Den Umständen entsprechend
Luxemburg hat neue gepanzerte Aufklärungsfahrzeuge bestellt – Sie bieten mehr Nutzlast und haben einen klaren Vorteil
Die Luxemburger Armee beschreitet weiter den Weg der Modernisierung. 367 Millionen Euro sollen in den Erwerb und die Instandhaltung 80 neuer gepanzerter Aufklärungsfahrzeuge fließen, sogenannte „Command Liaison and Reconnaissance Vehicles“(CLRV). Am Donnerstag unterschrieb Armeeminister François Bausch (Déi Gréng) einen gemeinsamen Vertrag mit der Nato Support and Procurement Agency (NSPA), deren logistische Mithilfe bei der Beschaffung der neuen CLRV-Fahrzeuge als weiteren Meilenstein der „exzellenten Zusammenarbeit“zwischen Luxemburg und der NSPA vom Armeeminister gedeutet wurde.
„Luxemburg ist ein kleines Land. Wir hätten mit unseren begrenzten Ressourcen diesen Einkauf nicht alleine tätigen können“, lobte Minister Bausch des Weiteren die Arbeit der NSPA, deren Sitz sich in Capellen befindet. Diese brilliere nicht einzig durch ihre strategische Rolle als Unterstützer der Luxemburger Armee, sondern auch in ihrer Funktion als bedeutender Arbeitgeber im Gastgeberland. „Der Beitrag Luxemburgs zur Nato ist äußerst wichtig. Wir begrüßen den Schritt der luxemburgischen Armee, sich zu modernisieren, um die auferlegten Kriterien der Nato zu erfüllen“, erläutert die Generaldirektorin der NSPA, Stacy Cummings, die Bedeutung Luxemburgs für das Militärbündnis.
Modernisierung wurde zur Notwendigkeit
2021 wurde das Finanzierungsgesetz für die neuen Aufklärungsfahrzeuge gestimmt. Damals herrschte noch eine weitaus andere geopolitische Lage als 2022 nach dem Ausbruch des Ukrainekrieges im Februar selbigen Jahres. „Die Lage hat sich geändert. Europa muss sich stärker darum bemühen, für mehr Sicherheit zu sorgen. Die aktuelle geopolitische Lage unterstreicht diese Notwendigkeit mehr denn je“, rechtfertigt Minister Bausch die Beschaffung der neuen Aufklärungsfahrzeuge.
Die bisherigen Modelle „AM General HUMVEEs“und „KMW Dingo 2 Protected Reconnaissance Vehicles“seien laut General Steve Thull immer mehr in die Jahre gekommen. Die Kosten für etwaige Reparaturen an den bisher 90 vorhandenen Fahrzeugen (42 „Hummer“und 48 PRV) sind nach
Angaben des Generals „aus wirtschaftlichen Gründen“nicht tragbar gewesen. Seit 2017 arbeite man zusammen mit der NSPA daran, Kriterien festzulegen, nach denen die Anschaffung neuer Vehikel sich richten würde. Die Interoperabilität der neuen Bodenflotte zu gewährleisten, sei bei den Gesprächen mit der NSPA zum Hauptkriterium herangewachsen.
„Europa ist kein Land mit nur einer Rüstungsindustrie. Das macht es also komplizierter, sich mit anderen Ländern abzustimmen, weswegen Interoperabilität im Zentrum unserer Bemühungen stehen sollte“, ergänzt Minister Bausch.
Erste Lieferung im Dezember 2024
Größer als die bisherigen PRVModelle erreicht das neue Fahrzeug „Eagle V“eine Nutzlast von 2,5 Tonnen – 0,5 Tonnen mehr als sein Vorgänger. Mit einer Pferdestärke von 285 ist das neue Aufklärungsfahrzeug um einiges schneller und garantiert somit mehr Sicherheit. Steht das Vehikel unter Beschuss, kann es aufgrund der erhöhten Mobilität schneller dem Kreuzfeuer entfliehen. Eine Besonderheit, die von General Steve Thull hervorgehoben wird, ist die klare Trennung zwischen Schuss- und Visierlinie: „Nähern wir uns mit dem Fahrzeug an, können wir rechts und links beobachten, was um uns passiert, ohne bedrohlich zu wirken.“
Der Prozess der Beschaffung der neuen Einsatzfahrzeuge wurde von der NSPA übernommen. Drei Unternehmen aus der Rüstungsindustrie wurden in den Prozess miteingebunden: General Dynamics European Land Systems (Schweiz) entwickelte das Fahrzeug „Eagle V“, Herstal (Belgien) war für die Bewaffnung des Fahrzeugs zuständig, Thales und Scorpion (Frankreich) für die Entwicklung der Kommunikationssysteme. Thales (Belgien) wurde damit beauftragt, Kommunikationssysteme
Europa ist kein Land mit nur einer Rüstungsindustrie. Das macht es also komplizierter, sich mit anderen Ländern abzustimmen. Francois Bausch (Déi Gréng), Armeeminister
Die Lage hat sich geändert. Europa muss sich stärker darum bemühen, für mehr Sicherheit zu sorgen. Francois Bausch (Déi Gréng), Armeeminister
und Bewaffnung in das Fahrzeug zu integrieren.
Von den 367 Millionen Euro, die durch das Finanzierungsgesetz vom 17. Dezember 2021 zur Entwicklung der Fahrzeuge zur Verfügung gestellt werden, sollen 226 Millionen in den Erwerb der Technologie fließen – die restliche Summe dient der Instandhaltung über eine Periode von Minimum 15 Jahren. Ende 2024 sollen die ersten zehn Fahrzeuge geliefert werden, 30 weitere im Juli 2025. Die Lieferung der übrigen 40 Vehikel soll bis Juli 2026 erfolgen.
Stacy Cummings (l.), die Generaldirektorin der NSPA, Armeeminister Francois François (m.) und General Steve Thull (r.) nach der Vertragsunterzeichnung.
Der von General Dynamics
European Land Systems entworfene „Eagle V“wiegt neun Tonnen und hat eine Nutzlast von 2,5 Tonnen.