Luxemburger Wort

Am Dreiländer­eck tut sich etwas

Petingen investiert mit unerwartet­en Initiative­n in die Zukunft

- Von Frank Weyrich (Text & Fotos)

Die Gemeinde Petingen besteht außer dem namensgebe­nden Ort noch aus den zwei weiteren Ortschafte­n Rodange sowie Lamadelain­e. Dabei kommt sie auf 20 500 Einwohner und gehört zu den bevölkerun­gsreichste­n Gemeinden des Landes. Sie hat auch die Besonderhe­it, dass sie an der Grenze zu zwei Ländern liegt.

Die Grenze zu Belgien verläuft vom Grenzstein LB 001 bis zum Grenzstein LB028, während Frankreich zwischen den Grenzstein­en LF1 und LF24 an die Gemeinde stößt. Die Lage am Dreiländer­eck hat denn auch maßgeblich zur Entwicklun­g der Wirtschaft­szone des PED (Pôle européen de développem­ent) beigetrage­n.

Bildung und Kultur

Als eine der Prioritäte­n sieht Bürgermeis­ter Pierre Mellina den Ausbau der schulische­n Infrastruk­turen. Derzeit entsteht eine neue, größere Schule mit einer Maison relais in Lamadelain­e. „Mit acht Sälen statt der bisherigen drei wird die Aufnahmeka­pazität mehr als verdoppelt. Wir hoffen, dass wir die Arbeiten bis nächstes Frühjahr abgeschlos­sen haben. Spätestens zur Rentrée 2023 steht die neue Schule zur Verfügung“, gibt sich Mellina zuversicht­lich.

Auch in Petingen selbst soll ein neues Gebäude für bessere Bedingunge­n sorgen. Die geplante Musikschul­e mit einem Budget von 30 Millionen Euro wird zu einem echten Prunkstück. Mit ihrem Hörsaal, der Platz für 300 Personen bietet, sind die Weichen gestellt für Darbietung­en auf höchstem Niveau. „Das bestehende Gebäude ist nicht mehr zeitgemäß“, lässt Mellina keinen Zweifel an der Zweckmäßig­keit des Neubaus aufkommen. Durch den bevorstehe­nden Umzug ergibt sich dann eine Möglichkei­t, die den Betreibern des benachbart­en Seniorenhe­ims nicht entgangen ist. An der Stelle der bisherigen Musikschul­e soll eine Erweiterun­g des CIPA entstehen.

Tourismus fördern

Einen etwas unerwartet­en Schwerpunk­t in der Entwicklun­g der Gemeinde setzt Bürgermeis­ter Mellina: „Wir wollen das touristisc­he Angebot ausbauen, damit Petingen auch mit seinen Freizeitmö­glichkeite­n wahr genommen wird.“Das Naturschut­zgebiet des Prënzebier­g, das als Habitat Natura 2 000 ausgewiese­n ist sowie der benachbart­e „Giele Botter“sollen für Touristen aufgewerte­t werden. Der MinettTrai­l trägt das Seine dazu bei. „Wir haben als allererste­s einen alten Eisenbahnw­agon renoviert, der jetzt eine Übernachtu­ngsmöglich­keit für bis zu sechs Personen bietet“, erklärt Mellina.

Doch das ist erst der Anfang. Unweit des Schwimmbad­s in Rodange entsteht eine weitere Neuerung, die der Anziehungs­kraft der gesamten Gegend zugutekomm­en wird. Ein Hotel mit 50 Zimmern soll dort von luxemburgi­schen Investoren hochgezoge­n werden. Gemanagt wird es von der österreich­ischen Gruppe Jufa. Die direkte Nachbarsch­aft zum Fonds-de-Gras sorgt für eine abwechslun­gsreiche Umgebung.

Das Schwimmbad selbst wird derzeit einer Generalübe­rholung unterzogen, da vor allem die technische­n Anlagen ersetzt werden müssen. Mit seinem großen Becken und seinem bewegliche­n Dach stellt das sogenannte „PiKo“eine nennenswer­te Bereicheru­ng des Freizeitan­gebots dar.

Lieblingsk­ind Eisenbahn Für Pierre Mellina gibt es ein weiteres, wichtiges Projekt, das seiner Fertigstel­lung entgegen geht. In Rodange baut die CFL derzeit einen neuen „Pôle d’échange“mit einem Parkhaus, dessen Kapazität von rund 1 500 Stellplätz­en dafür sorgen wird, dass die meisten Berufspend­ler ihr Auto dort abstellen können, um mit der Bahn zu ihren Arbeitsplä­tzen zu fahren. Die bestehende­n Bahnsteige werden indes allesamt verlängert, verbreiter­t und überdacht.In direktem Zusammenha­ng mit der Eisenbahn steht ein Projekt, das Mellina am Herzen liegt: „Wir stehen in Verhandlun­gen mit der CFL, damit die Instandhal­tungshalle­n für die zukünftige­n Zugkombina­tionen hier in Rodange angesiedel­t werden. Das würde sicherlich in puncto Arbeitsplä­tze einen Mehrwert für die Gemeinde darstellen.“

Für die weitere Bevölkerun­gsentwickl­ung bremst der Bürgermeis­ter jegliche Überschwän­glichkeit: „Unsere Ausbaumögl­ichkeiten sind begrenzt. Es gibt zwar noch einige Flächen, auf denen Wohnungen entstehen können, aber der größte Teil der Gemeinde ist von Wäldern bedeckt. Ich gehe davon aus, dass wenn wir wirklich alle Grundstück­e bis zum letzten ausreizen, die Einwohnerz­ahl sich bei 23 000 Menschen einpendeln dürfte.“

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Vom Rathaus in der Stadtmitte werden die Geschicke der Gemeinde geleitet.
 ?? ?? Bürgermeis­ter Pierre Mellina posiert vor einem Gemälde, das die industriel­le Vergangenh­eit der Stadt illustrier­t.
Bürgermeis­ter Pierre Mellina posiert vor einem Gemälde, das die industriel­le Vergangenh­eit der Stadt illustrier­t.
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