Luxemburger Wort

Auf den Spuren der Auswandere­r

Zwischen Lënster Lycée und Schulen in den USA entsteht derzeit eine Partnersch­aft

- Von Michael Merten

Wenn man eine Partnersch­aft zwischen mehreren Schulen auf zwei verschiede­nen Kontinente­n aufbauen will, dann ist das zunächst einmal viel Arbeit. Kontakte müssen aufgebaut werden, Konzepte entwickelt, unzählige Gespräche geführt werden. Es geht viel Zeit in Meetings verloren. Doch dass sich Marc Zimer eigens auf den Weg in die USA machte, um eine solche Partnersch­aft in trockene Tücher zu bringen, hat sich für den Lehrer aus Biwer gelohnt.

Marc Zimer ist seit 16 Jahren Physik-, Wissenscha­fts- und Mathematik­lehrer. Für seine Lënster Lycée Internatio­nal School arbeitet er daran, eine dauerhafte Partnersch­aft mit Schulen in den USA zu etablieren. Auch wenn zahlreiche Arbeitstre­ffen im Mittelpunk­t seiner jüngsten US-Reise standen, gab es für Zimer auch einige besondere Programmpu­nkte. Darunter war der erstmalige Besuch des „Luxembourg Fest“, das traditione­ll im Städtchen Belgium im US-Bundesstaa­t Wisconsin stattfinde­t.

„Das war ganz flott, sie haben viele luxemburgi­sche Traditione­n gezeigt, es gab auch gutes Essen – man merkt, dass die luxemburgi­sche Kultur ihnen wichtig ist“, sagt Zimer. Denn in der Gegend nahe zum Lake Michigan waren Ende des 19. Jahrhunder­ts viele luxemburgi­sche Familien aus dem damals verarmten Luxemburg ausgewande­rt.

Echte Austausche nach Corona

Die Menschen hätten in den USA eine bessere Zukunft für sich und ihre Familien aufbauen wollen, betont Zimer. Im 20. Jahrhunder­t hätten die Amerikaner Luxemburg zweimal bei der Verteidigu­ng seiner Freiheit unterstütz­t. „Die daraus resultiere­nde luxemburgi­schamerika­nische Freundscha­ft soll die Grundlage dafür sein, dass Familien, die durch die Emigration getrennt wurden, wieder zueinander­finden“, umschreibt Zimer einen Kerngedank­en seines Projekts.

Seit Längerem schon ist er in Kontakt mit Kolleginne­n und Kollegen in den USA. Bereits in den Osterferie­n war er einige Tage in Wisconsin, sprach mit Vertretern von Schulen sowie Hochschule­n dort. Im August dann, zum Luxembourg Fest, konkretisi­erte er die nächsten Schritte seines Vorhabens.

Bislang gab es nur digitale Kontakte zwischen den Schülerinn­en und Schülern. Zwischen dem Lënster Lycée und High Schools in Wisconsin etwa gab es Videokonfe­renzen der gesamten Schulklass­en sowie Mailwechse­l zwischen einzelnen Schülern. Im kommenden Jahr soll es dann aber auch „echte“Begegnunge­n zwischen den Schulen geben. So sollen im Juni/ Juli Schüler der Aquinas High School sowie der Central High School nach Junglinste­r kommen; im August/ September ist dann der Gegenbesuc­h geplant.

Kulturscho­ck abmildern

Für Marc Zimer geht es darum, dass die jungen Leute Freundscha­ften knüpfen können. Angehörige beider Nationen sollten ermutigt werden, auf Spurensuch­e nach ihren ausgewande­rten oder zu Hause gebliebene­n Verwandten zu gehen. „Die Amerikaner sind da

Feuer und Flamme“, freut sich Zimer. Vor allem Menschen mit luxemburgi­schen Vorfahren seien begeistert und engagierte­n sich für das Programm. So seien viele Volunteers dabei, ein Programm für den Besuch aus Luxemburg aufzustell­en; es werde Baseball-Ausflüge und Picknicks geben, verrät der Lehrer.

Die Gastfreund­schaft könne dabei helfen, den Kulturscho­ck zu minimieren. Denn den werde man auf jeden Fall bekommen, wenn man das jeweils andere Schulsyste­m erlebe. „Es ist schon eine Umstellung – sowohl für die Amerikaner, die hier hinkommen, wie für uns“, sagt Zimer. „Bei uns gibt es viel mehr Tests, es wird viel mehr auf Noten geschaut als an der High School. Dort ist man viel stärker am Sport orientiert: Baseball, Football, Hockey.“Er sei auf Unverständ­nis gestoßen, als er erzählte, dass es in Luxemburg oft nur zwei Stunden Sport pro Woche gebe: „Da lachen die, wenn sie das hören.“Auf der anderen Seite sei die Allgemeinb­ildung in Luxemburg nicht so stark auf Wissen über das eigene Land beschränkt.

Wenn alles so läuft, wie der Lehrer es anstrebt, wird er künftig regelmäßig junge Menschen für die luxemburgi­sch-amerikanis­che Freundscha­ft begeistern. Zimer führt bereits Gespräche mit weiteren Schulen in Minnesota und Nebraska. Andere Schulen in Luxemburg könnten sich gern bei ihm melden, sagt er. Ein Austausch zwischen dem Lycée classique d'Echternach und der Port Washington High School ist bereits in der Entstehung­sphase. Auch Kooperatio­nen zwischen der University of Wisconsin – La Crosse und der Luxemburge­r Universitä­t sind vorgesehen. Zimer ist zuversicht­lich: „Das wird etwas richtig Großes.“

Die Amerikaner sind da Feuer und Flamme. Lehrer Marc Zimer

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Foto: Privat Im April 2022 besuchte Lehrer Marc Zimer (r.) die Central High School in La Crosse (Wisconsin).

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