Nicht unschlagbar
Trotz prominenter Verstärkung fürchtet Tischtennismeister Hostert-Folschette die starke Konkurrenz
Eine Meisterschaft, die bereits vor dem Start entschieden scheint, ist aus sportlicher Sicht wenig erstrebenswert. Deshalb war die Sorge der Tischtennisfans in Luxemburg Ende Mai durchaus berechtigt, als der amtierende Meister HostertFolschette die Verpflichtung von Zoltan Fejer-Konnerth verkündete. Denn der 44 Jahre alte Deutsche ist nicht irgendein Neuzugang. Mit Fejer-Konnerth als Spitzenspieler holte Düdelingen seit 2015 sechs Meisterschaften in Folge. Der Doppel-Europameister von 2002 (mit Timo Boll) war in seiner Düdelinger Zeit ohne Zweifel der beste und vor allem konstanteste Spieler der Liga. „Wenn mir jemand vor drei Jahren gesagt hätte, dass Zoltan Fejer-Konnerth zu uns kommt, hätte ich das niemals geglaubt“, erklärt Hosterts Sekretär Erny Decker.
Es ist wichtig für unsere Sportart, dass das Niveau angehoben wird. Erny Decker
Bereits im Februar hatte der Deutsche seinen künftigen Club kontaktiert und Interesse an einem Wechsel geäußert. Nach ein paar Treffen war der Transfer in trockenen Tüchern. „Die Sache war schon relativ früh klar, wir haben es aber so lange wie möglich geheim gehalten, um keine Unruhe entstehen zu lassen“, verrät Decker. „Jetzt sind wir sehr glücklich, einen solchen Spieler nach Hostert zu bekommen.“Doch nun stellt sich die Frage: Ist das Team noch zu schlagen?
Vereine rüsten auf
„Es wäre vermessen, zu sagen, dass wir sicher wieder Meister werden“, tritt Decker auf die Bremse. „Natürlich können wir es schaffen, aber es gibt noch andere Mannschaften, die den Titel holen können.“Weil Decker die Favoritenrolle seiner Mannschaft nicht nur herunterspielen will, verweist er auf die Transferaktivitäten der Konkurrenz. Denn nicht nur Hostert hat sich für die kommende Spielzeit verstärkt.
In Düdelingen geht künftig der Franzose Enzo Leguistin an den Tisch. Zwar wird der 22-Jährige Fejer-Konnerth kaum ersetzen können, aber an der Seite von Dauerbrenner Gilles Michely ist die Mannschaft des einstigen Seriensieger nicht zu unterschätzen. Und auch Howald, der Pokalsieger
von 2021, hat sich mit dem Tschechen Tomas Koldas einen starken Topspieler ins Boot geholt. Der ebenfalls 22-Jährige nimmt die Position des abgewanderten Irfan Cekic ein. Mit Kolas wolle Howald „wieder vorne mitspielen“.
Laut Decker gehören einige Mannschaften zum Favoritenkreis. Der Vereinsfunktionär zählt dazu neben Pokalsieger Roodt auch das Team aus Linger, das im vergangenen Jahr das Meisterschaftsfinale erreichte und Hostert dort trotz klaren Ergebnisses (5:2, 5:2) einen harten Kampf bot. Denn die Truppe um Christian Kill hat mit Jim Cloos nun eine starke Nummer vier in ihren Reihen, welche vor allem im hinteren Paarkreuz für mehr Ausgeglichenheit sorgen soll.
Liga wird attraktiver
Hosterts großer Konkurrent im Kampf um die Meisterschaft könnte aber Aufsteiger Reckingen werden. „Diese Mannschaft ist mit ihren Neuzugängen sehr stark“, sagt Decker. Deshalb sei er auch sehr gespannt, wie sich Reckingen heute (19.30 Uhr) zum Auftakt der Saison 2022/23 gegen Roodt schlagen wird. Dann greift auch der Deutsch-Slowake Thomas Keinath erstmals ein, der den Aufsteiger gemeinsam mit dem 31-jährigen Litauer Matas Skucas verstärken wird.
Neben dem Olympia-erfahrenen Belgier Philippe Saive (51 Jahre) sorgt Keinath (45), der bei der
EM 2000 Bronze im Doppel gewann und aus der dritten deutschen Liga kommt, für viel Routine – und natürlich spielerische Klasse. „Diese Leute sprechen dafür, dass die luxemburgische Liga immer stärker und attraktiver wird“, erläutert Decker. „Es ist wichtig für unsere Sportart, dass das Niveau angehoben wird.“Dadurch sollen nicht nur mehr Zuschauer in die Hallen kommen, sondern die Wettkämpfe auch spannender werden.
Der Titelverteidiger selbst steigt am kommenden Wochenende noch nicht in den Spielbetrieb ein. Weil Nachwuchstalent Maël van
Dessel bei der U21-Europameisterschaft in Rumänien teilnimmt, wurde das Spiel zwischen Aufsteiger Esch Abol und Hostert-Folschette auf Ende November verlegt. Fejer-Konnerths erster Einsatz im neuen Trikot findet also erst eine Woche später gegen Berburg statt.