte Wasserstoff genutzt, um einen Verbrennungsmotor zu betreiben, oder aber das Gas wird mithilfe von Sauerstoff in einer Brennstoffzelle in elektrische Energie umgewandelt, um mit diesem Strom dann einen Elektromotor zu versorgen.
Dass das Wasserstoff-Fahrzeug das Zeug dazu hat, sich gegen das akkubetriebene Elektrofahrzeug durchzusetzen, wird aufgrund des hohen Energiebedarfs eher bezweifelt. EU-weit wurden im vergangenen Jahr gerade einmal gut 1 000 Wasserstoff-Fahrzeuge angemeldet, der überwiegende Teil davon in Deutschland, wo es auch die meisten Tankstellen gibt.
Bislang gibt es nur wenige Autobauer, die auf diese Technologie setzen. Aktuell in Serie produziert werden nur das Toyota-Modell Mirai und der Nexo von Hyundai. Mercedes hatte ebenfalls ein Fahrzeug im Programm, dessen Produktion aber 2020 nach zwei Jahren wieder eingestellt wurde. BMW hat kürzlich angekündigt, Wasserstoff-Fahrzeuge produzieren zu wollen. Zunächst nur zu Testzwecken, eine Massenproduktion wird nicht ausgeschlossen. Ansonsten aber tut sich auf dem Gebiet recht wenig.
Die Antwort liegt auch in der Luft Dementsprechend gering dürfte deshalb auch zunächst die Nutzungsfrequenz
der Tankstelle sein. Wobei es im Verkehr durchaus Bereiche gibt, in denen der Wasserstoffantrieb eine bessere Alternative zum Verbrennungsmotor ist als der Elektroantrieb.
So gibt es zwar in Luxemburg bereits viele Elektrobusse, doch werden diese fast ausschließlich im Nahverkehr eingesetzt, weil die Reichweite der Akkus zu gering ist. Für Reisebusse ist Wasserstoff deshalb durchaus eine Option, auf die Busunternehmer auch setzen. Gleiches gilt auch für den Güterverkehr auf Straßen – zumal der Tankvorgang ähnlich schnell abläuft wie beim Benziner oder Diesel, gegenüber den längeren Ladevorgängen bei Elektrofahrzeugen also einen zusätzlichen Vorteil bietet.
Ein Netz mit acht Tankstellen
Weitere Bereiche der Mobilität, in denen die Zukunft eher im Wasserstoff als im reinen Elektroantrieb zu finden ist, sind der Flugund der Schiffsverkehr. Ein Passagierflugzeug elektrisch anzutreiben, ist zwar technisch möglich, aber alles andere als wirtschaftlich. Das Gewicht der dafür benötigten Akkus wäre enorm und die Reichweite trotzdem gering.
Vom kurzen Ausflug in der Luft wieder zurück auf den Boden der Tatsachen, wo die nun vorgesehene Tankstelle in Bettemburg eine von insgesamt acht Stationen im Benelux-Raum sein soll, die im Rahmen des EU-Projekts „H2Benlux“geplant sind. Das Netz wird also nach und nach dichter. So ist der Plan. Fehlen nur noch die Fahrzeuge. Und natürlich ausreichend Grüner Wasserstoff.
Wir haben hier ein Projekt, mit dem erst mal kein großes Geld zu verdienen ist. Mobilitätsminister François Bausch